Ramadan-Fasten: Vorteile und Nachteile im Zeichen der Gesundheit
Am 6. Mai begann der Fastenmonat der Muslime Ramadan. Allgemein gilt Fasten für den menschlichen Körper als gesund und kann positiv auf den menschlichen Organismus wirken, wie auch der Verband der Islamischen Kulturzentren (VKIZ) in Deutschland erklärte. Allerdings sollten Fastenden auf die Signale des Körpers achten. Wer eine eher schlechte körperliche Konstitution hat, sollte darauf achten, ob Kreislaufbeschwerden auftreten oder der Blutdruck abfällt. Darauf verwies auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Auch aus medizinischer Sicht sind laut Aussage des VKIZ-Dialogbeauftragten Erol Pürlü zahlreiche positive Effekte des Fastens belegt. So wirke die Fastenzeit entgiftend für den Körper und könne darüber hinaus Ausdauer, Geduld und Selbstbeherrschung fördern, erklärte Pürlü.
Kein vollständiger Verzicht auf Nahrung
Im Unterschied zu dem allgemeinen Verständnis des Fastens verzichten Muslime während des Ramadans nicht vollständig auf die Nahrungsaufnahme, sondern nutzen die Abendstunden nach Sonnenuntergang und die Zeit vor der Morgendämmerung, um dem Körper essentielle Nährstoffe zuzuführen. Trotzdem ist Vorsicht geboten und ohnehin geschwächte Personen sollten bei ersten Anzeichen körperlicher Beeinträchtigungen die Fastenzeit beenden und diese gegebenenfalls später nachholen, so die Aussage des VKIZ-Dialogbeauftragten.
Geschwächte Personen sollten mit dem Fasten aussetzen
Beim bewussten Fasten dürfe „dem Körper nichts fehlen“, betonte der Dialogbeauftragte Pürlü. In der Regel gewöhne sich der Organismus jedoch sehr schnell an den neuen Rhythmus der Nahrungsaufnahme. Während des Ramadans (neunter Monat im islamischen Mondkalender) sind gläubige Muslime dazu angehalten vom Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang nichts zu essen und zu trinken. Im Jahr 2011 fällt der Ramadan dabei auf den Zeitraum vom 1. bis zum 29. August des heute weltweit angewandten Gregorianischen Kalenders.
Täglich verzichten die gläubigen Muslime somit rund 15 Stunden pro Tag auf Essen und Trinken. Hierbei seien Ermüdungserscheinungen ab dem Nachmittag eine der häufigsten Beeinträchtigungen der Fastenden, berichtet der Dialogbeauftragte Pürlü. Zwar gelte die Fastenvorschrift des Ramadan prinzipiell für alle gläubigen Muslime ab der Pubertät, doch ohnehin geschwächte Personen sollten nach Möglichkeit in den Sommermonaten eine Pause einlegen und die Fastenzeit später nachholen, erklärte Pürlü.
Kinder vor der Pubertät würden zwar auch ermutigt, so viele Tage wie möglich zu fasten, doch sobald „ das Fasten die eigene Gesundheit oder die des Kindes beeinträchtigen sollte, so ist das Fasten auszusetzen und später nachzuholen,“ betonte der Dialogbeauftragte. Vergleichbare Ausnahmeregelungen gelten im Islam auch für Kranke, Reisende, schwangere Frauen und stillende Mütter sowie gesundheitlich geschwächte Senioren.
Drohende Nebenwirkungen der Fastenzeit
Obwohl unter dem Fasten während des Ramadans anders als unter dem allgemeinen Verständnis des Begriffs „fasten“ kein dauernder Essensentzug zu verstehen ist, warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung vor möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die deutlich reduzierte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Je nach körperlicher Konstitution können Nebenwirkungen wie ein „Abfall des Blutdrucks, Benommenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindelgefühl“ auftreten, betonte die Expertin der DGE, Isabelle Keller. Auch drohe insbesondere während des Fastens in den Sommermonaten ein Abfall des Blutzuckerspiegels (Unterzuckerung) und Flüssigkeitsmangel.
Ein genereller Vitamin- und Mineralstoffmangel sei jedoch nicht zu befürchten, ergänzte die Expertin. Wer bei Dunkelheit in den Abend- und Morgenstunden darauf achtet, dem Körper die „Nährstoffe im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung mit entsprechender Lebensmittelauswahl“ zuzuführen, kann das Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch das Fasten jedoch deutlich reduzieren, so Keller weiter.
Übertriebenes Fasten verursacht gesundheitliche Beeinträchtigungen
Das häufig als eine Art Diät praktizierte allgemeine Fasten, bei dem grundsätzlich über einen gewissen Zeitraum auf die Nahrungsaufnahme verzichtet wird, ist nach Einschätzung der Experten generell weit kritischer zu beurteilen als die Umstellung der Nahrungsaufnahme im Ramadan. So erhöht übertriebenes Fasten zum Beispiel das Risiko einer Gicht-Erkrankung, warnte der Berufsverband Deutscher Rheumatologen Anfang Juni in einer Pressemitteilung.
Die häufig begleitend eingesetzten sogenannten Diuretika (Harntreibende Mittel), welche die Ausschwemmung von Wasser aus dem menschlichen Körper beschleunigen sollen, um einen schnelleren Gewichtsverlust zu ermögliche, sind dabei nach Einschätzung des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen in Hinblick auf das Gicht-Risiko besonders kritisch zu beurteilen. Von unkontrolliertem Fasten unter dem Einsatz von Diuretika raten die Experten daher dringend ab und empfehlen, das Übergewicht stattdessen langsam (höchstens zwei bis drei Kilo pro Monat) zu reduzieren. (fp)
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