Immer weniger Menschen sind bereit sich als Organspender zur Verfügung zu stellen
12.11.2013
Die Zahl der Menschen, die sich nach ihrem Tod für eine Organentnahme entscheiden, verzeichnet seit 2010 einen Rückgang. Diese Jahr hat nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation die Bereitschaft einen neuen Negativ-Rekord erreicht.
Für Patienten, die auf der Warteliste für ein dringend benötigtes Organ stehen, haben die langen Wartezeiten mitunter tödliche Folgen. Demnach haben sich in 2013 bisher erst 754 Menschen für eine Organspende entschieden. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 892. Das entspricht einen Rückgang von 15,5 Prozent, wie die Stiftung am Dienstag auf ihrer Jahrestagung bekannt gab.
Seitdem im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass es bei etliche Patientendaten zu Manipulationen gekommen war, ist das Vertrauen vieler Menschen in das Organspendensystem zerstört. Damals hatten Ärzte aus München, Regensburg und Göttingen absichtlich falsche Angabe zu den Krankheitsverläufen ihrer Patienten gemacht, um so schneller an ein lebensrettendes Organ zu kommen. Monatelang hatte daraufhin eine Prüf- und Überwachungskommission innerhalb der 24 Lebertransplantationsprogramme nach verdächtigen Vorgängen gesucht und im Universitätsklinikum Münster 25 schwere Richtlinienverstöße festgestellt, wie aus einem Bericht der Prüfer aus dem September hervorgeht. Den Angaben der DSO zufolge wurden in den letzten 12 Monaten insgesamt 2647 Organe gespendet. Das entspricht etwa dem Durchschnittswert der Jahre 1995 bis 1999. Entnommen wurden Herz, Leber, Lunge oder Nieren, teilweise auch mehrere Organe von einer Person.
Transplantationsregister soll für Qualität sorgen
Um das Vertrauen der Menschen wieder zu stärken, wurden zahlreiche Kampagnen durchgeführt, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg. Die meisten hatten wenig Einfluss auf die Entscheidung der Menschen, nach ihrem Tod ihre Organe zu spenden. Doch schon bevor bekannt wurde das es zu Manipulationen gekommen war, sind laut Statistiken jeden Tag drei Menschen gestorben, die dringend ein Spenderorgan benötigt hätten. Momentan stehen 11.300 Menschen auf den Wartelisten für ein geeignetes Organ.
Unangemeldete Prüfungen sollen helfen
Um weitere Manipulationsversuche zu verhindern, sollen Transplantationszenten in Zukunft regelmäßig unangekündigt überprüft werden. Jede Transplantation soll nun auf ihre Dringlichkeit hin von drei Ärzten geprüft werden. Um Fachkompetenzen zusammen zu führen, werden einige Transplantationszenten geschlossen und damit die DSO eine stärkere öffentlich-rechtliche Ausrichtung einnimmt, wird der Verwaltungsrat umstrukturiert. Neuerdings sollen auch Vertreter von Bund und Ländern zusammen mit Ärzten und Juristen an wichtigen Entscheidungen beteiligt sein. Ein Transplantationsregister, in dem die Daten der Spender und Empfänger anonymisiert aufgenommen werden, soll unter anderem darüber Auskunft geben, in wie weit der Empfänger ohne Komplikationen weiter leben konnte. "Die Einführung eines Transplantationsregister wird die Qualität der Transplantationen in Deutschland bewert- und nachvollziehbar gestalten und damit die Überlebenschancen von Patienten erheblich verbessern", sagte DSO-Vorstand Rainer Hess in Berlin. "Dieses vorhandene Potential müssen wir nutzen, davon hängen die Lebensjahre vieler tausend Patienten ab." Ein solches Transplantationsregister kann in Zukunft auch über die Qualität eines Transplantationszentrums Auskunft geben und Vergleiche zwischen nationalen und internationalen Zentren lassen sich dadurch besser vollziehen. Es bleibt abzuwarten, wie schnell und in wie weit diese Maßnahmen das Vertrauen der Bürger in die Organspende wieder stärken werden. (fr)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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