Pro Jahr 40.000 Tote durch Krankenhausinfektionen
01.03.2014
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 40.000 Menschen durch Krankenhausinfektionen. Viele Todesfälle wären vermeidbar. Ein Experte fordert nun bessere Schulung des Personals und verschärfte Kontrollen durch die Behörden.
Hälfte der Krankenhausinfektionen wäre vermeidbar
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) infizieren sich in deutschen Krankenhäusern pro Jahr rund eine Million Patienten mit Keimen. Jedes Jahr sterben etwa 40.000 Menschen als Folge mangelnder Hygiene in Kliniken, wie DGKH-Vorstand Klaus-Dieter Zastrow der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom Donnerstag sagte. Selbst moderne Operationsmethoden, die im Vergleich zu früher oft nur kleine Eingriffe erfordern oder bessere Lüftungsanlagen hätten seit Jahrzehnten nichts an diesen Zahlen ändern können, so der Experte gegenüber der Südwest Presse (SWP). Nach Ansicht der Fachleute wäre die Hälfte aller Krankenhausinfektionen vermeidbar. Das Thema Hygiene werde Zastrow zufolge in vielen Krankenhäusern nach wie vor vernachlässigt. Es gelte oft das Prinzip: „Man kassiert Geld, aber macht keine Hygiene.“
Thema wird von der Politik klein gehalten
Das im Jahr 2011 verschärfte Infektionsschutzgesetz enthält zwar „strenge Regeln, die vom Land zu überwachen sind“, doch die Krankenhausbetreiber seien von den strengeren Vorschriften „nicht begeistert.“ Zudem werde das Thema von der Politik klein gehalten, „um Geld zu sparen“, kritisierte Zastrow. Er meint außerdem, dass das Personal in den Kliniken besser geschult und die Kontrollen durch die Ämter deutlich verschärft werden sollten. Zastrow forderte in der WAZ sogar, Krankenhäuser mit hohen Infektionsraten im Internet öffentlich zu machen. Auf die Hygieneverstöße bezogen meinte er: „Wenn der Krankenhausleiter weiß, dass sich sein Chefchirurg nicht um Hygiene kümmert, muss er ihn feuern.“
Daten geschönt und längst überholt
Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) zur Überwachung von Klinikinfektionen schätzt die Zahl der jährlich Infizierten lediglich auf 400.000 bis 600.000 und beziffert die Todesfälle auf „nur“ 10.000 bis 15.000. Wie Zastrow der WAZ sagte, seien diese Daten „im Sinne der Krankenhauslobby geschönt und längst überholt.“ Ein Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft sagte gegenüber der SWP zu diesem Vorwurf: „Das Thema ist zu ernst, als dass damit Panikmache betrieben werden müsste.“
Unterschiedliche Analysen
Bei seinen Zahlen beruft sich Zastrow auf eine Analyse der DGKH aus dem Jahr 2013, in der Daten zu Krankenhausinfektionen aus dem In- und Ausland verglichen und daraus Schlüsse für Deutschland gezogen wurden. Gegenüber der SWP unterstrichen Verantwortliche am NRZ hingegen die Seriosität ihrer Zahlen und nannten die Analyse der DGKH „fehlerhaft“. (ad)
Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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