Igel machen sich zum Überwintern bereit
19.10.2013
Das Leben für Igel ist von Anfang an von Stress geprägt. Die meisten Igelbabys kommen erst im August zur Welt, müssen sich aber bereits bis Ende Oktober genügend Fettdepots für den Winterschlaf angefressen haben. Experten raten von falscher Hilfe für Igel beim Überwintern ab.
Igel sind von Geburt an im Stress
Igel werden schon von Geburt an mit Stress konfrontiert. Zwei von drei Neugeborenen der Stacheltiere kommen erst im August zur Welt und dann müssen sie sich bereits bis Ende Oktober genügend Fettdepots zum Überwintern angefuttert haben. Für den Winterschlaf, der fünf bis sechs Monate dauern kann, benötigen sie ein Mindestgewicht von 500 bis 600 Gramm, welches sie sich mittels Insekten, Wurzeln, Fallobst, Samen und Nüssen anfressen müssen. Auch wenn für den größten Teil der Jung-Igel der erste Winterschlaf auch gleich der letzte ist, raten Experten davon ab, untergewichtige Tiere in menschliche Behausungen zu bringen, denn dadurch erhöhe sich ihre Überlebensquote aus unterschiedlichen Gründen nicht deutlich.
Igeln keine Milch geben
Stefan Bosch von der Umweltorganisation Nabu, erklärt: „Nur wenn ein Igel auffallend unterernährt oder krank ist, sollte er versorgt oder einer Igelstation übergeben werden.“ Man könne zwar kranke Tiere, wie beispielsweise torkelnde, die Nahrung verweigernde oder solche, die sich nicht mehr einrollen, zum Tierarzt bringen; die Kosten müsse in der Regel der Finder des Igels selbst übernehmen. Wenn Gartenbesitzer verwaiste Säuglinge oder auch nach dem Wintereinbruch noch umherirrende Tiere finden, sei menschliche Hilfe angebracht. Unterkühlte Igel könnten etwa mit einem frottiertem Handtuch, welches mit einer Wärmflasche richtig temperiert wird, gewärmt werden. Danach sollte das Tier in einen Karton gesetzt werden. In jedem Fall sollten Helfer aber eine Igelstation oder einen Veterinär aufsuchen.
Igeln keine Milch geben
Da Igel dämmerungs- und nachtaktiv seien, könne man ihnen abends etwas Katzentrockenfutter und eine Schale Wasser in den Garten stellen. Jedoch keine Milch, denn deren Zucker führe bei den Tieren zu schlimmem Durchfall. Wenn Unterschlüpfe wie Geschirrhütten, Wurzelwerk, Trockenmauern, Treppenaufgänge, Kompostmieten, Hecken und Reisighaufen vorhanden sind, erleichtern sie den Tieren die Suche nach einem passenden Winterquartier. „Ergänzend können selbst gezimmerte Igelhäuschen oder aus Holzbeton gefertigte Igelkuppeln angeboten werden“ meint Bosch.
Igel aus der Gefahrenzone tragen
Hierzulande werden jährlich mehr als eine halbe Million Igel von einem Auto überrollt. Die Tiere scheinen die Gefahr nicht einschätzen zu können. Igelfreunde raten daher, die Tiere gegebenenfalls aus der Gefahrenzone zu tragen. Vor allem auf kleineren, wenig befahrenen Straßen sei dies oft nur wenig Aufwand. Flavia Zangerle vom Igelzentrum Zürich meint dazu: „Am besten trägt man ihn zu der Straßenseite, die er aufsuchen wollte.“ Es hätte nur wenig Sinn, das Tier weiter weg vom Verkehr abzusetzen, „denn Igel sind standorttreu“, so die Expertin. Wenn sie aus ihrem gewohnten Areal rausgerissen würden, gingen sie sofort wieder auf Wanderschaft und würden vermutlich früher oder später wieder eine Straße überqueren. (ad)
Bild: Erika Hartmann / pixelio.de
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