Immer mehr Patienten zahlen beim Arzt für Zusatzbehandlungen
Immer öfter bieten Ärzte in Deutschland sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) an, die von den Patienten selbst bezahlt werden müssen. Insbesonders Frauenärzte machen damit gute Geschäfte. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung sprach von einer „Riesensauerei“.
Zusatz-Behandlungen für ein Drittel der Versicherten
Ärzte in Deutschland bieten gesetzlich Versicherten immer häufiger Extra-Leistungen, sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), gegen Bezahlung an. Dies berichtet „Bild“ (Montagsausgabe) laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dts. Das Blatt beruft sich dabei auf eine neue Studie des AOK-Instituts WIdO. Allein im vergangenen Jahr sollten demnach 20 Millionen Versicherte für Zusatz-Behandlungen zahlen. Dies entspricht 33 Prozent aller gesetzlich Versicherten. Im Jahr 2013 waren es den Angaben zufolge noch 29,9 Prozent gewesen.
Vor allem Frauenärzte machen gute Geschäfte
Wie es heißt machten vor allem Gynäkologen Geschäfte mit Privatabrechnungen. So wurden 30,1 Prozent aller IgeL-Leistungen von Frauenärzten angeboten. Erst vor wenigen Wochen hat Elisabeth Buchinger von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa dazu geraten, dass sich Patientinnen beim Frauenarzt vorab informieren sollten, was bei einer Untersuchung genau gemacht wird und welchen Nutzen die Untersuchungen haben kann. Der Expertin zufolge werden beispielsweise bei der Ultraschalluntersuchung viele harmlose Befunde miterhoben, was Verunsicherung zur Folge haben und weitere Untersuchungen nach sich ziehen kann. Sie rät generell, sich nicht zu einer Untersuchung überreden zu lassen.
Gesetze sollen überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden
Im vergangenen Jahr erzielten niedergelassene Ärzte mit Extra-Behandlungen insgesamt eine Milliarde Euro Zusatzeinnahmen, berichtet die Zeitung. Karl-Josef Laumann (CDU), Patientenbeauftragter der Bundesregierung kritisierte Ärzte, die nicht richtig über Sinn und Kosten von IGeL-Leistungen aufklären oder Patienten unter Druck setzen, Extra-Behandlungen zu akzeptieren. Gegenüber „Bild“ sagte er: „Das ist eine Riesensauerei“. Und weiter: „Wenn einige Ärzte eine weitere Behandlung verweigern, weil Patienten keine IGeL-Leistungen in Anspruch nehmen möchten, ist das vollkommen inakzeptabel und gesetzwidrig.“ Der Politiker kündigte an, geltende Gesetze für IGeL-Leistungen zu überprüfen und wenn nötig zu korrigieren. Laumann erklärte: „Sollte sich gesetzgeberischer Korrekturbedarf zeigen, werden wir natürlich handeln.“ (ad)
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