Zahl der Kaiserschnittgeburten hat sich innerhalb von 20 Jahren in Deutschland verdoppelt
18.10.2012
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden (Destatis) am Donnerstag mitteilte, hat die Zahl der Kaiserschnittgeburten im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent zugenommen. 2011 erblickten von den 654.243 geborenen Kindern 32,1 Prozent das Licht der Welt per Kaiserschnitt. Noch vor 20 Jahren war der Anteil der Kaiserschnittgeburten nur halb so groß. Kritiker sehen nicht immer medizinische Notwendigkeiten als Grund für einen Kaiserschnitt. Häufig seien es die Eltern selbst, die den genauen Geburtstermin festlegen möchten oder die natürliche Geburt für anstrengender hielten.
Saarland Spitzenreiter bei Kaiserschnittgeburten
Wie Destatis weiter mitteilt, gebe es große regionale Unterschiede: „Am höchsten war die Kaiserschnittrate im Saarland mit 38,2 Prozent; die wenigsten Kaiserschnittentbindungen wurden mit 23,2 Prozent in Sachsen vorgenommen.“ Hilfsmittel wie die Saugglocke (Vakuumextraktion) oder die Geburtszange wurden im vergangenen Jahr nur selten bei 5,5 beziehungsweise 0,5 Prozent der Geburten eingesetzt. Im regionalen Vergleich kam die Saugglocke am häufigsten in Berlin (8 Prozent) und am seltensten in Thüringen (3,1 Prozent) zum Einsatz. „Die meisten Zangengeburten gab es im Saarland (1,2 Prozent der Entbindungen)“, berichtete Destatis. „Die wenigsten in Berlin, Hamburg und Schleswig-Holstein (jeweils 0,2 Prozent der Entbindungen).“ Schwangere konnten in Deutschland im vergangenen Jahr in 784 Kliniken von insgesamt 2.045 Krankenhäusern entbinden.
Kritik an Kaiserschnittgeburten
Aus medizinischer Sicht können verschiedene Faktoren für eine Kaiserschnittentbindung sprechen. Dazu gehören beispielsweise Quer- oder Beckenendlage des Kindes, ein besonders großer Kopfumfang, ein deutlich erhöhtes Geburtsgewicht sowie akute Notsituationen wie Sauerstoffmangel des Kindes. Immer mehr Kaiserschnitte werden jedoch ausschließlich auf Wunsch der Mutter beziehungsweise Eltern durchgeführt. Diese Entwicklung sehen Experten zum Teil kritisch, da die sogenannte Sectio caesarea sowohl für die Mütter als auch für die Kinder Risiken bringt.
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) werden in Deutschland etwa 32 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt geboren. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist dieser Eingriff aber nur bei etwa jeder achten Geburt medizinisch sinnvoll. Weltweit seien die Zahlen der Kaiserschnittentbindungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, wobei besonders kulturelle Ansichten über die Geburt ausschlaggebend seien, so die die BZgA. Ein internationaler Vergleich bestätigt diesen Zusammenhang. Beispielsweise werden in den Niederlanden lediglich 16 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt geboren, obwohl die holländischen Kinder und Mütter nicht wesentlich gesünder sind die deutschen. (ag)
Bild: Christian v.R. / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.