Wie wirkt sich eine Hormonersatztherapie auf das Brustkrebs-Risiko aus?
Das Risiko für die Entstehung von Brustkrebs durch die Anwendung einer Hormonersatztherapie ist doppelt so hoch, wie bisher angenommen. Eine neue umfangreiche Studie bestätigt, dass eine Hormonersatztherapie die direkte Ursache für Krebs sein kann.
Bei der aktuellen Untersuchung der Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer wurde jetzt festgestellt, dass das Risiko für Brustkrebs durch eine Hormonersatztherapie massiv erhöht wird. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.
Ist eine Hormonersatztherapie gefährlich für Frauen?
Je länger Frauen eine Hormonersatztherapie machen, desto höher ist das Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Und es zeigte sich zusätzlich, dass das erhöhte Risiko nicht verschwindet, wenn die Frauen die Behandlung abbrechen, berichten die Forschenden. Frauen, welche eine Hormonersatztherapie machen oder zuvor eine solche Behandlung genutzt haben, sollten daher verstärkt auf Anzeichen von Brustkrebs achten. Zwar bestehe kein Grund zur Panik verfallen, doch betroffene Frauen sollten bei Unsicherheit eine ärztliche Brustuntersuchung durchführen lassen.
Risiko doppelt so hoch wie eigentlich angenommen wurde
Das Risiko für Brustkrebs durch eine Hormonersatztherapie ist doppelt so hoch, wie bisher angenommen wurde, da es noch bis zu zehn Jahre oder länger anhält, nachdem die Frauen die Hormonersatztherapie bereits abgesetzt haben. Eine von 50 Frauen mit durchschnittlichem Gewicht, die täglich über einen Zeitraum von fünf Jahren die häufigste Form einer Hormonersatztherapie eigenommen hat (täglich Einnahme von Östrogen und Gestagen kombiniert), erkranke an Brustkrebs, berichtet das Forschungsteam.
Kein Risiko durch Hormonersatztherapie im ersten Jahr?
Frauen sollten das Risiko kennen, damit dies bei der Abwägung einer Hormonersatztherapie berücksichtigt werden kann. Die Wechseljahre können unangenehme Nebenwirkungen haben, und Hormonersatztherapie-Produkte können zur Linderung der Symptome beitragen. Doch kein Medikament ist völlig risikofrei und es ist wichtig, dass Frauen eine fundierte Entscheidung auf Basis der individuellen Vorteile und Risiken treffen können. Frauen sollten den aktuellen Ergebnissen zufolge die Hormonersatztherapie möglichst nur in der niedrigsten Dosis und für die kürzestmögliche Zeit einnehmen. Die Studie zeigt auch, dass im ersten Jahr möglicherweise kein erhöhtes Risiko besteht.
Sollten Richtlinien aktualisiert werden?
Die Hormonersatztherapie wird bereits lange mit Brustkrebs in Verbindung gebracht, in geringerem Maße auch mit Eierstockkrebs. Das Thema wurde jedoch kontrovers diskutiert. Lange haben viele Allgemeinmediziner behauptet, dass eine Hormonersatztherapie kein Grund zu Sorge sei. Solche Aussagen sollten angesichts der neuen Ergebnisse dringend überdacht werden. Auch vorhandene Leitlinien zur Verwendung der Hormonersatztherapie sollten gegebenenfalls aktualisiert werden.
Wie stark war das Risiko erhöht?
Die Hormonersatztherapie scheint die Ursache für etwa fünf Prozent der Brustkrebserkrankungen zu sein. Das Krebsrisiko steigt mit der Zeit, in der Frauen Hormone einnehmen, und die Arten von Krebs sind in der Regel Östrogenrezeptor-positiv, was bedeutet, dass sie von Östrogen gesteuert werden. In westlichen Ländern erkranken ohne Hormontherapie 6,3 Prozent der normalgewichtigen Frauen im Alter über 50 Jahren innerhalb der nächsten 20 Jahre an Brustkrebs. Bei Frauen, die die häufigste hormonelle Kombination einnahmen, war in der aktuellen Studie ein Anstieg auf 8,3 Prozent zu verzeichnen. Nahmen die Frauen nur zeitweise Gestagen ein (etwa zehn bis 14 Tage im Monat), lag das Risiko bei 7,7 Prozent. Wenn nur Östrogen genutzt wurde, weil kein Gestagen benötigt wird, lag das Risiko dagegen bei 6,8 Prozent. Übergewichtige Frauen haben generell ein erhöhtes Brustkrebsrisiko, da ihr Fettgewebe nach den Wechseljahren zusätzliches Östrogen produziert. Die Studie ergab, dass die Hormonersatztherapie dieses Risiko nicht weiter erhöhte. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer: Type and timing of menopausal hormone therapy and breast cancer risk: individual participant meta-analysis of the worldwide epidemiological evidence, in The Lancet (Abfrage: 30.08.2019), The Lancet
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.