Somalia droht neben der Hungerkatastrophe eine Cholera-Epidemie
15.08.2011
Neben der aktuellen Hungersnot bedroht nun auch eine Cholera-Epidemie die Bevölkerung in Somalia. Seit Jahresbeginn mussten über 4.000 Patienten in Somalia wegen gefährlicher Durchfallerkrankung behandelt werden, wobei sich allein in der letzten Wochen die Anzahl der Erkrankungen um elf Prozent erhöht habe, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Den Angaben der WHO zufolge erkranken in dem von der Hungerkatastrophe ohnehin schon gebeutelten afrikanischen Staat derzeit vor allem Kinder im Alter unter fünf Jahren an der Infektionskrankheit Cholera. 181 Cholera-Patienten seien bereits verstorben. Angesichts des deutlichen Anstiegs der gemeldeten Erkrankungen in der vergangenen Woche, kann „also durchaus von einer Cholera-Epidemie“ gesprochen werden, erklärte der WHO-Mitarbeiter Michel Yao.
Hungersnot verursacht Flüchtlingsströme
Die Hungerkatastrophe in Somalia hat bereits zehntausende Menschenleben gefordert und massive Flüchtlingsströme in Richtung des Nachbarlandes Kenia sowie die Hauptstadt Mogadischu ausgelöst. In der Hoffnung hier ein wenig Wasser und Lebensmittel zu ergattern, sind in den vergangenen Monaten rund 100.000 Menschen nach Mogadischu geflohen, 440.000 nach Kenia. Derzeit leben in der Hauptstadt Somalias fast eine halbe Millionen Menschen, die aus anderen Regionen des Landes hierher geflohen sind. Als Ursache für die aktuelle Hungersnot nennen die Experten die seit Jahren anhaltende Dürre, welche ebenfalls in Regionen Kenias und Äthiopiens zu verzeichnen ist. Darüber hinaus haben die fortwährenden gewalttätigen Konflikte zwischen rebellischen Milizen und der umstrittenen Zentralregierung einen wesentlichen Anteil an der aktuellen Katastrophe. So können zum Beispiel verschiedene internationale Hilfsorganisationen seit Anfang 2010 aus Sicherheitsgründen nicht länger im Süden Somalias agieren, da hier die Al-Schabab-Miliz das Sagen hat. Als eine der wenigen Hilfsorganisationen, die in der Gegend noch aktiv sind, hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) daher seine Tätigkeit zur Unterstützung, der rund 1,1 Millionen im Süden Somalias lebenden Menschen, weiter ausgebaut.
Flüchtlingsströmen erhöhen die Seuchengefahr
Doch die Bemühungen der Hilfsorganisationen konnten die Hungerkatastrophe nicht abwenden und so ziehen derzeit hunderttausende Menschen in Flüchtlingsströmen durchs Land. Diese Flüchtlingsströme bringen ihrerseits eine erhöhte Seuchengefahr mit sich, warnt nun die Weltgesundheitsorganisation. So seien aus mehreren Regionen Somalias bereits Cholera-Ausbrüche gemeldet worden und in der vergangenen Woche habe sich die Anzahl der Patienten, die wegen des Cholera-typischen extremen Durchfalls medizinisch versorgt werden mussten, von 3.839 auf 4.272 erhöht. Ein Anstieg von elf Prozent, der nach Einschätzung des WHO-Mitarbeiters Michel Yao, als deutliches Anzeichen für den Ausbruch einer Cholera-Epidemie zu werten ist. Die Cholera-Bakterien werden dabei meist über Fäkalien verseuchtes Trinkwasser übertragen und verursachen extremen Durchfall und Erbrechen (Gastroenteritis). Für Kinder und ohnehin geschwächte Personen ist eine Cholera-Infektion durchaus lebensgefährlich, da der massive Flüssigkeitsverlust einen Flüssigkeitsmangel zur Folge haben kann und weitere gesundheitliche Beschwerden, wie Lungenentzündungen, Ohrspeicheldrüsen-Entzündungen oder Blutvergiftungen als Folgen der Cholera-Infektion drohen, erläuterte der Experte. Bisher sind in Somalia im Zuge der aktuellen Ausbreitung der Cholera 181 Menschen an den Folgen der bakteriellen Infektion verstorben, wobei vor allem Kinder im Alter unter fünf Jahren zu den Opfern zählen, berichtet die WHO.
Zwölf Millionen Menschen vom Hunger bedroht
Mehr als zwölf Millionen Menschen sind laut Einschätzung der WHO derzeit in dem ostafrikanischen Staat von Hunger bedroht, darunter zwei Millionen Kinder. Zehntausende seien bereits an den Folgen der Unterernährung verstorben und mehr als eine halbe Millionen Kinder könnte nach Einschätzung des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) in den kommenden Woche verhungern, wenn die internationale Hilfe nicht schnell greife. „Wir können Leben retten, wenn wir jetzt handeln“, betonte die UNICEF-Sprecherin Marixie Mercado. Allerdings sei der Spendenaufruf der Vereinten Nationen über 2,4 Milliarden Dollar bisher deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben und habe bislang lediglich die Hälfte der angedachten Summe eingebracht. Schnelles Handeln ist laut Einschätzung der WHO-Experten jedoch nicht nur aufgrund der Hungersnot an sich geboten, sondern auch weil die Cholera-Epidemie ansonsten ein Ausmaß annehmen könnte, dass ebenfalls zehntausende Somalier betreffen würde. Der Bevölkerung müsse dringend der Zugang zu unbelastetem Trinkwasser ermöglicht werden, um einen weiteren Anstieg der Cholera-Infektionen zu vermeiden. (fp)
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Bild: Cornelia Menichelli / pixelio.de
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