Wer von einer Hypnotherapie profitieren kann
Nur wenige Behandlungen der Heilkunde sind mit so viel Faszination verbunden, wie die Hypnose. Zahlreiche Mythen, Vorurteile und Ängste ranken sich um die Hypnotherapie. Dabei kann diese bewährte Heilkunst gerade bei Angstzuständen weiterhelfen. Aber auch bei anderen Beschwerden wie Schlafstörungen und Stress kann Hypnose helfen. Psychologische Fachkräfte erläutern die Einsatzmöglichkeiten.
Sind Hypnosen Hokuspokus? Nein, das sind sie nicht. Diese Art der Therapie ist durchaus anerkannt – vorausgesetzt, sie wird von Fachleuten durchgeführt. Hypnose finden manche spannend, andere furchteinflößend. Was eine Menge mit den Bildern zu tun hat, bei denen hypnotisierte Menschen auf Bühnen unfreiwillig komische Dinge tun – und sich nach dem „Erwachen“ nicht mehr erinnern. Mit einer seriösen therapeutischen Hypnose hat das nichts zu tun.
Therapeutische Hypnosen sind keine Bühnenshow
„Am bekanntesten ist wohl leider die Bühnen- oder Showhypnose“, erklärt der Psychologe Thilo Hartmann. „Sie vermittelt aber das Bild der Hypnose als autoritäre Manipulationstechnik und erschwert dadurch die Anwendung in den medizinischen und psychologischen Praxen.“
Vielschichtige Einsatzmöglichkeiten
Unter Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten ist Hypnotherapie durchaus verbreitet. Sie kommt zum Beispiel bei bestimmten Phobien, bei Schmerztherapien und Ängsten, vor bestimmten Behandlungen oder bei der Rauchentwöhnung zum Einsatz.
Was ist Hypnose überhaupt?
Hartmann erklärt, was hinter dem Begriff Hypnose steckt. Der bezeichne zum einen den veränderten Bewusstseinszustand, also die hypnotische Trance. Diese lasse sich „objektiv“ von Wachbewusstsein, Schlaf, religiöser Trance und Meditation unterscheiden, so Hartmann. „Hypnose bezeichnet aber auch den Prozess, der in eine hypnotische Trance führt, die sogenannte Tranceinduktion.“
Gut gegen Angst und Stress
„Die Hypnose wirkt zum Beispiel gut gegen Angst und Stress“, sagt Barbara Schmidt, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Aus dem Grund wird sie etwa in Situationen angewendet, in denen man eine optimale Leistung bringen möchte, zum Beispiel bei einem Wettkampf, Bewerbungsgespräch oder Bühnenauftritt.
Hypnose kann Selbstheilungskräfte aktivieren
Hypnose kann auch vor oder während Operationen eingesetzt werden, um Ängste abzubauen und Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. „Sie kann dabei durchaus Medikamente und Narkose ersetzen oder ergänzen und führt zu einer besseren Verarbeitung der ansonsten als traumatisch wahrgenommenen Situation“, sagt Schmidt. Bekannt ist der Einsatz der Hypnose beim Zahnarzt, um die Behandlung für Patientinnen und Patienten angenehmer zu machen und die Furcht zu nehmen.
Seriöse Angebote finden
Hypnose und auch Hypnotherapie sind laut Hartmann keine rechtlich geschützten Titel, es gibt keinen regulierten Zugang zu den Ausbildungen und einen breiten „grauen Markt“ an angebotenen Leistungen. „Eine Praxis kann also jeder eröffnen“, sagt der Hypnotherapeut, Coach und Supervisor mit eigener Berliner Praxis. „Und dort werden leider oft unkritisch und ungeprüft gefährliche Heilsversprechen gegeben.“
Die deutschsprachigen Hypnosegesellschaften geben auf dem Portal „Hypnose.de“ einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen von Hypnose – außerdem sind dort die Suchmasken zur Suche von Ärztinnen und Ärzten sowie von Therapeutinnen und Therapeuten der einzelnen Gesellschaften verlinkt.
So erkennt man seriöse Angebote
Sucht man einen Therapeuten, sollte der nicht nur Hypnose können, meint Hartmann. „Wenn er zudem eine zusätzliche Grundausbildung in einem Beruf wie etwa Psychologie, Medizin, Pädagogik, Philosophie vorweisen kann, sind das gute Zeichen.“
Menschen können kaum gegen ihren Willen hypnotisiert werden
Ängste kann das hierarchische Gefälle auslösen, das in der klassischen Hypnose anzutreffen ist. Hartmann betont, dass es kaum möglich sei, Menschen gegen ihren Willen zu hypnotisieren. „Die allermeisten Menschen werden sich einem Hypnotiseur erfolgreich verweigern, wenn Sie ihm nicht trauen und keine Vorteile von einer Zusammenarbeit erwarten.“
Krankenkassen zahlen nur in Ausnahmefällen
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Hypnotherapie nur in Ausnahmefällen auf Antrag, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie. Bei Privatkassen seien die Kostenübernahmeregelungen sehr unterschiedlich. Der Rat ist: Bereits vor Therapiebeginn die Kasse kontaktieren, um sich über Möglichkeiten der Kostenübernahme zu informieren. Dem Verband zufolge kosten psychotherapeutische Hypnosebehandlungen zwischen 80 und 150 Euro für 50 Minuten. (vb/Quelle: Angelika Mayr, dpa)
Ausführliche Informationen zur Hypnose finden Sie im Artikel: Hypnotherapie – Anwendung und Wirkung.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.