Die Ernährung hat einen erheblichen Einfluss auf das Alzheimer-Risiko und kann auch den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Dabei spielen nicht nur die verzehrten Lebensmittel eine Rolle, sondern auch die täglichen Essenszeiten. So könnte intermittierendes Fasten laut einer neuen Studie möglicherweise einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen Alzheimer leisten.
Ein Forschungsteam der University of California San Diego School of Medicine hat an Mäusen das therapeutische Potenzial von zirkadian-modulierendern Interventionen in Form einer zeitlich beschränkten Essensaufnahme untersucht. Die überraschenden Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht.
Innere Uhr bei Alzheimer oft gestört
Die Alzheimer-Krankheit wird oft begleitet von Störungen des zirkadianen Rhythmus (innere biologische Uhr), der viele unserer physiologischen Prozesse regelt, erläutert das Forschungsteam. Bei fast 80 Prozent der Alzheimer-Betroffenen seien entsprechende Probleme, einschließlich Schlafstörungen und einer Verschlechterung der kognitiven Funktionen am Abend beziehungsweise in der Nacht, feststellbar.
So lag der Verdacht nahe, dass ein Zusammenhang zwischen der Alzheimer-Pathologie und den Störungen des zirkadianen Rhythmus besteht. Jedoch fehlten bislang therapeutische Ansätze, die auf diesen Aspekt der Krankheit abzielen, berichtet das Team.
Vorteile zeitlich begrenzter Nahrungsaufnahme
In einem Mausmodell der Alzheimer-Krankheit überprüften die Forschenden nun einen solchen Ansatz. Hierfür wurde eine Gruppe der Mäuse nach einem zeitlich begrenzten Plan gefüttert, der nur sechs Stunden Essenszeit pro Tag vorsah, was beim Menschen etwa 14 Stunden Fasten pro Tag bedeuten würde, erläutern die Forschenden.
Im Vergleich zu den Kontrollmäusen mit unbegrenztem Futterzugang hatten die Tiere, die nach dem zeitlich begrenzten Plan gefüttert wurden, ein besseres Gedächtnis, einen regelmäßigeren Schlafrhythmus und weniger Schlafstörungen. Auch waren sie nachts weniger hyperaktiv.
Und zudem schnitten die Testmäuse bei kognitiven Tests besser ab als die Kontrollmäuse, was zeigt, dass die zeitlich begrenzte Fütterung dazu beitragen konnte, die Verhaltenssymptome der Alzheimer-Krankheit zu lindern, so das Forschungsteam.
Verbesserungen auf molekularer Ebene
Auch auf molekularer Ebene seien Verbesserungen feststellbar gewesen. Laut den Fachleuten wiesen die Mäusen bei zeitlich eingeschränkter Fütterung Veränderungen in der Expression mehrere Gene auf, die mit Alzheimer und Neuroinflammation in Zusammenhang stehen.
Und die Menge des Amyloid-Proteins, das sich im Gehirn ansammelte, sei deutlich geringer ausgefallen, wobei diese Amyloid-Ablagerungen eines der bekanntesten Merkmale der Alzheimer-Krankheit bilden.
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Hoffnungen für die Alzheimer-Therapie
Sollten diese Ergebnis sich auch bei Untersuchungen an Menschen bestätigen, könnte intermittierendes Fasten mit einer entsprechenden Begrenzung des täglichen Zeitfensters für die Nahrungsaufnahme tatsächlich einen Beitrag in der Alzheimer-Behandlung leisten.
„Viele Jahre lang nahmen wir an, dass die Störungen des Tagesrhythmus, die bei Menschen mit Alzheimer auftreten, eine Folge der Neurodegeneration sind, aber jetzt lernen wir, dass es vielleicht umgekehrt ist – die Störung des Tagesrhythmus könnte eine der Hauptursachen für die Alzheimer-Pathologie sein“, resümiert die Studienautorin Prof. Dr. Paula Desplats von der UC San Diego School of Medicine.
In der Praxis leicht umsetzbar
Die Forschenden sind optimistisch, dass sich die Ergebnisse leicht in die Praxis übertragen lassen, zumal der neue Behandlungsansatz auf einer Änderung des Lebensstils beruht und damit keine aufwendigen Zulassungsverfahren wie Medikamente durchlaufen muss.
„Die zeitlich begrenzte Nahrungsaufnahme ist eine Strategie, die Menschen leicht und sofort in ihr Leben integrieren können“ und der neue Ansatz bietet „eine einfache Möglichkeit, das Leben von Alzheimer-Patienten und denjenigen, die sie pflegen, drastisch zu verbessern“, so Dr. Desplats. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Daniel S. Whittaker, Laila Akhmetova, Daniel Carlin, Haylie Romero, David K. Welsh, Christopher S. Colwell, Paula Desplats: Circadian modulation by time-restricted feeding rescues brain pathology and improves memory in mouse models of Alzheimer’s disease; in: Cell Metabolism (veröffentlicht 21.08.2023), sciencedirect.com
- University of California - San Diego: Intermittent fasting improves Alzheimer’s pathology (veröffentlicht 21.08.2023), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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