In Deutschland leidet jeder fünfte Jugendliche unter Stress
Erst der zunehmende Leistungsdruck in der Schule und in der Freizeit dann noch Nachhilfestunden, Sporttraining oder Musikunterricht: Immer mehr Kinder und Jugendliche sind überfordert und haben kaum noch Zeit für sich selbst. Etwa jeder fünfte Jugendliche leidet unter hohem Stress. Dies führt auch zu gesundheitlichen Beschwerden.
Voller Terminkalender nach dem Unterrichtsschluss
Nicht nur in der Schule werden Kinder und Jugendliche immer mehr gefordert, sondern häufig ist ihr Terminkalender auch nach dem Unterrichtsschluss voll: Dann wartet der Klavierunterricht, das Fußballtraining oder Nachhilfestunden. Die zahlreichen Aktivitäten mögen zwar manchen Freude bereiten, doch viele Kinder leiden unter großem Stress, wie eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung ergab. Laut einem Bericht der „Thüringer Allgemeinen“ erklärte Holger Ziegler, Pädagogikprofessor der Uni Bielefeld: „18 Prozent aller Kinder von sechs bis elf Jahren und 19 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren leiden unter hohem Stress.“
Mangel an selbstbestimmter Freizeit
Im Rahmen der repräsentativen Umfrage wurden rund 1.100 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren sowie deren Eltern befragt. Der Zeitung zufolge gaben die Jugendlichen als eine der Hauptursachen mangelnde Freizeit an, über die sie selbst bestimmen können. Des Weiteren kommen die teilweise hohen Erwartungen ihrer Eltern hinzu, die von ihnen gute Schulleistungen erhoffen, und die sie nicht enttäuschen wollen. Zudem klagen etwa 80 Prozent der stark gestressten Kinder insbesondere in finanziell schlechter ausgestatteten Familien über hohe Belastungen durch Arbeiten im Haushalt, wie beispielsweise Einkaufen, auf Geschwister aufpassen oder Behördengänge, die sie für ihre Eltern erledigen müssen.
Körperliche Beschwerden durch Stress
Das hohe Stresslevel äußert sich auch in körperlichen Symptomen. „Viele haben Schwierigkeiten einzuschlafen, klagen über Kopf- und Bauchschmerzen oder Müdigkeit, sind unruhig und haben Albträume. Dies sind klassische Burn-Out-Signale, die für Eltern wichtige Warnsignale sein müssen“, erklärte Ziegler. Zudem berichteten viele Kinder, dass sie oft wütend oder zornig seien. Oft haben sie mit Versagensängsten zu kämpfen und können Probleme nur schlecht selbst lösen. Weiter heißt es, dass elf Prozent der Jugendlichen depressiv verstimmt seien und sich 47 Prozent nutzlos fühlten.
Sorge um psychisch auffällige Kinder
Auch Kinder- und Jugendärzte in Deutschland hatten kürzlich über ihre Sorge um psychisch auffällige Kinder berichtet. Demnach zeige jedes fünfte Kind hierzulande psychische Auffälligkeiten. Oft sind die Kleinen aggressiv oder ziehen sich völlig zurück. Wie die „Thüringer Allgemeine“ zur aktuellen Studie schreibt, scheint ein Ausweg aus dem Dilemma schwierig, da die Mehrheit (87 Prozent) der Eltern von gestressten Kindern nicht glaubt, dass sie ihre Kleinen überfordert. Ziegler meinte: „Alle Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Wichtig ist aber, dass sie ihre Ansprüche an sich selbst und ihre Kinder überprüfen, sie zurückschrauben und ihr Leben nicht zur Hölle machen.“ Dies hätte auch enorme Auswirkungen auf die spätere Entwicklung ihres Nachwuchses, denn durch übertriebene Zuwendung und extreme Überhöhung erziehen viele Eltern ihre Kinder zu Narzissten wie ein internationales Forscherteam vor kurzem berichtete. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung gilt als nicht heilbar. Meist werden Betroffene durch Psychotherapie behandelt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.