Jährlich 1,7 Millionen Unfälle mit Kindern in Deutschland
01.03.2012
Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung jetzt bekannt gab, werden jährlich rund 1,7 Millionen Kinder bis 14 Jahre Opfer von Unfällen. Ob beim Spielen im Kindergarten, Zuhause oder im Straßenverkehr, schon ein kurzer Moment der Unachtsamkeit reicht oft aus. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte gibt Eltern Tipps zur Vermeidung von Unfällen.
Für 273 Kinder endete der Unfall tödlich
Laut Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kamen 2010 273 Kinder bei Unfällen ums Leben. 200.000 Kinder mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden, von denen etwa 81.000 unter sechs Jahren waren. Um Unfälle Zuhause zu vermeiden, hat Wolfram Hartmann praktische Tipps für Eltern.
Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte rät, Kinder im Bad nicht alleine zu lassen, denn dort könne schon beim Händewaschen zu Unfällen kommen. „Sie können die Farben meist noch nicht unterscheiden, drehen sie das warme Wasser auf und verbrühen sich die Hände“, erklärt der Experte. Zuhause würden immer noch viele Unfälle passieren, obwohl Eltern gerade dort die Umgebung kindersicher machen könnten. Zu den typischen Unfällen gehört beispielsweise der Sturz von der Wickelkommode, bei dem sich Kinder schwer verletzen können, erläutert Hartmann. Stürze und Verbrennungen gehörten zu den häufigsten Gefahren von jüngeren Kindern. „Kinder muss man da noch im Auge behalten“, sagt der Experte.
Eltern sollten Kindersicherungen im Haushalt anbringen
Um das Unfallrisiko von Kindern im Haushalt zu reduzieren, könnten Eltern Rauchmelder und Kindersicherungen anbringen. Besonders wichtig seien Sicherungsvorkehrungen an Fenstergriffen, an Steckdosen und dem Herd. „Es darf eigentlich nicht sein, dass ein Kind eigenmächtig ein Fenster aufmacht“, berichtet Hartmann. „Es sieht einen Stuhl, klettert darauf, weil es da etwas sehen möchte, öffnet das Fenster und fällt im schlimmsten Fall herunter.“ Kindersicherungen in der Wohnung würden zahlreiche Unfälle verhindern.
Ein weiteres Risiko seien nicht an der Wand angeschraubte Regale. Natürlich können Eltern nicht permanent ein Auge auf ihre Kinder haben. Bis zu einem Alter von zwei Jahren könnten sie beispielsweise während des Kochens in einen Laufstall mit Spielzeug gesetzt werden, auch wenn dieser etwas aus der Mode gekommen ist. „Keinem Kind schadet es, wenn es noch mal eine Stunde im Laufstall ist. Da ist es am sichersten“, erklärt Hartmann. Grundsätzlich sollten Sicherheitsmaßnahmen aber nicht den natürlichen Bewegungsdrang eines Kindes einschränken.
Laut Statistik verunglücken jährlich etwa eine Million Mädchen und Jungen im Kindergarten oder in der Schule, 300.000 verletzen sich zu Hause, 150.000 erleiden Unfälle im Straßenverkehr und 250.000 verletzen sich beim Sport oder Spielen.
Adventszeit ist Unfallzeit
Einer DAK-Studie zufolge, verbrennen sich Kinder in der Adventszeit weniger an Kerzen als an heißen Getränken, am Backofen beispielsweise beim Plätzchenbacken und an heißen Herdplatten. DAK-Ärztin Elisabeth Thomas rät Eltern dazu, nie den Entdeckungsdrang ihrer Kinder zu unterschätzen. Die lieben Kleinen sollten beim Backen, Kochen oder mit Kerzen und Zündhölzern niemals alleine gelassen werden. Verbrennungen seien für Kinder besonders gefährlich, da ihre Haut noch dünner sei, erklärt die Expertin. Bereits eine Temperatur von 60 Grad Celsius würde ausreichen, um bei einer gewissen Dauer schwere Verletzungen zu verursachen. Wenn acht Prozent der Haut verbrannt sei, bestehe Lebensgefahr für Kinder. Eine Tasse Tee könne bereits 30 Prozent der Haut verbrühen, erklärt Thomas. (ag)
Bild: sokaeiko / pixelio.de
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