Krankenkassen geben immer mehr für Heil- und Hilfsmittel der Patienten aus
19.09.2013
In Deutschland werden immer mehr Heil- und Hilfsmittel verordnet. Das geht aus dem Heil- und Hilfsmittelreport 2012 der Barmer GEK hervor. Demnach werden jährlich rund 11,2 Milliarden Euro für medizinische Dienstleistungen wie Physiotherapie und Massagen sowie für Hilfsmittel, zu denen Rollstühle und Hörgeräte gehören, ausgegeben. Dennoch scheint die Heil- und Hilfsmittelversorgung häufig am Patientenbedarf vorbeizugehen.
Heil- und Hilfsmittel für Patienten nicht immer sinnvoll
Wie die Barmer GEK bei der Vorstellung des Heil- und Hilfsmittelreports 2012 am Dienstag in Berlin berichtete, stiegen die Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel in den vergangenen fünf Jahren um 22 beziehungsweise 30 Prozent. So wurden für Hilfsmittel 6,3 Milliarden Euro im letzten Jahr ausgegeben, was einem Zuwachs von 4,7 Prozent entspricht. Auch bei den Hilfsmittel ist der Kostenanstieg deutlich. Medizinische Dienstleistungen kosteten 2011 4,9 Milliarden Euro bei einer Zunahme von 6,6 Prozent.
Dennoch scheint nicht jede Heil- und Hilfsmittelverordnung sinnvoll zu sein. „Die Heil- und Hilfsmittelversorgung geht noch vielfach am Patientenbedarf vorbei. Besonders Kinder, Rückenkranke und Pflegebedürftige sind davon betroffen“, heißt es auf der Internetseite der Barmer GEK. So sei eine Arzneimitteltherapie bei Kindern mit psychischen Erkrankungen üblich, alternative Therapien wie Ergotherapie würden hingegen nur selten Anwendung finden. Diese Alternativen seien jedoch beispielsweise bei der Behandlung von ADHS häufig sinnvoll. Es fehle vielen Ärzten an evidenzbasierten Entscheidungshilfen. Deshalb würden vor allem Arzneimittel verordnet werden, bei denen keine therapeutische Unsicherheit bestehe, so die Krankenkasse.
Patientennutzen sollte bei Heil- und Hilfsmittelversorgung im Vordergrund stehen
Ähnliche verhalte es sich auch in anderen Bereichen. „Obwohl bei chronischen Rückenschmerzen die Wirksamkeit von klassischen Massagen als alleinige Behandlungsmaßnahme von einem Großteil der Physiotherapeuten als wenig oder überhaupt nicht sinnvoll eingeschätzt wird, erhielten allein im vergangenen Jahr knapp 280.000 Barmer GEK Versicherte eine entsprechende Verordnung“, berichtet die Barmer GEK. Um den Patientennutzen in den Vordergrund zu rücken, fordert Rolf-Ulrich Schlenker, Vorstands-Vize der Barmer GEK, ein Medizinproduktemarktneuordnungsgesetzes, das nach Vorbild des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes AMNOG gestaltet werden soll. (ag)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.