Chlorgeruch gibt Aufschluss über die Hygiene im Bad
Ob Urin, Haare, Make-Up-Reste der Schweiß: Beim Gedanken, was sich alles im Becken des Hallenbades befinden könnte, dreht sich manch einem der Magen um. Wer regelmäßig schwimmen geht, muss sich allerdings damit abfinden, dass es wohl kein Becken ohne Pipi und andere unangenehme Substanzen gibt. Abhilfe schafft hier jedoch das Desinfektionsmittel Chlor. Denn dieses zersetzt den Harn, wodurch der charakteristische Schwimmbad-Geruch entsteht.
Desinfektionsmittel Chlor zersetzt Stickstoffe aus Harn oder Schweiß
Ein Schwimmbad-Besuch nicht nicht jedermanns Sache, denn die möglichen „Badezusätze“ wie Pipi, Hautschuppen oder Haare sorgen bei vielen Menschen für Ekel. „Das macht doch nichts, das Wasser ist doch gechlort!“, entgegnen oft begeisterte Schwimmer und verweisen auf die desinfizierende Wirkung der Chemikalie Chlor, welche eingesetzt wird, um das Wasser im Becken sauber zu halten. Doch wie kann ich erkennen, ob das Becken wirklich frei von unangenehmen Stoffen ist?
Mit bloßem Auge ist nicht auszumachen, wie viele Menschen bereits ins Bad gepinkelt haben. Stattdessen sollte der eigenen Nase vertraut werden. Denn der typische Schwimmbad-Geruch kommt nicht allein vom Chlor, sondern entsteht erst, wenn die Chemikalie Urin zersetzt.
Chemikalie ist normalerweise geruchsneutral
„Chlor ist zunächst geruchsneutral“, erklärt Michael Solić, Pressesprecher der Stadtwerke München und deren Bäder, im Gespräch mit dem Magazin „Focus“. „Trifft Chlor auf Stickstoff, etwa Harnstoff, Kreatin und Aminosäuren aus Harn, entstehen Chlorverbindungen, die sogenannten Chloramine, und damit der bekannte Schwimmbadgeruch“, so der Experte weiter. Es kann also festgehalten werden: Je mehr Urin ins Becken gelangt, desto stärker ist der Chlor-Geruch in der Halle.
Das mag zwar abstoßend klingen, gesundheitsschädlich seien die Chloramine laut Solić aber nicht. Zwar entstehen bei der Zersetzung von Urin mit Chlorcyan und Stickstofftrichlorid auch potenziell schädliche Abfallprodukte – aber nur in so geringen Mengen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Zudem würde jeder Mensch unterschiedlich empfindlich auf die Chemikalie reagieren. Mithilfe des Desinfektionsmittels können Stickstoffe aus Harn oder Schweiß zersetzt werden, andere Substanzen wie Hautschuppen, Reste von Bodylotion oder Haarpflegeprodukten werden hingegen nicht angegriffen. Diese Aufgabe müssen die Filteranlagen übernehmen. „Zusammen mit ständig zugeführtem Frischwasser können Filter und Chlor für sauberes Wasser im Becken sorgen“, betont der Bäder-Experte.
Augenrötungen durch gründliches Duschen vermeiden
Und woher kommen die roten Augen im Schwimmbad? Wie das US-amerikanische Water Quality and Health Council erklärt, sei auch hier nicht „zu viel Chlor im Wasser“ verantwortlich. Stattdessen würden die typischen Augenrötungen ebenfalls erst durch die chemische Reaktion des Stoffs mit Urin und Schweiß entstehen. Schwimmbad-Besucher können also viel selbst tun, um das Wasser sauber zu halten und rote Augen zu vermeiden. Wichtig ist vor allem das gründliche Abduschen vor dem Schwimmen, um Reste von Pflegeprodukten, Schmutzpartikel, Schweiß und Spuren von Fäkalien zu entfernen. Zudem sollte natürlich nicht ins Wasser uriniert, sondern besser eine kurze Pause eingelegt und die Toilette aufgesucht werden. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.