Was wir online verfolgen, hat einen größeren Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden als die im Internet verbrachte Zeit. Beispielsweise können bestimmte Inhalte zu einer schlechteren Konzentration und einem geringeren Selbstwertgefühl führen.
Eine neue Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Harvard University hat eine Vielzahl von Studien und systematischen Übersichtsarbeiten ausgewertet, um einen Überblick über die Auswirkungen der Internetnutzung auf psychologische, kognitive und soziale Aspekte zu geben. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „World Psychiatry“ veröffentlicht.
Immer mehr Menschen online
Die massenhafte und weit verbreitete Nutzung von internetfähigen Geräten auf der ganzen Welt zeigt, wie wichtig es ist, die Auswirkungen der Internetnutzung auf die menschliche Kognition und die psychische Gesundheit genauer zu untersuchen, berichtet das Team.
So sei es zum Beispiel möglich, dass bestimmte Inhalte im Internet für manche Menschen harmlos sind, während sie für andere schädlich sein könnten.
Dies gilt laut den Forschenden zum Beispiel für die Auswirkungen von Fotos, die unrealistische Körperformen propagieren und die insbesondere für Menschen, die zu Essstörungen neigen oder ein geringes Selbstwertgefühl haben, problematisch sind.
In der neuen Studie konzentrierten sich die Fachleute auf Themen wie die Angst, etwas zu verpassen, die Manipulation von Verhalten und Ansichten durch Social-Media, die empfundene Isolation, soziale Vergleiche und die Auswirkungen auf den Körper.
Problematische Nutzung des Internets
Als Beispiel für die unterschiedlichen Auswirkungen der Internetnutzung auf verschiedene Personen führen die Forschenden die folgenden zwei Szenarien an.
Im ersten Beispiel verbringt ein Jugendlicher insgesamt vier Stunden pro Tag online. Während dieser Zeit wird er ständig mit ablenkenden Benachrichtigungen konfrontiert und scrollt durch eine Vielzahl von Inhalten in kurzlebigen Medien, die algorithmisch auf seine Laster oder Unsicherheiten ausgerichtet sind, erklärt das Team.
Dies könne dazu führen, dass sich die Betroffenen schlechter auf wichtige Aufgaben konzentrieren können, Probleme mit ihrem Körperbild entwickeln oder allgemein ein geringeres Selbstwertgefühl haben.
Positive Effekte der Internetnutzung
„Im zweiten Szenario verbringt ein älterer Erwachsener genau dieselben vier Stunden pro Tag online, nutzt diese Zeit aber stattdessen, um neue soziale Beziehungen zu knüpfen und auf Bildungsinhalte zuzugreifen, was sich positiv auf sein Wohlbefinden und sogar auf seine Gehirnfunktion auswirkt“, fügt Studienautor Professor Lee Smith in einer Pressemitteilung hinzu.
Dies zeige, dass die Auswirkungen auf die Menschen sehr unterschiedlich sein können, selbst wenn sie die gleiche Zeit im Internet verbringen.
Richtlinien zur Internetnutzung überarbeiten
Die neuen Erkenntnisse darüber, wie die Internetnutzung das Wohlbefinden und die Gesundheit des Gehirns beeinflusst, könnten dazu beitragen, konkretere Richtlinien und Strategien zu entwickeln, um die Internetnutzung so zu gestalten, dass die Vorteile maximiert und die Risiken minimiert werden, ergänzt Professor Smith.
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„Im Moment konzentrieren sich viele Richtlinien und Empfehlungen zur Internetnutzung auf die Begrenzung der Zeit, die wir online verbringen“, ergänzt der Studienautor Dr. Josh A. Firth.
Zwar sei es grundsätzlich sinnvoll, die Nutzung digitaler Geräte einzuschränken und stattdessen Zeit mit gesunden Aktivitäten zu verbringen, doch zeige die neue Studie, dass die Art der Internetnutzung offenbar wesentlich wichtiger ist, als die Dauer der online verbrachten Zeit.
Die Untersuchung hilft zu erklären, wie die positiven oder negativen Auswirkungen der Internetnutzung für eine Person durch einfache Faktoren wie beispielsweise das Alter und den soziodemografischen Status und durch die Art der Internetnutzung beeinflusst werden, resümiert Professor Smith. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joseph Firth, John Torous, José Francisco López-Gil, Jake Linardon, Alyssa Milton, et al.: From “online brains” to “online lives”: understanding the individualized impacts of Internet use across psychological, cognitive and social dimensions; in: World Psychiatry (veröffentlicht 10.05.2024), World Psychiatry
- Anglia Ruskin University: Quality over quantity for screen time - study (veröffentlicht 29.05.2024), Anglia Ruskin University
Wichtiger Hinweis:
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