Mit Blutproben den Erkrankungen bereits vor dem Ausbruch auf der Spur
31.01.2012
Im Blutbild der Patienten können viele Krankheitsanzeichen schnell identifiziert werden. Ein Pilotprojekt der Universität Würzburg sowie des Bayrischen Blutspendedienstes soll in Forschungsarbeiten dem Blut weitere Diagnosemöglichkeiten entlocken. Die Institutionen haben hierzu eine Kooperation geschlossen. Schon vor dem Ausbruch einer Krankheit können bestimmte Marker im Blut erkannt werden.
Krankheiten vor dem Ausbruch erkennbar machen
Heute schon können viele Krankheiten im Blut entdeckt werden. Mediziner und Wissenschaftler sind sich einig: Das Blutbild hat noch viel mehr Geheimnisse in sich und könnte künftig besser im Sinne der frühzeitigen Diagnostik eingesetzt werden. Die Zukunftsvisionäre der Universität Würzburg und des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) haben eine daher Zusammenarbeit beschlossen, um künftig Krankheiten vor dem eigentlichen Ausbruch sichtbar zu machen. Das Uniklinikum kann bald für Forschungszwecke auf etwa drei Millionen Plasmaproben des BRK-Blutspendedienstes zugreifen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am Montag von beiden Seiten feierlich unterzeichnet.
Blutproben werden verglichen
Als erste deutsche Hochschule werden Wissenschaftler der Uni Würzburg ältere Blutspenden von Patienten vergleichen, bevor bei den Probanden eine Krankheit zum Ausbruch kam. Danach werden die Spenden mit den Proben nach dem Krankheitsausbruch verglichen. So können Forscher die Blutwerte erkrankter Spender vor und nach dem Ausbruch einer Krankheit miteinander vergleichen und auswerten.
Chance für Frühdiagnostik und Krebstherapie
„Das ist eine einmalige Chance für die Wissenschaft“ erklärte der Leiter des Zentrums für Biomaterial- und Datenbanken der Uniklinik Würzburg, Dr. Roland Jahns. Erste Anzeichen einer Herzkrankheit finden sich beispielsweise im Blutserum von Patienten, die später eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) entwickeln. Bevor die krankhafte Unfähigkeit des Herzens – die benötigte Blutmenge ohne Druckanstieg in die Herzvorhöfe zu transportieren – entwickelt wird, zeigen sich im Blutbild sogenannte Peptid-Moleküle. Diese werden sichtbar, bevor der Betroffene erste Beschwerden wie Husten, Luftnot, Leistungsschwäche oder Wasser in den Beinen bemerken. Auch in der Behandlung von Krebsleiden spielen Biomarker eine große Rolle. So können Biomarker dabei helfen, „die Krebstherapie für viele Patienten individuell zu gestalten“, erläutert Professor Jahns. Diese und andere Biomarker wollen die Würzburger Mediziner intensiver erforschen. Somit haben „wir die Chance bislang unbekannte Biomarker zu entdecken“ erklären die Wissenschaftler. Die Biobanken sind ein „schier unerschöpflicher Schatz“ für die Gesundheitsforschung, sagt der renommierte Herzspezialist.
Zahlreiche Spender erklärten sich zur Freigabe bereit
Die Biodatenbank des bayerischen Blutspendedienstes existiert bereits seit dem Jahre 2006. Mit Zustimmung der Blutspender haben die Experten pro Spende zwei Milliliter Blut länger als fünf Jahre gelagert, um diese unter anderem der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Im Vorfeld hatte sich jeder dritte Blutspender mit der Einlagerung einverstanden erklärt. Nach Angaben der BRK sei so weltweit die größte Biodatenbank in Sachen Blutproben entstanden.
Seit Sommer letzten Jahres (2011) wird am Standort Würzburg eine von fünf deutschen Biomaterial- und Datenbanken aufgebaut. In den Zentren werden neue Gewebe- und Flüssigkeitsproben von Patienten gesammelt. Die restlichen vier Biodatenbanken sind in Berlin, Kiel, Aachen und Heidelberg angesiedelt. Allerdings arbeitet nur die Uniklinik Würzburg mit einer Bluspende-Datenbank zusammen. (sb)
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Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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