Forschung: Viren können stundenlang auf Plastikspielzeug überleben
Als Schutz vor Infektionskrankheiten wird in der Regel empfohlen, sich von infizierten Personen fernzuhalten. Doch das allein reicht nicht. Bestimmte Viren können stundenlang auf Plastikspielzeug überleben. Für Kinder können die Spielsachen somit zum Gesundheitsrisiko werden.
Gesundheitsrisiken durch Kinderspielzeug
Auch wenn das Spielen noch so schön ist, warnen Experten immer mal wieder vor bestimmten Gesundheitsgefahren durch Kinderspielzeug. So haben etwa Wissenschaftler der Frankfurter Goethe-Universität im vergangenen Jahr über ein Gesundheitsrisiko durch Umwelthormone in Babybeißringen berichtet. Auch allergieauslösende oder gar krebserregende Substanzen sind manchmal in Spielsachen zu finden. Doch nicht nur Inhaltsstoffe können zum Gesundheitsrisiko werden, sondern auch der Umgang mit dem Spielzeug. Ist dieses aus Plastik hergestellt, können sich darauf Viren befinden, die auch nach längerer Zeit noch zu einer Ansteckung führen können.
Viren überleben stundenlang auf Plastikspielzeug
Wie US-amerikanische Forscher nun herausgefunden haben, können Viren mit Virushülle, wie zum Beispiel das Grippevirus, stundenlang auf Plastikspielzeug überleben. Dieses Spielzeug wird somit für Kinder zum unterschätzten Infektionsrisiko. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern der „Georgia State University“ in Atlanta, die im Fachmagazin „Pediatric Infectious Disease Journal“ veröffentlicht wurde. Den Autoren zufolge waren infektiöse Virionen im Experiment teilweise noch nach einem Tag auf einem Spielzeug zu finden. Die Experten mahnen daher zu erhöhten Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Spielzeug.
Kinder sind besonders anfällig für Infekte
Achten beispielsweise während er Grippesaison Infizierte darauf, Viren nicht zu verteilen, machen sich nur wenige darüber Gedanken, dass sie Erreger auch über leblose Objekte verbreiten könnten. Doch Studienautor Richard L. Bearden II warnte in einer Mitteilung der Hochschule: „Kinder sind anfällig für Infektionskrankheiten, weil sie ihre Hände und Fremdkörper in den Mund nehmen und ihr Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist.“ Um das Überleben der Erreger zu demonstrieren, verwendete das Forscherteam ein Bakteriophagen, ein Virus, das Bakterien befällt.
Luftfeuchtigkeit spielt eine große Rolle
Es zeigte sich, dass die relative Luftfeuchtigkeit offenbar eine gewaltige Rolle spielt. Demnach konnten die Wissenschaftler bei 40 Prozent zwar nach zehn Stunden immer noch infektiöse Virionen nachweisen, aber nur noch ein Millionstel der ursprünglichen Menge. Doch bei 60 Prozent Luftfeuchtigkeit war selbst nach einem ganzen Tag noch ein volles Prozent der Viren aktiv. „Das Forschungsteam hätte wahrscheinlich auch nach über 24 Stunden noch infektöse Virionen gefunden“, meinte Bearden II. Den Angaben zufolge bildet das Virus aus der Studie eine Virushülle, die es derart lange außerhalb von Zellen überleben lässt. Die Erreger zahlreicher Infektionskrankheiten funktionieren ähnlich und dürften demnach ebenso lange auf Plastikspielzeug infektiös bleiben. Als Beispiele für solche Viren nennen die Forscher Influenza (Grippe) und auch Coroanaviren wie das „Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) or „Middle East Respiratory Syndrome“ (MERS).
Spielsachen aus Wartezimmern verbannen
Zwar ist es schon länger bekannt, dass Spielzeug zum Infektionsrisiko werden kann, doch neu ist die Erkenntnis, wie lange die teilweise äußerst gefährlichen Viren auf den Gegenständen überleben können. „Ich denke, Eltern, Kindertagesstätten, Arztpraxen und andere Orte, an denen Kinder Spielzeug teilen, sollten irgendeine Dekontaminations-Strategie umsetzen, damit das Spielzeug kein Reservoir für Krankheiten bildet“, sagte Bearden II. Dem Experten zufolge wäre es sinnvoll, Spielsachen aus Wartezimmern zu entfernen. Eine Dekontamination sollte auch andere gemeinsam genutzte Oberflächen wie Türgriffe oder Aufzugknöpfe umfassen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.