Zahl der durch Zeckenbisse übertragenen FSME-Fälle deutlich gestiegen
In Baden-Württemberg sind im zweiten Jahr in Folge deutlich mehr Menschen an der von Zecken übertragenen Infektionskrankheit FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) erkrankt. Experten zufolge habe sich die Zahl der Betroffenen um rund 50 Prozent erhöht. Fachleute rufen dazu auf, sich impfen zu lassen.
Zahl der FSME-Fälle um rund 50 Prozent erhöht
Im vergangenen Jahr sind deutlich mehr Menschen in Baden-Württemberg an der von Zecken übertragenen Infektionskrankheit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt als im Jahr davor. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa teilte die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Freiburg mit, dass sich die Zahl der Betroffenen um rund 50 Prozent erhöht habe. Im Vergleich zu 2015 habe sie sich demnach sogar verdreifacht. Das Robert-Koch-Institut (RKI) zählte 2017 landesweit 178 Patienten und damit 58 Betroffene mehr als 2016. 2015 waren es 61 Infizierte. Grund für den Anstieg sei die Impfmüdigkeit vieler Menschen im Südwesten.
Die meisten Menschen infizieren sich bei Freizeitaktivitäten
Schon im vergangenen Jahr erklärte Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, in einer Mitteilung: „Da die Impfquote laut RKI in Baden-Württemberg unzureichend ist, haben sich die Zahlen wie befürchtet schnell wieder erhöht, da die ökologisch-klimatischen Faktoren dafür günstig waren.“
Die Zahl der FSME-Fälle ist laut TK unter anderem abhängig von der Impfrate, der Verbreitung der Zecken im jeweiligen Jahr und der Anzahl der Tage an denen sich die Menschen wetterbedingt draußen aufhalten können.
Medizinern zufolge infizieren sich 90 Prozent der an FSME Erkrankten bei Freizeitaktivitäten. Insbesondere bei älteren Menschen kann die Erkrankung schwer verlaufen. Bei etwa einem Drittel der Infizierten treten Krankheitserscheinungen auf.
Zunächst kommt es zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindel.
Bei rund zehn Prozent entstehe laut Ärzten auch eine Hirnhaut- und Gehirnentzündung mit der Gefahr von bleibenden Schäden wie Lähmungen. Bei ein bis zwei Prozent der Erkrankten führt die Erkrankung zum Tode.
Fast der komplette Südwesten Deutschlands ist Risikogebiet
„Jeder, der gerne in der Natur unterwegs ist, wenn auch nur im Garten oder Park, sollte deshalb vorsorgen“, so Vogt.
Nach Angaben des RKI ist die Impfquote im Südwesten unzureichend. Nicht einmal jeder dritte Baden-Württemberger sei laut einer älteren Umfrage vollständig gegen FSME geimpft.
Das Landesgesundheitsamt und die Krankenkasse riefen dazu auf, sich impfen zu lassen. Wie aus einer Übersicht über die FSME-Risikogebiete des RKI hervorgeht, besteht im Südwesten – mit Ausnahme des Stadtkreises Heilbronn – überall die Gefahr, sich zu infizieren.
Laut Vogt sollte die Impfung rechtzeitig vor dem Frühsommer erfolgen, da zwischen den insgesamt drei Impfterminen Zeit vergehen muss. Zudem sei eine höhere Sensibilität für die Gefahr nötig.
Schutz vor Zecken
Neben FSME können Zecken auch Lyme-Borreliose übertragen. Gegen diese Infektionskrankheit schützt zwar keine Impfung, sie kann aber mit Antibiotika therapiert werden.
Grundsätzlich gilt, sich möglichst gut vor Zecken zu schützen. Sinnvoll ist zum Beispiel, die Hose in die Socken zu stecken, wenn man im Unterholz unterwegs ist und langärmlige Kleidung zu tragen. Spezielle Insektensprays können die kleinen Tierchen fernhalten.
Nach einem Zeckenbiss ist Eile geboten. Das Tierchen sollte so bald wie möglich entfernt werden.
Es ist wichtig, dass „möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden“, schreibt das RKI auf seiner Webseite.
„Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut“, heißt es dort weiter.
Die Zecke sollte dabei möglichst „nicht gedreht werden und auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt“.
Nach Entfernung der Zecke wird eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen.
Laut Gesundheitsexperten muss man nicht nach jedem Zeckenbiss zum Arzt. Das Risiko, sich mit Borreliose oder FSME anzustecken, sei insgesamt gering.
Wer nach dem Biss einer Zecke jedoch bemerkt, dass eine Hautrötung an der Einstichstelle auftritt, sollte sofort ärztliche Hilfe suchen. Denn diese ist ein Hinweis auf eine Borreliose.
Wenn man sich bei einer Rötung nach einem Insektenstich oder -biss nicht sicher ist, kann man sie mit Bildern der sogenannten Erythema migrans im Internet vergleichen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.