Kann eine Toilette auf gesundheitliche Probleme hinweisen?
Eine neu entwickelte intelligente Toilette scheint eine Reihe von Krankheitsmerkmalen in Stuhl und Urin nachweisen zu können, darunter auch einige Arten von Krebs. Werden solche Toiletten in Zukunft die Gesundheit der Bevölkerung überwachen?
In Forschungsarbeiten unter Beteiligung der Stanford University wurde eine intelligente Toilette entwickelt, welche Anzeichen für gesundheitliche Probleme frühzeitig erkennen kann. Informationen zur der neuen Entwicklung hat das Forschungsteam in dem englischsprachigen Fachblatt „Nature Biomedical Engineering“ publiziert.
21 Menschen durften die neue Toilette testen
21 Personen testeten die Toilette über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Außerdem wurden 300 Menschen befragt, ob sie eine Smart-Toilette nutzen würden. So wollten die Froschenden ein besseres Gefühl für die Benutzerakzeptanz auf breiterer Ebene erhalten. Etwa 37 Prozent der befragten Personen gaben an, dass sie sich mit der Idee arrangieren könnten, 15 Prozent erklärten, dass ihnen die Idee sehr gut gefiel.
Idee für die Toilette ist schon über 15 Jahre alt
Das Konzept für diese neue Toilette reicht schon weit über 15 Jahre zurück, es dauert aber lange Zeit, bevor diese etwas seltsame Idee umgesetzt wurde, berichten die Forschenden. Die jetzt abgeschlossenen Pilotstudie mit 21 Teilnehmenden sei ein weiterer Schritt, die Vision einer präzisen, gesundheitsorientierten, intelligenten Toilette Wirklichkeit werden zu lassen.
Verschiedene Technologien wurden eingebaut
Es handelt sich eigentlich um eine gewöhnliche Toilette, in die einige Technik eingebaut wurde. Diese eingebauten Geräte nutzen beispielsweise Bewegungssensorik, um eine Beurteilung der Konsistenz des Stuhls zu ermöglichen. Die Stuhlbeurteilung basiert auf physischen Merkmalen, während Urinproben physischen und molekularen Analyse unterzogen werden, erläutern die Forschenden.
Was passiert mit den erfassten Daten?
Die Toilette sendet die aus jeder Probe gewonnenen Daten automatisch an ein sicheres, Cloud-basiertes System zur Speicherung. In Zukunft könne das System in das Archivierungssystem jedes Gesundheitsversorgers integriert werden, um so einen schnellen und einfachen Zugang zu ermöglichen.
Bald intelligente Toiletten in jedem Badezimmer?
Die Toilette fällt in eine Technologiekategorie, die die kontinuierliche Gesundheitsüberwachung ermöglicht und zu der beispielsweise auch intelligente Uhren zählen. Da jeder Mensch Toiletten nutzt, steigert dies ihren Wert als Krankheitserkennungsgerät. Auch wenn der Gedanke für einige Menschen etwas gewöhnungsbedürftig sein dürfte, könnten solche intelligenten Toiletten normaler Teil eines jeden Badezimmers werden, betonen die Forschenden.
Alte Toiletten können einfach aufgerüstet werden
Um eine solche Anpassung der Toiletten zu erreichen, wurde die Technologie als ein Zusatz konzipiert, welcher sich in jede alte Porzellanschüssel integrieren lässt. Diese Erweiterungen enthalten eine Reihe von Instrumenten zur Gesundheitsüberwachung, die nach Anzeichen von Krankheiten suchen. Sowohl Urin- als auch Stuhlproben werden zum Beispiel auch auf Video aufgenommen und dann von einer Reihe von Algorithmen verarbeitet. Diese können verschiedene Parameter wie normale Flussrate, Flussdauer, Gesamtvolumen und Stuhlkonsistenz auswerten, welche auf gesundheitliche Probleme oder Erkrankungen hindeuten können
Toilette kann zehn Biomarker messen
Neben der physikalischen Strömungsanalyse werden in der Toilette auch Urinanalysestreifen eingesetzt, um bestimmte molekulare Merkmale zu messen. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen, eine konstante Blutkontamination, bestimmte Proteinwerte und andere Faktoren können auf ein Spektrum von Krankheiten hinweisen, von Infektionen über Blasenkrebs bis hin zu Nierenversagen, erläutern die Forschenden. In ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstadium sei die Toilette in der Lage, zehn verschiedene Biomarker zu messen.
Toilette kann den Benutzer identifizieren
Einer der wichtigsten Aspekte der intelligenten Toilette dürfte wohl auch gleichzeitig einer der überraschendsten sein. Die Toilette hat ein eingebautes Identifikationssystem. „Es geht darum, ein präzises, individuelles Gesundheits-Feedback zu geben, deshalb mussten wir sicherstellen, dass die Toilette zwischen den Benutzern unterscheiden kann“, berichtet Dr. Sanjiv Gambhir in einer Pressemitteilung. Außerdem wurde auch noch eine Spülhebel gebaut, der Fingerabdrücke lesen kann.
Kamera in Toilette nimmt den Hintern auf
Die Forschenden fügten der intelligenten Toilette noch einen kleinen Scanner hinzu, welcher einen eher kamerascheuen Teil des Körpers abbildet. Man könnte es als das genaue Gegenteil der Gesichtserkennung bezeichnen, mit anderen Worten ausgedrückt: Die intelligenten Toilette nimmt mit ihrer Kamera den Anus auf. Die Scans dienen lediglich als Erkennungssystem. Niemand, weder Sie noch Ihr Arzt, wird die Scans jemals sehen, erklären die Forschenden.
Intelligente Toilette ersetzt keinesfalls den Arztbesuch
Die neue Toilette wird keinesfalls als ein Ersatz für den Besuch beim Arzt dienen. Und die Toilette wird ermittelte Daten in vielen Fällen nicht an die nutzende Person melden. Im Idealfall erfolge im Falle eines fragwürdigen Ereignisses wie beispielsweise Blut im Urin über eine App, die mit einem Schutz der Privatsphäre ausgestattet ist, eine Warnung an den Arzt bzw. die Ärztin der nutzenden Person, erläutert das Forschungsteam. So könnten die nächsten Schritte für eine korrekte Diagnose festgelegt werden.
Ziele zukünftiger Forschung?
Zukünftige Forschung bei der Weiterentwicklung der intelligenten Toilette sollte beispielsweise eine Erhöhung der Teilnehmerzahl, die Integration molekularer Merkmale in die Stuhlanalyse und die Verfeinerung der bereits funktionierenden Technologien umfassen. Auch sollten die durchgeführten Tests weiter individualisiert werden und bei Menschen mit Diabetes könnte beispielsweise der Urin auf Glukose überwacht werden, betonen die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stanford University: ‘Smart toilet’ monitors for signs of disease (veröffentlicht 06.04.2020), Stanford University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.