Wann leiden Menschen besonders unter Einsamkeit?
Einsamkeit kann eine wirklich schwere Bürde für Betroffene sein und zu allerlei negativen Auswirkungen führen. Forscher untersuchten jetzt, ob es Phasen im Leben gibt, in denen sich der Mensch besonders einsam vorkommt. Jeder Mensch fühlt sich von Zeit zu Zeit einsam, aber es gibt tatsächlich drei Phasen im Leben, in denen die Einsamkeit bei einigen Personen einen Höhepunkt erreicht.
Die Wissenschaftler der University of California San Diego School of Medicine stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass in bestimmten Phasen des Lebens sich einige Menschen besonders einsam fühlen. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in dem englischsprachigen Fachblatt „International Psychogeriatrics“.
Was für Probanden nahmen an der Studie teil?
Die Experten untersuchten bei ihrer Studie 340 Einwohner aus San Diego, welche zum Zeitpunkt der Studie ein Alter zwischen 27 Jahren und 101 Jahren aufwiesen. Diese Probanden hatten bereits zuvor an Untersuchungen zur Alterung und zu psychischen Erkrankungen teilgenommen. Menschen mit schwerwiegenden körperlichen oder psychischen Beschwerden (wie beispielsweise Demenz) und Personen, welche in Pflegeheimen lebten oder erhebliche Unterstützung im Leben benötigten, wurden von der Studie ausgeschlossen.
Wie wurde die Einsamkeit gemessen?
Die Wissenschaftler bewerteten die Einsamkeit der Teilnehmenden anhand verschiedener Systeme, darunter die 20-Punkte-Einsamkeitskala der Universität von Los Angeles und eine Selbsteinschätzung der sozialen Isolation des U.S. Department of Health and Human Services. Nachdem die Ergebnisse ausgewertet wurden, stellten die Wissenschaftler fest, dass in drei Phasen des Lebens eine besonders schwere Einsamkeit auftrat: Ende 20, Mitte 50 und Ende 80.
Welche Faktoren begünstigen die Einsamkeit?
Diese Ergebnisse sind deswegen so bemerkenswert, weil die Teilnehmenden kein erhöhtes Risiko für das Erleben einer moderaten bis schweren Einsamkeit hatten. Sie wiesen außerdem auch keine schweren körperlichen Störungen auf. Die Probanden litten zudem nicht an bedeutenden psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Schizophrenie, bei denen die Einsamkeit problematisch sein könnte, erläutert Studienautor Dilip Jeste von der University of California, San Diego. Obwohl es klare demographische Einschränkungen in der Gruppe gab, waren diese Teilnehmenden im Allgemeinen ganz normale Personen, fügt der Experte hinzu. Die Mediziner stellten außerdem fest, dass Einsamkeit mit schlechter psychischer Gesundheit, Substanzmissbrauch, kognitiven Beeinträchtigungen und schlechter körperlicher Gesundheit wie Hypertonie und Schlafstörungen verbunden ist.
Es geht bei der Einsamkeit nicht immer nur um soziale Isolation
Nach Angaben des Forscherteams ist dies die erste bekannte Bewertung dieser Art und es wird weitere Forschung benötigt. Es gibt momentan mehr Wissenslücken als Antworten, sagt Studienautor Jeste. Die Ergebnisse legen jedoch nahe, dass ein Umdenken zum Thema Einsamkeit von Nöten ist. Es geht nicht immer nur um die soziale Isolation. Eine Person kann durchaus alleine sein und sich nicht einsam fühlen, während eine andere Person mit vielen Menschen zusammen sein kann sein und sich trotzdem einsam fühlt. Es müssen Lösungen und Interventionen gefunden werden, um so die Menschen besser zu vernetzen und sie besser über Einsamkeit aufzuklären. Eine besser informierte Gesellschaft ist eine glücklichere, besser vernetzte und weniger einsame Gesellschaft, erläutern die Wissenschaftler. ( as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.