Alkohol- und Drogenprobleme sind weit verbreitet unter Häftlingen
20.06.2014
Missbrauch von Alkohol, Drogen und Arzneimitteln gehören zum Alltag vieler Häftlinge. „Es gibt kein drogenfreies Gefängnis", betont der Berliner Medizinaldirektor Dr. Marc Lehmann, Mitautor des gerade erschienen Buches „Gesundheit und Haft“, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“. Der ärztliche Direktor des Berliner Justizvollzugskrankenhauses und Leiter des anstaltsärztlichen Dienstes fordert eine bessere gesundheitliche Versorgung und psychische Betreuung der Gefängnisinsassen.
Keine gute gesundheitliche Versorgung von Häftlingen
Fast jeder zweite Häftling in Deutschland leidet an einer Alkohol-, Drogen- oder Arzneimittelabhängigkeit. „45 Prozent der etwa 60.000 Häftlinge in deutschen Gefängnissen haben ein Problem mit psychoaktiven Substanzen", so Lehmann. Zudem litten viele Insassen an seelischen Störungen. Lehmann und seine Kollegen fassten für ihr Buch die Zahlen mehrerer regionaler Studien zusammen. Dem Experten zufolge kämen Straftäter häufig mit oder wegen ihrer Drogensucht ins Gefängnis. Einige Häftlinge entwickelten aber auch in der Haft Abhängigkeiten. Alkoholmissbrauch komme dagegen seltener im Gefängnis vor.
Der Erfolg einer Resozialisierung hänge maßgeblich vom Gesundheitszustand der Häftlinge ab, betont Lehmann. In Deutschland seien Gefängnisinsassen aber nicht krankenversichert. Stattdessen liege die Zuständigkeit für die Gesundheitsfürsorge bei den Bundesländern, deren Budgets aber nicht ausreichten. Als Beispiel führt der Mediziner die Kosten für Hepatitis-C-Medikamente an. Diese beliefen sich pro Fall auf bis zu 80.000 Euro. Es müsse aber gut überlegt werden, wie die knappen Mittel am besten eingesetzt werden. „Kranke in Haft haben ein Recht auf die gleiche medizinische Versorgung wie Patienten in Freiheit“, betont Lehmann. Die Realität sehe jedoch anders aus. (ag)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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