Ausgebildete Hunde können Lungenkrebs mit Schnüffeln diagnostizieren
18.08.2011
Bereits seit längerem ist bekannt, dass Hunde mit ihrer feinen Nase verschiedene Krebserkrankungen erschnüffeln können. Nun haben Medizinern der Klinik Schillerhöhe in Gerlingen (Kreis Ludwigsburg) nachgewiesen, dass die Vierbeiner auch Lungenkrebs (Bronchialkarzinome) relativ zuverlässig diagnostizieren.
Die speziell trainierten Hunde haben bei den aktuellen Untersuchungen in mehr als 70 Prozent der Fälle den Lungenkrebs erkannt, berichtet Studienautor Thorsten Walles in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „European Respiratory Journal“. Die Hunde haben dabei vermutlich im Atem der Lungenkrebs-Patienten andere Chemikalien wahrgenommen als bei gesunden Probanden, so Walles weiter. Diese Unterschiede waren laut Aussage des Experten für die Vierbeiner bereits in einem sehr frühen Krankheitsstadium erkennbar. Sollte es gelingen die chemischen Substanzen, die den Hunden bei der Diagnose helfen, zu identifizieren, wäre die Entwicklung künstlicher Sensoren zur Früherkennung von Lungenkrebs denkbar, betonen die Wissenschaftler der Klinik Schillerhöhe.
Hunde erkennen Lungenkrebs in 71 Prozent der Fälle
Im Rahmen der Studie hatten Thorsten Walles und Kollegen 100 Atemproben von Lungenkrebs-Patienten sowie 400 Atemproben von gesunde Studienteilnehmer einer Diagnose durch speziell ausgebildete Hunde unterzogen. Bei 71 der 100 Lungenkrebs-Atemproben erkannten die Vierbeiner den Lungenkrebs, bei 372 der 400 Atemproben der gesunden Studienteilnehmer stellten die Hunde korrekterweise fest, dass kein Lungenkrebs vorlag. Die Hunde erkannten den Lungenkrebs unabhängig davon, ob die Erkrankten Raucher waren oder unter der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) litten, berichtet Thorsten Walles. Dem Fachmann zufolge gibt es „im Atem der Lungenkrebs-Patienten wahrscheinlich andere Chemikalien als im normalen Atem und der feine Geruchssinn der Hunde kann diesen Unterschied bereits in einem frühen Stadium der Krankheit erkennen.“ Das Studienergebnis sei – unabhängig von dem Nachweise der Möglichkeit zur Lungenkrebs-Diagnose mit Hilfe von Hunden – für die Wissenschaft von besonderer Bedeutung, da bisher keine Möglichkeiten zur Früherkennung von Bronchialkarzinomen bestehen, erklärte die European Lung Foundation. Die Trefferquote der Hunde biete mit etwas mehr als 70 Prozent bisher zwar nicht die medizinisch notwendige Sicherheit, doch die Vierbeiner wurden für die aktuelle Untersuchung lediglich elf Wochen trainiert, so dass mit einer besseren Ausbildung vermutlich auch die Diagnosesicherheit steigen würde, erläuterte Walles.
Krebs-Diagnose mit Hilfe ausgebildeter Hunde keine Neuheit
Frühere Studien haben bereits belegt, dass Hunde verschiedene Krebserkrankungen wie Haut-, Brust- und Darmkrebs anhand von Atem, Urin oder Stuhl der Patienten erschnüffeln können. Nun haben die deutschen Forscher dies erstmals auch für Lungenkrebs bestätigt. Doch ein Einsatz der Vierbeiner in der medizinischen Praxis wird vermutlich trotzdem in Zukunft eher die Ausnahme bleiben. Zwar sind die Hunde deutlich schneller als bisherige Diagnoseverfahren, doch ihre Kapazitäten sind begrenzt. Ein Hund kann nicht den ganzen Tag zur Diagnose eingesetzt werden, da dies für die Vierbeiner äußerst anstrengend ist und mit der Zeit die Diagnosesicherheit deutlich zurückgehen würde. Ein elektronischer Sensor könnte jedoch die Arbeit der Hunde übernehmen, sollte es gelingen, die chemischen Substanzen, die von den feinen Hundenasen wahrgenommen werden, zu identifizieren, so die Aussage der Mediziner der Klinik Schillerhöhe. Hierdurch würde die Früherkennung von Lungenkrebs ermöglicht und die Überlebenschancen der Betroffenen würden sich deutlich erhöhen, berichten Walles und Kollegen. Denn je früher die Krankheit erkannt wird, desto höher die Erfolgschancen der Therapie. Da Lungenkrebs bis heute die weltweit meisten Todesfälle aller Krebserkrankungen verursacht, suchen Mediziner seit Jahren nach Möglichkeiten einer effizienten Behandlung und Früherkennung. Allein in Deutschland erkranken laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) jährlich rund 50.000 Menschen an einem Bronchialkarzinom, 40.000 Menschen sterben hierzulande jedes Jahr in Folge einer Lungenkrebserkrankung. Die Überlebenschancen nach fünf Jahren liegen bei Lungenkrebs-Patienten bei lediglich rund fünf Prozent. (fp)
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