Pro Jahr knapp 500 000 Krebsfälle durch Übergewicht
01.12.2014
Einer aktuellen Studie des Internationalen Krebsforschungszentrums (IARC), einer spezialisierten Agentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge, gibt es jährlich fast eine halbe Million neuer Krebsfälle, die im Zusammenhang mit Übergewicht stehen. „Wir schätzen, dass 2012 weltweit 481.000 oder 3- 6 Prozent aller neuen Krebsfälle einem hohen Body Mass Index zuzuschreiben sind.“ Das berichten die an der Studie beteiligten Forscher in „The Lancet Oncology“. Demnach sind die reichen Länder Europas sowie die USA besonders von dieser Entwicklung betroffen.
Meiste Neuerkrankungen in Osteuropa
Der Studie zufolge kam es in den reichen Ländern zu 64 Prozent der mit Fettleibigkeit und Übergewicht im Zusammenhang stehenden Krebserkrankungen. Nahezu ein Viertel davon entfielen auf die USA, insgesamt ca. 111 000 Fälle. Im europäischen Vergleich war Osteuropa mit 64 000 Fällen am stärksten betroffen, während es im südlichen Afrika die wenigsten Erkrankungen gab. „Insgesamt sehen wir, dass während sich die Anzahl der Krebsfälle in den reicheren Ländern nach wie vor auf einem Höchststand befindet, sich in den Entwicklungsländern ähnliche Effekte abzeichnen“, so Isabelle Soerjomataram, eine der leitenden Autorinnen der Studie in einer Pressemitteilung des IARC.
Frauen häufiger betroffen
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Frauen stärker von diesem Effekt betroffen sind als Männer. "Frauen sind von Krebserkrankungen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit überproportional betroffen", sagt IARC Dr. Melina Arnold, eine der Autorinnen der Studie. "Zum Beispiel, bei postmenopausalem Brustkrebs, der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen weltweit, deutet die Studie darauf hin, dass 10% dieser Krebsarten durch ein gesundes Körpergewicht verhindert werden könnten." Auch auf Gebärmutterkrebs treffe dies zu. Demnach wären ca. 5,4 Prozent aller Neuerkrankungen bei Frauen (345 000 Fälle) auf einen Zusammenhang mit Fettleibigkeit und Übergewicht zurückzuführen, während es bei Männern nur etwa 1,9 Prozent (136 000 Fälle) sind.
Einschätzungen der Autoren zufolge hätten rund ein Viertel der weltweiten Krebserkrankungen vermieden werden können, wenn die Bevölkerung ihren durchschnittlichen BMI von vor 30 Jahren gehalten hätte. So habe sich die Zahl der Fälle von Fettleibigkeit seit den 1980er Jahren verdoppelt. Für die Zukunft sehen die Forscher die zu erwartende Entwicklung nüchtern: „Es wird erwartet, dass die Zahl der mit Fettleibigkeit und Übergewicht verbundenen Krebsfälle global mit der ökonomischen Entwicklung ansteigt,“ so Dr. Christoph Wilde, Leiter der IARC. "Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Umsetzung effizienter Gewichtskontrollmaßnahmen, um die hohe Zahl der Krebserkrankungen die mit Übergewicht verbunden sind einzudämmen und zu vermeiden, dass sich die Probleme, mit denen die reichen Länder konfrontiert sind, sich in der zurzeit schnellen Entwicklung wiederholen." (jp)
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