Schlafstörungen: (Mit)-Ursache von Erkrankungen wie Diabetes
Laut Fachleuten ist die Insomnie eine der häufigsten Störungen weltweit. Betroffene haben Schwierigkeiten beim Einschlafen und/oder Durchschlafen. Manche wachen morgens sehr früh auf. Der Großteil von ihnen beschreibt die eigene Schlafqualität als schlecht. Von Schlafmitteln wird eher abgeraten. Doch die richtige Behandlung kann vielen Menschen helfen.
Wie auf dem öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs „Gesundheit.gv.at“ erklärt wird, haben Betroffene bei Insomnien Ein-, Durchschlafstörungen oder eine schlechte Schlafqualität (nicht erholsamen Schlaf) und leiden unter den Folgen dieser. Durch eine dauerhafte Schlafstörung kommt es zu einer erhöhten Müdigkeit am Tag, beeinträchtigten kognitiven Fähigkeiten, psychischen Problemen (beispielsweise Stimmungsschwankungen) und weiteren körperlichen Beschwerden. Mit der richtigen Behandlung können Schlafprobleme oft gelöst werden.
Schwerwiegende individuelle Folgen
Etwa fünf bis zehn Prozent der Deutschen haben über einen längeren Zeitraum Schwierigkeiten mit dem abendlichen Einschlafen und/oder dem nächtlichen Durchschlafen, die mit Tagessymptomen wie Erschöpfung, verminderter Leistungsfähigkeit sowie Verhaltens- oder Stimmungsstörungen einhergehen, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in einer aktuellen Mitteilung.
Schlafmedizinerinnen und -mediziner stellen dann die Diagnose einer Insomnie. Diese Erkrankung hat meist schwerwiegende individuelle Folgen für die Betroffenen und ist mit hohen sozioökonomischen Kosten für unsere Gesellschaft verbunden.
Schlafstörungen sind (Mit)-Ursache von psychischen Störungen wie Depression und Demenz, Angststörungen, aber auch von Morbus Parkinson, Diabetes, Fettleibigkeit sowie Tumorerkrankungen.
Eine der häufigsten Erkrankungen weltweit
Laut der DGSM wird für die Schlafmedizin bald ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die (Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist in der ab 2022 geltenden 11. Fassung ihres internationalen Diagnoseschlüssels für Krankheiten und verwandte Gesundheitsprobleme ICD-11 erstmals die Schlaf-Wach-Störungen als ein eigenes von 16 Kapiteln der Medizin aus.
In den vergangenen 25 Jahren wurden Schlafstörungen zumeist nur als Begleiterscheinung anderer Krankheitsbilder in den Diagnosekriterien ausgewiesen. Das neue Kapitel umfasst 100 unterschiedliche Schlafstörungen.
„Ich glaube, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Schlafmedizin damit am Beginn einer neuen Zeit steht“, sagt PD Dr. Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin am St. Hedwig-Krankenhaus Berlin.
Erstmals sind damit Erkrankungsbilder der Schlafmedizin als eigenständiges Gebiet international anerkannt zusammengefasst, diagnostizier- sowie therapierbar. „Durch die Neudefinition der Insomnie ist zu erwarten, dass sie damit zu den häufigsten Erkrankungen weltweit zählen wird“, prognostiziert der Mediziner.
Schlafmittel wirken meist nur symptomatisch
Aber wie sollen Betroffene behandelt werden? „Psychotherapie hilft bei vielen Patienten, ist aber häufig nicht ursächlich wirksam und nicht ausreichend verfügbar“, erläutert der Experte.
„Heutige Schlafmittel wirken zumeist nur symptomatisch. Das muss sich ändern. Wir benötigen eine Vielzahl von Substanzen, die die spezifischen Störungen an ihrer Wurzel therapieren. Da sind wir noch weit weg.“
Diese Patientinnen und Patienten aber gar nicht, oder nur für vier Wochen medikamentös zu behandeln, wie derzeitige Leitlinien empfehlen, nennt Dr. Kunz sogar „zynisch“.
Kognitive Verhaltenstherapie
Wie Dieter Kunz, so weiß auch PD Dr. Tatjana Crönlein vom Schlafmedizinischen Zentrum Regensburg aus ihrer langjährigen Berufserfahrung, dass es viele Indikationen gibt, die für eine Gabe von Schlafmitteln sprechen.
„Eine kurzfristige Behandlung damit kann gerade bei einer akuten Schlafstörung gut funktionieren und verhindern, dass ein Teufelskreis der Insomnie entsteht, das bedeutet, dass sich die Insomnie verselbständigt. Es gibt auch komplexere Krankheitsbilder, bei denen die Gabe von Schlafmitteln geboten ist“, so die Diplompsychologin.
Die Expertin ist aber überzeugt, dass jeder Mensch – auch bei einer Insomnie – grundsätzlich ohne Schlafmittel schlafen kann. Von daher ist die Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie laut der Leitlinie gerade bei chronischen Schlafstörungen die Therapie der ersten Wahl.
„Diese psychotherapeutische Behandlung ist genauso wirksam und vor allem nachhaltiger bei Ein- und Durchschlafstörungen“, erklärt Crönlein, „Man konfrontiert die Betroffenen mit dem Verhalten, welches für den Schlaf schlecht ist und gibt ihnen Verhaltensweisen an die Hand, durch die sie wieder Vertrauen in den eigenen Schlaf bekommen.“
Die Kosten für die Behandlung werden von den Krankenkassen übernommen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): „Die Insomnie ist eine der häufigsten Störungen weltweit“, (Abruf: 12.10.2021), Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: www.gesundheit.gv.at: Insomnie, (Abruf: 12.10.2021), Gesundheit.gv.at
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.