Rund 300.000 Kleinkinder haben Windeldermatitis – Vor allem Ostdeutschland betroffen
Die sogenannte Windeldermatitis zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen im Säuglingsalter. Hunderttausende Kleinkinder sind hierzulande davon betroffen – vor allem im Osten des Landes. Fachleute erklären, was Eltern tun können, um einem wunden Babypo vorzubeugen.
Aus der Hochrechnung einer aktuellen Barmer-Analyse geht hervor, dass fast jedes zehnte Kleinkind in Deutschland unter Windeldermatitis leidet. So stellten Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2018 bei etwa 300.000 Kindern zwischen 0 und 3 Jahren Entzündungen im Bereich der Windelregion fest, berichtet die Krankenkasse in einer Mitteilung.
Windeldermatitis nicht auf die leichte Schulter nehmen
Kleinkinder, die von der Dermatitis betroffen sind, weinen häufiger und schlafen schlechter, wenn der wunde Po sie stört. Den Angaben zufolge waren allein bei der Barmer rund 26.300 Kleinkinder betroffen, was etwa 9,5 Prozent der Mädchen und Jungen in dieser Altersgruppe entspricht.
„Eine Windeldermatitis sollten Eltern nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wird sie nicht umgehend behandelt, besteht die Gefahr, dass sie sich großflächig ausbreitet und die medizinische Behandlung immer schwieriger wird“, erläutert Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer.
Wie in der Mitteilung erklärt wird, sei die Haut in schweren Fällen nicht nur gereizt, gerötet und jucke, sondern könne sich zusätzlich mit Bakterien oder Pilzen infizieren. Bei komplizierten Infektionen könnten sich auch größere Blasen bilden. Dann drohten sogar Gewebeschäden.
Habe das Kleinkind über längere Zeit eine entzündete Haut, sollten die Eltern sich vom Kinder- oder Hautarzt beraten lassen, um mögliche Sekundärinfektionen auszuschließen, so Petzold.
Ostdeutsche Kleinkinder sind häufiger betroffen
Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, wird die Windeldermatitis verstärkt in den ostdeutschen Flächenländern ärztlich diagnostiziert. Bei den Barmer-versicherten Kindern zwischen 0 und 3 Jahren kam sie demnach im Jahr 2018 zu 12,4 Prozent in Brandenburg, zu 12,0 Prozent in Sachsen-Anhalt, zu 11,7 Prozent in Sachsen und zu 10,9 Prozent in Thüringen vor.
Die geringsten Betroffenenraten gab es in Hamburg mit 6,5 Prozent, sowie in Schleswig-Holstein und Hessen mit jeweils 7,8 Prozent.
„Die massiven regionalen Unterschiede im Auftreten der Windeldermatitis sind rein medizinisch nicht erklärbar. Dass der Anteil der betroffenen Kleinkinder in manchen Bundesländern fast doppelt so hoch ist wie in anderen, lässt Fragen offen“, so Petzold.
Tipps für Eltern
Fachleute raten davon ab, bei Windeldermatitis allein auf Hausmittel zu setzen. Stattdessen werden antiseptische Barrierecremes, zum Beispiel mit Zinkoxid empfohlen. Unterstützt werden kann der Heilungsprozess unter anderem auch durch Kamillebäder.
Noch besser als behandeln ist vorbeugen: Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat auf der Webseite „kinderaerzte-im-netz.de” einige Tipps zusammengefasst, die dabei helfen sollen, dass ein wunder Po gar nicht erst entsteht:
- Die Windeln so häufig wie möglich wechseln (bei Neugeborenen etwa alle zwei Stunden, später alle drei bis vier Stunden).
- Die Windeln immer sofort nach der Stuhlentleerung entfernen.
- Nach jedem Windelwechseln den Po mit warmem Wasser reinigen und schonend abtrocknen (beispielsweise mit Baumwolltüchern oder Watte); auf feuchte Tücher sollte besser verzichtet werden, denn sie begünstigt laut Untersuchungen eine Windeldermatitis.
- Das Baby so oft wie möglich nackt strampeln oder krabbeln lassen, damit ausreichend Luft und Licht an den Po kommen.
- Stillen bietet offenbar einen gewissen Schutz. Der Stuhl von gestillten Babys hat unter anderem einen niedrigeren pH-Wert.
Die Fachleute weisen darauf hin, dass Eltern mit ihrem Kind frühzeitig zum Kinder- und Jugendarzt gehen sollten, wenn der Po wund wird, da so eine weitere Ausbreitung verhindert werden kann. In seltenen Fällen kann auch eine andere Krankheit die Ursache für den wunden Po sein. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Barmer: Rund 300.000 Kleinkinder haben Windeldermatitis – Vor allem ostdeutsche Flächenländer betroffen, (Abruf: 11.02.2020), Barmer
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ): Windeldermatitis/Windelsoor, (Abruf: 11.02.2020), kinderaerzte-im-netz.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.