Trotz Chemotherapie schwanger: In Kindheit entnommener Eierstock verhilft zu Baby
Wenn Krebspatientinnen eine Chemotherapie erhalten, macht die Behandlung die Frauen in vielen Fällen unfruchtbar. Wie ein Fall aus Belgien zeigt, könnte möglicherweise die Entnahme von Eierstockgewebe vor der Pubertät ein Ausweg aus diesem Problem sein.
Chemotherapie macht oft unfruchtbar
Chemotherapien bei Krebspatientinnen führen häufig dazu, dass die Frauen unfruchtbar werden. Über einen möglichen Ausweg aus diesem Problem berichtet die Nachrichtenagentur dpa: Einer Frau in Belgien hat in der Kindheit entnommenes Eierstockgewebe viele Jahre später zu einem Baby verholfen. Mediziner berichten über diesen bisher einmaligen Fall im Fachmagazin „Human Reproduction“. Zwar ist das Verfahren, bei dem Frauen vorsorglich entnommenes Eierstockgewebe nach einer überstandenen Chemotherapie wieder eingepflanzt und sie so wieder fruchtbar gemacht werden, nicht neu. Ungewöhnlich ist jedoch die frühe Entnahme des Gewebes.
Im Alter von 13 Jahren rechten Eierstock entfernt und eingefroren
Wie es in dem Bericht heißt, war die Patientin als Kind an Sichelzellenanämie erkrankt, eine erbliche Erkrankung der roten Blutkörperchen, die sich schon im ersten Lebensjahr bemerkbar machen kann. Ärzte in Belgien hatten ihr noch vor der ersten Regelblutung im Alter von 13 Jahren den rechten Eierstock entnommen und eingefroren, da im Zusammenhang mit einer Knochenmarkstransplantation eine Chemotherapie nötig wurde. Es war bekannt, dass durch diese Behandlung auch die Eierstöcke dauerhaft geschädigt werden können. Von ihrem 15. Lebensjahr an hatte die junge Patientin eine ständige Hormonersatztherapie erhalten, um ihren Zyklus in Gang zu setzen.
Jahre später wurde Eierstockgewebe wieder eingesetzt
Die wieder gesunde Frau wandte sich dann im Alter von 25 Jahren mit Babywunsch an das Erasmus Hospital der Freien Universität Brüssel. Daraufhin stoppten die Reproduktionsmedizinerin Isabelle Demeestere und ihr Team die Hormongabe und setzten der Frau Teile des lange zuvor entnommenen Eierstocks wieder ein. Wie berichtet wird, pflanzten sie dabei vier Fragmente direkt auf den verbliebenen Eierstock und elf weitere an andere Stellen im Körper. Die Eizellproduktion kam schließlich wieder in Gang und nach fünf Monaten setzte die Menstruation ein.
Frau brachte natürlich gezeugten Jungen zur Welt
Zwei Jahre später, im November vergangenen Jahres, brachte die Frau einen auf natürlichem Weg gezeugten Jungen zur Welt. „Das ist ein wichtiger Durchbruch in diesem Bereich, denn Kinder sind die Patienten, die in Zukunft am meisten von dem Verfahren profitieren können“, meinte Demeestere. Unklar sei jedoch noch, inwieweit auch Ovarialgewebe jüngerer Mädchen – und nicht wie in diesem Fall schon am Beginn der Pubertät – erfolgreich eingesetzt werden könne.
Erfolge auch in Deutschland
In Deutschland konnten in den vergangenen Jahren in diesem Bereich ähnliche Fortschritte erzielt werden. So berichten Forscher des Universitätsklinikums in Erlangen schon seit längerem immer wieder darüber, dass sie Eierstockgewebe erfolgreich retransplantiert haben. Einige der Patientinnen haben danach auch Kinder geboren. Noch sind es jedoch – auch weltweit – nur wenige Fälle in denen dies gelang. Im Gegensatz zu dem aktuellen Fall aus Belgien, war den Patientinnen hierzulande das Eierstockgewebe noch nicht in der Kindheit entnommen worden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.