Geschwächte Menschen: Expertin rät zu Grippe-Impfung in Flüchtlingsunterkünften
In den vergangenen Tagen sind zehntausende Flüchtlinge in Deutschland angekommen. Nach den meist wochen- oder monatelangen Strapazen sind viele von ihnen geschwächt. Eine Expertin empfiehlt daher nun Grippe-Impfungen in Erstaufnahmeunterkünften, um einer Erkrankungswelle zuvorzukommen.
Influenzawelle verhindern
Zwar hat die Influenza-Saison noch nicht begonnen, doch schon seit Tagen überlegen sich viele, ob man dieses Jahr wieder zur Grippe-Impfung soll. Manchen Menschen, wie etwa Senioren oder Personen mit geschwächtem Immunsystem wird zur Vorsorge geraten. Viele Menschen, die in den vergangenen Tagen, oft nach wochen- oder monatelanger Flucht, in Deutschland ankamen, sind aufgrund der Strapazen geschwächt. Infektionskrankheiten nehmen daher bei ihnen oft einen schwerwiegenderen Verlauf. Eine Expertin rät nun zu entsprechenden Impfungen, um eine Influenzawelle in Erstaufnahmeunterkünften für Flüchtlinge im Winter zu verhindern.
Geschwächte Menschen werden schwerer getroffen
„Grippe-Impfungen sind in allen Gemeinschaftsunterkünften wichtig und werden dort auch gezielt angeboten. Das machen die Gesundheitsämter“, erklärte die Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München, Ulrike Protzer, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Sie erläuterte, dass man zwischen einer Erkältung und einer echten Grippe unterscheiden muss. Für letztere ist es noch relativ früh, die Grippe-Saison beginnt meist im Dezember und dauert dann bis März oder April. Zwar sei die Ansteckungsgefahr für Menschen in geschwächter Situation nicht höher, doch sie werden durch jede Infektionskrankheit schwerer getroffen. „Fangen sich geschwächte Menschen einen Infekt ein, ist das Risiko größer, schwerer zu erkranken – etwa an einer Lungenentzündung“, so die Expertin.
Gesundheitschecks in Flüchtlingsunterkünften
Wie Protzer erläuterte, werden in den Flüchtlingsunterkünften Gesundheitschecks durchgeführt, bei denen unter anderem auch festgestellt wird, ob auch noch andere Impfungen notwendig sind. „Manche Flüchtlinge kommen ja auch krank hier an, sie waren vielleicht 20 oder 30 Tage lang zu Fuß unterwegs und haben unter freiem Himmel geschlafen. Dafür ist der medizinische Dienst da und kann sie bei Bedarf zum Beispiel mit Antibiotika versorgen“, sagte Protzer gegenüber der dpa. Allerdings haben Asylsuchende nur Anspruch auf eine minimale Gesundheitsversorgung. Sie sind Patienten zweiter Klasse, wie Wohlfahrtsverbände und Flüchtlingsorganisationen seit Jahren kritisieren. Vor allem vor dem Hintergrund, dass über ein Drittel der Flüchtlingskinder psychisch belastet ist, wäre auch in diesem Bereich mehr Hilfe nötig.
„Eine moralische Verpflichtung“
Einen Mangel an Grippe-Impfdosen gebe es laut Protzer nicht. „Es ist ja so, dass wir in Deutschland etwa ein oder zwei Flüchtlinge je 1.000 Einwohner haben“, erklärte die Virologin. Andere Länder, wie beispielsweise der Libanon mit rund 1,5 Millionen Flüchtlingen sind in einer ganz anderen Situation. Dort ist die medizinische Versorgung oft sehr schlecht und die Gefahr von Krankheiten größer. „Wir müssen noch viel mehr darüber nachdenken, wie wir den Menschen dort helfen können. Das ist eine moralische Verpflichtung“, so Protzer. (ad)
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