Zahl der Masernerkrankungen in Deutschland stark angestiegen
02.12.2013
Bei den Symptomen Schnupfen, Husten oder Fieber denkt jeder zuerst an eine ganz normale Grippe. Dabei kann es sich aber auch um Anzeichen einer Masernerkrankung handeln. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin ist es in 2013 zu einem enormen Anstieg von Masernerkrankungen gekommen und mit 1700 Fällen deutlich mehr, als noch im November 2012. Da waren es lediglich 170 Fälle, die registriert wurden. Für die WHO sind die Zahlen ein Grund zur Besorgnis, liegen sie doch um das 20 fache über dem Wert, der als akzeptabel gilt.
Die Infektionskrankheit, die eigentlich eher Kinder betrifft, ruft neben den für sie typischen roten Hautflecken auch Husten, Augenentzündungen, und hohes Fieber hervor. In extremen Fällen können auch lebensbedrohliche Komplikationen wie Lungen- und Hirnentzündungen oder inneres Austrocknen aufgrund starken Durchfalls auftreten. Übertragen wird der Masernvirus durch direkten Kontakt oder Tröpfcheninfektion.
Um eine Ausbreitung zu vermeiden, kann lediglich geimpft werden. Andere Therapiemöglichkeiten existieren nicht. Doch in Deutschland ist die Bereitschaft sich impfen zu lassen, immer mehr am sinken. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums erklärte, dass auch gesetzliche Regelungen in Erwägungen gezogen werden, sollte die Impfquote trotz Aufklärungskampagnen nicht ansteigen. Dann könnte es zu einer Impfpflicht kommen. Um den Forderungen der WHO nach einer moderaten Erkrankungsrate nachzukommen , dürften in Deutschland höchsten 80 Fällen im Jahr registriert werden, erklärt Dorothea Matysiak-Klose vom RKI in Berlin.
Dabei ist die Zahl der Masernerkrankungen in Deutschland stetig stark am Schwanken. 2001 wurden mehr als 6000 Masernfälle registriert. In 2004 waren es nur 123 und ein Jahr später, wurden dann schon wieder fast 800 gezählt. "Es gab weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung", sagt Matysiak-Klose mit Blick auf die vergangenen Jahre. Gerade weil Masern zu den hochansteckenden Viruserkrankungen gehören, ist ein Kontakt zu anderen Personen so weit wie möglich einzuschränken.In diesem Frühjahr kam es bereits zu einem größeren Ausbruch in Berlin-Brandenburg. Dort hatte ein Messebesucher viele der 30.000 Gäste angesteckt. "Danach wurde das Virus vermutlich nach Bayern gebracht und sorgte auch dort für einen Ausbruch", sagt die Expertin. Bayern und Berlin führen in diesem Jahr, mit fast 800 beziehungsweise 500 Fällen, die Masern-Statistik an. Nach Angaben von Matysiak-Klose kam es im Jahr 2011 zu einem großen Ausbruch in Frankreich, der auch für viele Erkrankungen in Deutschland geführt hat.
Kleine Kinder und junge Erwachsenen besonders gefährdet
So kann nur ein einfaches Husten oder Schniefen schon ausreichen, um das Virus zu übertragen. Da das Immunsystem enorm geschwächt wird, können zusätzlich noch bakteriell Infektionen auftreten. In 20 bis 30 Prozent verlaufen diese sogar tödlich. Zu schwerwiegenden Komplikationen kommt es in der Regel bei Kindern unter fünf Jahren und bei Erwachsenen über 20 Jahren."Eine Impfung ist der beste Schutz gegen eine Krankheit. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene", sagt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums. Doch nicht alle sehen darin eine Notwendigkeit. Es gibt einige Eltern, die der Meinung sind, dass ihre Kinder die Masern durchmachen sollten, berichtete die Sprecherin.
Um die Impfbereitschaft unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erhöhen muss die Regierung aber die Aufklärungsarbeit ausweiten. Experten erklären, dass Kinder zwei aufeinanderfolgende Impfungen benötigen, um einen ausreichenden Impfschutz aufzubauen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist das in Deutschland bei durchschnittlich 92 Prozent der Schulanfänger der Fall. Im Idealfall erweise sollten laut RKI-Expertin Matysiak-Klose 95 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft sein. Unter dem Titel "Deutschland sucht den Impfpass" eine millionenschwere Kampagne ins Leben gerufen, um über Masern und das Impfen zu informieren.
Ärzte sprechen sich für Impfungen aus
Doch es formiert sich auch Widerstand. Mit der Kampagne "Deutschland verbrennt den Impfpass" warnen Gegner im Internet vor möglichen Impfschäden. Kinder und Jugendärzte fordern, dass alle Kinder in öffentlichen Schulen und Kitas geimpft werden sollten. "Es sollte zumindest jeder geimpft sein, der von einer öffentlich getragenen Einrichtung profitiert". Darauf weist der Arzt Ulrich Fegeler aufgrund der Empfehlung seines Berufsverbandes zusammen. Das es zu einer Impfplicht wie in der ehemaligen DDR kommt, halte die Experten aber für unrealistisch, da sie von einer großen Reichweite der Aufklärungskampagnen ausgehen. (fr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.