Gesundes Sozialleben: Gute Freunde spielen für die Immunabwehr eine große Rolle
Es ist lange bekannt, dass sich die Abwehrkräfte mit bestimmten Lebensmitteln stärken lassen. Auch ausreichende Bewegung stärkt das Immunsystem. Zudem wird dazu geraten, genug zu schlafen, regelmäßig See- oder Waldluft einzuatmen und sich abwechselnd warm und kalt zu duschen, um sich vor Infekten zu schützen. Ein weiterer Tipp für ein starkes Immunsystem: Das Sozialleben pflegen.
Freundschaften dienen der Gesundheit
Dass Einsamkeit der Gesundheit schadet und Freundschaften gut für Psyche und Körper sind, ist schon länger bekannt und wurde teilweise auch in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt. So stellten britische Forscher fest, dass ein gesunder Freundeskreis vor Depressionen schützen kann. Selbst virtuelle Kontakte haben scheinbar positive Auswirkungen: US-amerikanische Wissenschaftler berichteten in der Fachzeitschrift „National Academy of Science“, dass viele Facebook-Freunde die Lebenserwartung erhöhen. Ein intaktes Sozialleben trägt zudem dazu bei, das Immunsystem zu stärken.
In Stressphasen anfälliger für Krankheiten
Dass man in oder nach einer Stressphase anfälliger für Schnupfen oder Grippe ist, ist nicht besonders verwunderlich. Schließlich ist während dieser Zeit das Immunsystem angegriffen.
Chronischer Stress kann auf vielen Wegen entstehen, unter anderem auch, wenn im Sozialleben etwas nicht stimmt.
Kontakte mit der Familie und Freunden spielen für die Immunabwehr eine bedeutende Rolle. Wie wichtig sie wirklich für uns sind, erklären Experten in einer aktuellen Meldung der Nachrichtenagentur dpa.
Soziales Umfeld gibt uns Nähe, Unterstützung und Vertrauen
Prof. Christian Schubert von der Universitätsklinik in Innsbruck, der seit Jahren über die Wechselwirkungen von Psyche und Immunsystem forscht, bezeichnet ein gutes soziales Umfeld als „Lebenselixier“.
Zwar war die klassische Immunologie lange skeptisch, doch inzwischen haben wir es „mit Fakten zu tun, die nicht mehr von der Hand zu weisen sind“, erklärt der Psychoneuroimmunologe in der dpa-Meldung, in der darauf hingewiesen wird, dass das Immunsystem konditionierbar ist.
Den Angaben zufolge kann man im Labor unter Umständen bis in den Zellkern Modifikationen des genetischen Materials beobachten.
Dabei ist es jedoch nicht die kurzfristige psychische Belastung, die uns zu schaffen macht, sondern die chronische – wie etwa längere Einsamkeit.
Wie weiter erläutert wird, gibt uns das soziale Umfeld Nähe, Unterstützung, Vertrauen und vermittelt Zugehörigkeit. Wenn wir das nicht haben, führt dies oft zu Einsamkeit und Verbitterung und das kann wiederum in chronischem Stress resultieren.
Dadurch werden dann äußere Belastungen schlechter verarbeitet. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass wir krank werden, mitunter auch körperlich.
Erhöhtes Krankheitsrisiko durch unfreiwillige Einsamkeit
Dennoch müsse man sich deshalb nicht mit einer Riesenclique an Freunden umgeben. Wie Prof. Thomas Fydrich von der Humboldt-Universität in Berlin laut dpa erklärt, korreliert die Größe des sozialen Netzwerks nur wenig mit der Zufriedenheit eines Menschen.
„Denn Einsamkeit ist nichts Objektives“, so der Experte. Manche Paare sind sich selbst genug. Und auch so mancher Einsiedler, der auf sich allein gestellt ist, lebt zufrieden. Wenn Menschen aber unfreiwillig einsam sind, steigt das Krankheitsrisiko.
Doch wer bekommt dann welche Krankheit? „Das ist eine sehr spannende Frage, auf die es noch keine konkrete Antwort gibt“, sagt Schubert.
Laut dem Experten sei klar, dass mehrere Faktoren mit hinein spielen: beispielsweise genetische, die Persönlichkeitsstruktur und das Lebensumfeld.
Manche Menschen könnten sich unter bestimmten Umständen dann eher einen Virus einfangen, andere entwickelten eher eine Allergie und wiederum andere hätten mit Entzündungen zu kämpfen.
Auch bei Personen mit einer Depression ist die Immunabwehr herabgesetzt.
Wie weiter erklärt wird, ist ein reges Sozialleben allerdings auch kein Garant für psychische und körperliche Gesundheit.
Schließlich ist das Immunsystem ein sehr komplexes und mitunter fragiles Gebilde. Nicht nur die Psyche spielt hier eine Rolle. Auch Schlaf, Bewegung und ein gesunder Lebensstil sind entscheiden, um die Abwehrkräfte zu stärken.
Etwas mit anderen Menschen unternehmen
Außerdem kann das Sozialleben auch zum Risikofaktor werden, etwa, wenn einer nicht „Nein“ sagen kann und der Kontakt zu Mitmenschen zu viel wird, erklärt Fydrich. In solchen Fällen entstehe eine Art „Sozialstress“, der nicht gesund ist.
Die Pflege von Angehörigen stellt einen extremen Fall der sozialen Belastung dar. Laut Schubert sind Pflegende insbesondere dann gefährdet, wenn es durch die Aufgabe zu einer Überforderung kommt.
Fydrich erklärt laut dpa ergänzend: „Gerade in einer Belastungssituation wie der Pflege ist es wichtig, Ressourcen zu mobilisieren und seine Probleme mit jemandem zu besprechen.“
Ein soziales Netz wirke demnach wie ein Puffer. Je vielfältiger und vielseitiger, desto größer sei die Wirkung.
Ein soziales Umfeld, das aus mehr als einer Person besteht, kann also vorteilhaft sein. Wenn beispielsweise eine Bezugsperson krank wird, sich trennt oder stirbt, können die anderen Menschen dies zumindest ein Stück weit auffangen.
Für Menschen, die eher zurückgezogen leben, sowie Paare, die überwiegend für sich sind, empfiehlt Fydrich daher: „Gehen Sie in Vereine, unternehmen Sie was, tun Sie auch etwas mit anderen!“
Es gehe dabei nicht darum, etwas besonders ambitioniert oder intensiv auszuüben. Selbst einmal im Monat Karten zu spielen sei unter Umständen schon genug Pflege für das eigene soziale Netz – und erhöhe so die Unterstützungsressourcen für einen zukünftigen Krisenfall. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.