HPV: Wirksamer Schutz bereits nach einer Impfung?
Statt der bisher empfohlenen zwei Impftermine zum Schutz gegen Humane Papillomviren (HPV) könnte eine einmalige Impfung mit dem HPV-Impfstoff Cervarix möglicherweise ausreichen, um einen guten Impfschutz zu erreichen, so das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung unter Federführung von Epidemiologen des US-National Cancer Institute (NCI). Das Forscherteam um Prof. Dr. Cosette Wheeler von der University of New Mexico in Albuquerque (USA) und Dr. Aimée Kreimer vom US National Cancer Institute (NCI) hat die Ergebnisse seiner Studie in dem Fachmagazin „Lancet Oncology“ veröffentlicht.
In jüngeren Untersuchungen verdichteten sich laut Angaben der Forscher die Hinweise darauf, dass ein oder zwei Dosen des HPV-Impfstoff bereits einen ähnlichen Schutz bieten, wie drei Dosierungen. Sie überprüften daher anhand der Daten aus dem sogenannten Costa Rica Vaccine Trial und der PATRICIA-Studie die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen die beiden HPV-Typen 16 und 18 nach einer, zwei und drei Impfungen. Hierzulande wird die HPV-Impfung seit dem vergangenen Jahr von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen, wobei zwei Impftermine vorgesehen sind. Für ältere Mädchen sieht die STIKO drei Impfungen vor, um einen ausreichenden Impfschutz zu erreichen. Als Impfstoffe sind in Deutschland Gardasil und Cervarix zugelassen.
Empfehlung zu HPV-Impfung umstritten
Die HPV-Impfung kann grundsätzlich nur eine Wirkung entfalten kann, wenn die Patientinnen zuvor nicht infiziert waren, weshalb sich die STIKO im vergangenen Jahr zu einer Herabsetzung des Impfalters entschied. Denn die Impfung sollte vor einer möglichen Erstinfektion – also vor dem ersten Geschlechtsverkehr – erfolgen. Allerdings bleibt bis heute durchaus umstritten, inwieweit die Impfung überhaupt sinnvoll ist, da mit Hilfe angemessener Verhütung (Kondome) das Infektionsrisiko bereits minimiert werden kann und zudem durch den sogenannten PAP-Test (Abstrich-Untersuchungen des Gebärmutterhalses) das Gebärmutterhalskrebs-Risiko umfassend reduziert wird. Trotz der vielfach geäußerten Kritik hält die STIKO zwar bisher an ihrer Empfehlung fest, doch könnte gegebenenfalls eine Anpassung der vorgesehenen Dosen folgen, wenn sich die aktuellen Ergebnisse der US-Wissenschaftler auch in weiteren Studien bestätigen.
Hinweise auf ausreichende Schutzwirkung nach ein bis zwei Impfungen
In dem Costa Rica Vaccine Trial mit 7.466 teilnehmenden Frauen im Alter zwischen 18 bis 25 Jahren haben sich laut Aussage der Forscher bereits Hinweise darauf ergeben, dass eine oder zwei Impfungen die gleiche Schutzwirkung entfalten könnten, wie drei Dosen. Allerdings waren viele der Teilnehmerinnen vor der Impfung schon sexuell aktiv, was die Aussagekraft der Studie beeinträchtigte. Die US-Wissenschaftler bezogen daher die Daten von 18.644 Frauen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren aus dem „Papilloma Trial against Cancer in Young Adults“ (PATRICIA) mit ein. So kann sich die aktuelle Studie auf die Daten von insgesamt 24.055 Frauen, stützen, wobei unter ihnen 1.183 nur zwei und 543 nur eine Impfdosis erhalten hatten.
Weitere Studien zu Beurteilung der HPV-Impfungen erforderlich
In Bezug auf Infektionen mit den HPV-Typen 16 und 18 lag die „Wirksamkeit des Impfstoffes für drei Dosen bei 77 Prozent, für zwei Dosen bei 76 Prozent und nach einer Dosis bei 85,7 Prozent“, berichten die Wissenschaftler. Zwar verhielt sich die Impfung bei anderen HPV-Typen umgekehrt, doch in Bezug auf den Gebärmutterhalskrebs wird den beiden genannten HPV-Typen eine herausragende Rolle zugeschrieben. Die Impfungen müssen daher insbesondere vor HPV 16 und 18 einen ausreichenden Schutz gewährleisten. „Vier Jahre nach der Impfung von Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren mit einer oder zwei Dosen des HPV-16/18-Impfstoffs scheint ein ähnlicher guter Schutz erreicht zu werden, wie durch den Drei-Dosisplan“, schreiben die Forscher. Nun seien weitere Studien zur direkten Beurteilung der Wirksamkeit des HPV-16/18-Impfstoffs nach einer Dosis erforderlich. Sollten diese positiv ausfallen, wäre zumindest in diesem Punkt ein Anpassung der Impfempfehlung dringend geboten. (fp)
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