PCOS: Neuer vielversprechender Behandlungsansatz
Etwa 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter hierzulande leiden an einem polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS oder PCO-Syndrom). Da die Erkrankung bislang nicht heilbar ist, orientiert sich die Therapie an den Symptomen. Forschende berichten nun über die Wirkung eines Medikaments gegen Diabetes. Sie sehen darin einen vielversprechenden Ansatz, um PCOS zukünftig besser behandeln zu können.
Das PCO-Syndrom ist zwar nicht heilbar, aber die Beschwerden lassen sich laut Fachleuten meist gut in den Griff bekommen. In der Regel richtet sich die Therapie nach den Bedürfnissen und Beschwerden der Patientin. Helfen könnte dabei in Zukunft ein Wirkstoff, der bei Diabetes und Übergewicht zum Einsatz kommt.
Wirkung des Medikaments Licogliflozin untersucht
Wie in einer aktuellen Mitteilung der Universität Duisburg-Essen erklärt wird, ist das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) eine Hormonstörung, von der rund 15 Prozent der Frauen betroffen sind.
Betroffene Patientinnen produzieren zu viele männliche Hormone, sogenannte Androgene. Dies wirkt sich stark auf die Lebensqualität und die Fruchtbarkeit aus: der Androgenüberschuss führt zu vermehrter Körperbehaarung und Akne und lässt den Eisprung ausbleiben.
Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen hat jetzt in einer deutsch-amerikanischen Kurzzeitstudie die Wirkung des Medikaments Licogliflozin untersucht.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen darin einen vielversprechenden Ansatz, um PCOS zukünftig besser behandeln zu können.
Bei PCOS kommt es zu einer Insulinresistenz
„Licogliflozin gehört zu einer Wirkstoffgruppe, die bei Diabetes und Übergewicht zum Einsatz kommt“, erläutert PD Dr. Susanne Reger-Tan, Erstautorin der vor kurzem in dem Fachjournal „Diabetes, Obesity and Metabolism“ veröffentlichten Studie.
„Da es auch bei PCOS zu einer Insulinresistenz kommt, ähnlich wie bei Diabetes, haben wir diesen medikamentösen Ansatz gewählt“, so die Leiterin des Diabeteszentrums in der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen.
Androgenüberschuss wurde verringert
Den Angaben zufolge erhielten Patientinnen mit stark ausgeprägtem PCOS über einen Zeitraum von zwei Wochen dreimal täglich 50 mg Licogliflozin oder ein Placebo. Dieses Medikament hemmt gleich zwei Natrium-Glucose-Transporter und wirkt darüber regulierend auf den Blutzucker.
„Wir konnten beobachten, dass der Blutzucker- und Insulinspiegel sinkt und sich als Folge dessen auch der Androgenüberschuss verringert“, fasst Reger-Tan die Studienergebnisse zusammen.
Laut der Mitteilung wurden insgesamt 29 Probandinnen untersucht – die Daten von gleich neun Patientinnen konnten aber nicht berücksichtigt werden. Was zunächst bedauerlich klingt, ist vermutlich jedoch ein großer Erfolg.
„Ihre Daten konnten u.a. nicht ausgewertet werden, weil ein Teil dieser Probandinnen einen Eisprung hatte“, erklärt Reger-Tan. „Das wäre ein toller Behandlungserfolg für die betroffenen Frauen.“
Das Forschungsteam möchte nun in einer größeren und länger angelegten Studie das volle Potential der Behandlung mit Licogliflozin untersuchen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Studie von dem Pharmaunternehmen Novartis finanziell unterstützt wurde. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg-Essen: Behandlung von PCOS: Licogliflozin verringert Androgenüberschuss, (Abruf: 08.08.2021)
- Susanne Tan MD, Stanislav Ignatenko MD, Frank Wagner MD, Anuja Dokras MD, Jochen Seufert MD, Denise Zwanziger PhD, Karin Dunschen MD, Marjorie Zakaria MD, Neda Huseinovic BSc, Craig T. Basson MD, Ping Mahling PhD, Dagmar Fuhrer MD, Markus Hinder MD: Licogliflozin versus placebo in women with polycystic ovary syndrome: A randomized, double-blind, phase 2 trial; in: Diabetes, Obesity and Metabolism, (veröffentlicht: 15.07.2021), Diabetes, Obesity and Metabolism
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.