Abwehrsystem hilft, weißes in braunes Fett umzuwandeln
11.06.2014
Offenbar hat das biologische Abwehrsystem des Menschen einen wichtigen Einfluss darauf, in welcher Form der Körper Fett speichert. Dies berichten zwei Forscher-Teams im Fachmagazin „Cell“. Demnach hätten Studien mit Mäusen gezeigt, dass bestimmte Botenstoffe in der Lage sind, weißes, dickmachendes Fett in braunes bzw. beiges Fettgewebe umzuwandeln, durch welches dann die Kalorien verbrannt werden.
Weißes Fett ist für die sogenannten „Speckröllchen“ verantwortlich
Laut aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen finden sich im menschlichen Körper drei verschiedene Varianten von Fettgewebe: Weißes Fett, welches überschüssige Energie speichert und dadurch für die sogenannten „Speckröllchen“ verantwortlich ist sowie braunes und beiges Fett, welches in der Lage ist, durch die Oxidation von Fettsäuren Wärme zu entwickeln und dadurch Kalorien verbrennt. Diese Form von Fett findet sich vor allem bei Neugeborenen im Bereich von Hals und Brust. Der Grund: Babys haben aufgrund ihrer geringeren Größe und der noch nicht vollständig entwickelten Wärmeregulation ein größeres Risiko auszukühlen. Daher schützt das braune Fett vor Kälte, indem dieses Kalorien verbrennt und dadurch Energie in Form von Wärme erzeugt. Die dritte Form ist das so genannte „beige“ Fett, welches erst vor wenigen Jahren von Wissenschaftlern entdeckt wurde. Dieses ähnelt dem braunen Fettgewebe, indem es zwar wie weißes Fett aussieht, aber im Unterschied zu diesem ebenfalls in der Lage ist, Kalorien zu verbrennen.
Bei kühlen Temperaturen setzt Umwandlungsprozess ein
Ist es möglich, das „böse“ weiße Fett in „gutes“ Fettgewebe umzuwandeln? Wie zwei wissenschaftliche Teams im Fachmagazin „Cell“ berichten, offenbar ja. Demnach hätten Studien gezeigt, dass bei Menschen ein solcher Umwandlungsprozess beginnen würde, wenn in den Wohnräumen lediglich 16 bis 17 Grad geherrscht hatten. In diesem Zusammenhang beschäftigte sich das Team um Bruce Spiegelman vom Dana-Farber-Krebsinstitut und der Harvard Medical School in Boston nun mit dem Protein „PGC-1alpha4“, welches eine entscheidende Rolle beim Wachstum der Muskeln einnimmt. Denn dieses Protein könne den Forschern nach noch mehr: So könne das PGC-1alpha4 offenbar die Freisetzung des neu entdeckten Hormons „Metrnl“ simulieren, welches in Muskeln infolge körperlicher Aktivität sowie im Fettgewebe beim Aufenthalt in kühler Umgebung gebildet werde. Dadurch sei es möglich, dass weißes Fett in beiges Fett transformiert wird. Die Wirksamkeit des Metrnl gehe dabei den Forschern nach auf Bestandteile des biologischen Abwehrsystems zurück, indem es zum einen die Botenstoffe Interleukin-4 und -13, aber auch die sogenannten „Makrophagen“ aktiviere, die zu den Fresszellen (Phagozyten) gehören und als Leukozyten (weiße Blutkörperchen) zu den Zellen des Immunsystems gehören. In der Folge werde mehr Energie verbraucht und die Fettpolster würden schrumpfen, schreiben die Forscher weiter – dies hatte sich zumindest in Versuchen mit übergewichtigen Mäusen gezeigt. „Angesichts der Fähigkeit von Metrnl die Makrophagenaktivierung sowie die Thermogenese durch beige/braunes Fett zu induzieren, liegt sein therapeutisches Potential bei Stoffwechselerkrankungen auf der Hand“, so das Fazit der Forscher.
Umwandlung der Fette könnte ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Übergewicht sein
Zu ähnlichen Ergebnissen waren auch ein Forscher-Team um Ajay Chawla von der Universität von Kalifornien in San Francisco gekommen, nachdem sie in einer Untersuchung mit Mäusen die Bedeutung von Interleukin-4 und -13 im Hinblick auf die Umwandlung der Fette aufzeigen konnten. Aufgrund der Ergebnisse sei den Forschern nach nun zu hoffen, dass dieser Prozess zukünftig auch auf den Menschen übertragbar sei – denn dies könne ein wichtiger neuer Schritt bei der Behandlung von Übergewicht und damit einhergehenden Spätschädigungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Diabetes sein. (nr)
Bild: Courtesy: Department of Histology, Jagiellonian University Medical College
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