Jetlag und Schichtarbeit bringen Darmflora aus dem Rhythmus
17.10.2014
Üblicherweise sind Menschen tagsüber wach und schlafen nachts. Das Gleiche gilt auch für die Bakterien der Darmflora. Gerät dieser Rhythmus jedoch aus dem Takt, kann das gesundheitliche Folgen wie Stoffwechselerkrankungen und Übergewicht nach sich ziehen, berichten israelische Wissenschaftler im Fachmagazin "Cell".
„Diese Forschungsergebnisse bieten eine Erklärung für eine langfristige und mysteriöse Beobachtung, nämlich das Menschen deren Tag-Nacht-Rhythmus durch Jetlag oder Schichtarbeit gestört ist, zur Entwicklung von Übergewicht und anderen metabolischen Erkrankungen tendieren“, so Eran Elinav vom Weizmann Institute of Science gegenüber „Cell Press“. Dabei könnten Ihre neuesten Forschungsergebnisse zur Entwicklung neuer Präparate oder Behandlung beitragen: „Diese überraschenden Erkenntnisse könnten uns in die Lage versetzen, präventive Behandlungen zu entwickeln, um das Risiko der Erkrankung für diese Menschen zu senken“, so Elinav weiter.
Dass Störungen des Tag- Nacht-Rhythmus bzw. des Wechsels von hell und dunkel, wie sie etwa bei Schichtarbeitern oder Reisenden zwischen den Zeitzonen vorkommen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht oder Diabetes verursachen können, war unter Medizinern bereits bekannt. Die Ursachen dafür waren jedoch bislang unklar.
In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler anhand von Mäusen, wie sich die bakterielle Zusammensetzung im Tagesverlauf änderte, und fanden heraus, dass die Bakterien sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in ihrer Art fluktuierten. Außerdem veränderte sich die Funktion der Darmflora mit den Tageszeiten.
Auch beim Menschen rhythmische Schwankungen im Darm
Die Bakterien der Darmflora werden aber nicht nur vom Hell-dunkel-Wechsel beeinflusst, auch der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme spielt eine Rolle. Wurden sowohl Fütterungszeitpunkt als auch Hell-dunkel-Wechsel verändert, veränderte sich die Darmflora derart, dass die Testmäuse bei fetthaltiger Ernährung eine Vorstufe der Diabetes und Übergewicht entwickelten, was bei Tieren die einer Kontrollgruppe ohne Jetlag angehörten nicht geschah. Übertrug man diesen Tieren jedoch Bakterien der Jetlag Mäuse, zeigten die Kontrolltiere die gleichen Symptome wie die Jetlag Mäuse.
Das Gleiche geschah auch, wenn die Forscher Darmbakterien von Menschen mit Jetlag auf keimfreie Mäuse übertrugen. Die Tiere nahmen schnell zu und bildeten die Diabetesvorstufe aus. Damit haben die israelischen Forscher den Nachweis über die Zusammenhänge von Jetlag und Veränderungen in der Darmflora erbracht.
Ergebnisse vorläufig
Als endgültig seien ihre Forschungsergebnisse jedoch erst einmal nicht zu betrachten sagten die Forscher des Weizmann Institute. Allerdings würden diese einen Zusammenhang von Jetlag, Veränderungen in der Darmflora und der Ausbildung von Stoffwechselkrankheiten beim Menschen nahelegen und somit das häufige Auftreten von Erkrankungen bei Schichtarbeitern und Vielfliegern erklären. Zur Behandlung biete sich möglicherweise eine gezielt probiotische oder antimikrobielle Therapie an, schreiben die Forscher. „Unsere Ergebnisse zeigen ein neues therapeutisches Ziel auf, das in zukünftigen Studien genutzt werden könnte, um die Darmflora von Menschen wie beispielsweise Schichtarbeitern und Vielfliegern, deren Lebensstil häufige Änderungen im Schlaf-Muster aufweisen, zu normalisieren“, so Elinav in Cell Press. „Zielsetzung sei, die schädlichen Veränderungen in der Darmflora mit probiotischen oder antimikrobiellen Therapien zu reduzieren oder sogar das Risiko von Übergewicht und seinen Folgen zu verhindern.“ (jp)
Bild: Petra Schmidt / pixelio.de
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