Nahrung aus Insekten bietet Vorteile für Gesundheit und Umwelt
Was in Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas Tradition ist, sorgt bei vielen Verbrauchern hierzulande für Skepsis und Ekel: Insekten auf dem Teller. Doch die kleinen Krabbel- und Kriechtiere haben das Potenzial viele Gesundheits- und Umweltprobleme zu lösen. Sie bieten eine nachhaltigere Methode zur Herstellung von tierischem Eiweiß, erzeugen erheblich weniger Treibhausgasemissionen und sind wesentlich gesünder als Schwein, Rind und Co. Für den großen Durchbruch muss jedoch erst die Angst beim Verbraucher überwunden werden.
Trotz aller Vorteile wird der Konsum von Insekten in westlichen Ländern als unattraktiv empfunden. Ein Forscherteam der Universität Bern beschäftigte sich damit, wie man dem Verbraucher Insekten als Nahrungsmittel näher bringen kann. Dabei zeigte sich, dass Konsumentinnen und Konsumenten die insektenbasierten Leckereien eher kaufen und verspeisen, wenn die Lebensmittel im Luxuspreissegment angesiedelt sind. Die Studienergebnisse sind kürzlich im „British Food Journal“ erschienen.
Welche Vorteile haben insektenbasierte Lebensmittel?
„Insektenbasierte Lebensmittel haben erhebliche Vorteile für Umwelt und Gesundheit“, schreiben die Forschenden der Universität Bern in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Die derzeitige Nahrungsmittelproduktion sei für 25 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Großteil entstehe durch die Viehzucht. Hier könnten Insekten zur einer massiven Reduktion beitragen. Außerdem seien Insekten wesentlich gesünder als Fleisch. Schweizer Forscher und Politiker suchen nun nach Lösungen, wie man den Verzehr von Insekten gesellschaftsfähiger machen kann.
Ungeliebte Klimaretter
Sind Insekten die bessere Zukunftsnahrung? „Insekten haben als Proteinquelle zahlreiche gesundheitliche Vorteile und übertreffen herkömmliches Fleisch in Bezug auf die Treibhausgasemissionen deutlich“, erläutert Sebastian Berger von der Universität Bern. Insektenbasierte Lebensmittel könnten im Kampf gegen den Klimawandel helfen. Dagegen spreche allerdings zur Zeit, dass viele Verbraucher angewidert von dem Gedanken seien, Insekten zu essen.
Wie lässt sich die Skepsis gegenüber Insekten mildern?
„Da aber viele Personen gerne Hummer oder Krebs essen – trotz des insektenartigen Aussehens –, ist es möglich, dass sich diese negative Einstellung gegenüber dem Verzehr von Insekten ändern könnte“, berichtet Berger. Sein Team und er sehen das Luxuspreissegment als gute Basis für die Einführung insektenbasierter Nahrung. Bei den Untersuchungen machten sich die Forschenden eine einfache Marktregel zunutze: „Haben identische Produkte höhere Preise, erwarten Konsumentinnen und Konsumenten bessere Qualität“, schreiben die Experten.
Mehr Akzeptanz bei höheren Preisen
Bei höheren Preisen erwarten Verbraucher eine höhere Qualität. Diese Erwartungen stünden auch in einer Wechselbeziehung mit der Beurteilung des Produkts. In einer Reihe von konsumpsychologischen Experimenten konnten die Forschenden zeigen, dass sich dieses Prinzip auch auf Insekten als Nahrungsmittel anwenden lässt. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass hochpreisige Insektenprodukte nicht nur besser bewertet werden, sondern diese Bewertungen auch auf weitere Insektenprodukte übertragen werden, für welche keinerlei Preisinformationen verfügbar sind“, resümiert Berger.
Preise erzeugen Wirkung
„Hochpreisige Produkte könnten also dazu beitragen, die Einstellung von Konsumentinnen und Konsumenten zum Insektenverzehr zu ändern“, beton Berger. Preisreduktionen, die beispielsweise durch Subventionen erzeugt werden, könnten sich dabei sogar negativ auf die erwartete Produktqualität auswirken. Das Luxuspreissegment sei der ideale Markteinstieg für insektenbasierte Lebensmittel, die langfristig zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion und einer gesünderen Ernährung führen könnten. Es wird jedoch wohl noch einige Zeit dauern, bis Verbraucher wissen, was beim Verzehr von Insekten zu beachten ist. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
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