Wie ein Kopf auf einem anderen Kopf
Mehrere indische Medien berichten derzeit über eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Offenbar gelang es einem indischen Ärzteteam um Dr. Trimurti Nadkarni einen riesigen Gehirntumor eines Patienten zu entfernen, der laut Angaben indischer Medien eine größe von 30 x 30 x 20 cm hatte und somit größer als ein Fußball war. Nach Recherchen der Ärzte handelt es sich hierbei um den größten je entfernten Gehirntumor. Der 31-jährige Patient Santal Pal wurde am 14. Februar im Krankenhaus „BYL Nair Charitable Hospital“ in Mumbai operiert.
Der aus Allahabad stammende Arbeiter entdeckte vor neun Monaten eine Beule am Hinterkopf, die im rasantem Tempo anwuchs. Erst kürzlich zuvor wurde er operiert, um einen gutartigen Tumor im linken Bein zu entfernen. „In einem Monat wuchs die Beule um mehr als einen Zoll“, so der Bruder des Patienten Akhilesh Pal gegenüber der Zeitung „The Indian Express“. Bis er Tumor schließlich „wie ein Kopf auf einem anderen Kopf saß“, ergänzt Dr. Nadkarni, der Leiter der neurochirurgischen Abteilung am Nair Hospital.
Die schiere Größe des Tumors war eine Herausforderung
Laut Medienangaben dauerte die Operation sechs Stunden bis schließlich der 1,87 Kilogramm schwere Tumor entfernt werden konnte. Bei solchen Operationen besteht für die Patienten grundsätzlich das Risiko eines massiven Blutverlustes. Der Patient benötigte elf Blutkonserven, um die Operation zu überstehen. „Wir mussten durch den Knochen schneiden. Die schiere Größe des Tumors war eine Herausforderung und wir musste sicherstellen, dass der Blutdruck während der Operation aufrechterhalten wurde“, resümiert Dr. Nadkarni.
Der größte entfernte Hirntumor der Welt?
Laut einigen Ärzten im Nair Hospital könnte der Tumor der größte sein, der weltweit aus einem Gehirn entfernt wurde. So ein Fall sei noch in keinem medizinischen Journal zitiert worden. Laut den ärztlichen Recherchen wurde der bislang größte Gehirntumor im Jahr 2002 im King Edwards Memorial Hospital in Mumbai entfernt, der 1,4 Kilogramm wog.
Eine anstrengende Odyssee für den Patienten
Nachdem der Patient von mehreren Krankenhäusern abgewiesen oder auf lange Wartelisten gesetzt wurde, nahm sich das Nair Hospital des Falls an. Nach einigen Untersuchungen wie CT-Angiographie, CT-Scan und MRT zeigte sich, dass die Blutgefäße in Pals Gehirn in den Tumor hineingewachsen waren, wodurch die Tumorzellen mit frischem Blut versorgt wurden. Der Tumor hatte auch einen Teil seines Gehirns erreicht und begann außerhalb des Schädelknochens zu wachsen, berichten indische Medien.
Viele Patienten kommen zu spät
„Wir bekommen jedes Jahr etwa 500 Fälle von Hirntumoren. Von diesen kommen mindestens 50 Prozent der Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium“, erläutert Dr. Srikant Balasubramaniam, der bei der neurochirurgischen Abteilung des Nair Hospitals arbeitet. Sicherlich spielt hierbei auch die finanzielle Situation vieler Inder ein Rolle. „Er verdient nur 9.000 Rupie (knapp 113 Euro) pro Monat. Wir konnten nicht viel ausgeben”, sagte Manju, die Frau des Patienten.
Deutsche Ärztin zweifelt an den Angaben
Die deutsche Neuroonkologin Marion Rapp vom Universitätsklinikum Düsseldorf bezweifelt, dass es sich um einen Hirntumor handelt. „Dann müsste der Tumor aus Nervenzellen bestehen und die wachsen nicht so massiv“, sagte die Ärztin gegenüber der Presseagentur dpa. Auf Basis der vorliegenden Informationen vermutet die Ärztin, dass das Gewebe außerhalb des Schädels angefangen hat zu wachsen und sich anschließend in den Innenraum hinein ausgebreitet habe. Die indischen Ärzte lassen derzeit den entnommen Tumor im Labor testen. (vb)
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