Risiko für Herzerkrankungen durch Verzehr von Milchprodukten senken
Seit Jahren wird darüber gestritten, ob Milch gesund oder eher schädlich für den Menschen ist. Die Ergebnisse einer groß angelegten Studie sprechen für den Verzehr von Milchprodukten wie Joghurt. Denn dadurch lässt sich offenbar das Risiko für Herzerkrankungen senken.
Wertvolle Nährstoffe
„Essen Sie Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Käse täglich“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihren zehn Regeln für eine gesunde Ernährung. An anderer Stelle weisen die Experten darauf hin, dass Milch für den menschlichen Körper wertvolle Nährstoffe wie hochwertige Proteine, B-Vitamine, Calcium und verschiedene Spurenelemente enthält. Doch längst nicht alle Fachleute sind von den gesundheitlichen Vorteilen überzeugt. Manche meinen gar, der Konsum von Milch stelle ein Gesundheitsrisiko dar. Eine große Studie legt nun allerdings nahe, Milchprodukte zu verzehren. Denn dadurch lasse sich das Risiko für Herzkrankheiten und das Sterberisiko senken.
Milch kann das Herz schützen
Erst vor kurzem zeigte sich in einer Studie, dass Milchprodukte die Herzgesundheit stärken können.
Nun haben sich in einer weiteren wissenschaftliche Untersuchung die positiven Auswirkungen des Milchkonsums gezeigt.
Die Wissenschaftler der McMaster University (Kanada) stellten zusammen mit internationalen Kollegen fest, dass Milchprodukte wie Käse und Joghurt zum Schutz vor Herzkrankheiten und Schlaganfällen beitragen können.
Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet“.
Die Studie wurde hauptsächlich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen durchgeführt, in denen generell weniger Milchprodukte konsumiert werden.
Trotzdem können die Ergebnisse auch wichtig für Menschen in wohlhabenderen Ländern sein, in denen Menschen oft denken, dass sie den Konsum von Milch vermeiden sollten.
Eine moderate Menge von Milch, drei Portionen pro Tag, kann das Herz schützen, anstatt ihm zu schaden, erklärt Studienautorin Dr. Mahshid Dehghan von der McMaster University in Kanada laut dem Fachmagazin „EurekAlert!“.
Die Ergebnisse sollten Menschen mit einem sehr niedrigem Milchkonsum motivieren, ihren Konsum zu steigern. Vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, aber auch in Ländern mit sehr hohem Einkommen, fügt die Expertin hinzu.
Die Sorge um Milchprodukte rührt von der Erkenntnis her, dass gesättigtes Fett den LDL-Cholesterinspiegel erhöht, der mit Herzkrankheiten in Verbindung steht.
Milchprodukte enthalten allerdings auch Nährstoffe, welche gesund für den Menschen sind, einschließlich bestimmter Aminosäuren, ungesättigter Fette, Vitamin K1 und K2, Kalzium, Magnesium und Kalium.
Die Menge macht den Unterschied
Mehr als moderate Mengen von Milch und Milchprodukten zu sich zu nehmen, ist jedoch auch nicht ratsam, sagen die Autoren. Überernährung ist ebenso ein Problem wie Unterernährung.
Lebensmittel mit gesättigten Fetten sind sehr kalorienreich, was zu Fettleibigkeit und ernsten Folgeerkrankungen führen kann.
Die Experten wollen Menschen nicht ermutigen, ihren Konsum zu steigern, wenn sie bereits sechs bis sieben Portionen pro Tag zu sich nehmen.
Es wird mehr zu einem mäßigen Konsum geraten. Eine Portion ist in diesem Fall ein 244g Glas Milch oder Joghurt, eine 15g Scheibe Käse oder ein Teelöffel Butter.
Butter hat keine Schutzwirkung
Für die Studie wurden mehr als 135.000 Menschen in 21 Ländern auf der ganzen Welt untersucht, von Kanada und Schweden bis nach Brasilien, Bangladesch und Tansania. Die Schwäche der Studie besteht darin, dass sie auf Fragebögen zur Nahrungsmittelhäufigkeit basiert.
Die Teilnehmer wurden gebeten zu erzählen, wie oft sie unterschiedliche Milchprodukte konsumiert haben. Die Probanden wurden dann in Kategorien mit hoher, mittlerer und niedriger Aufnahme eingeteilt.
Die Teilnehmenden wurden für einen Zeitraum von ungefähr neun Jahren medizinisch überwacht.
Es stellte sich heraus, dass Menschen, welche drei Portionen Milch, Käse oder Joghurt am Tag konsumierten, niedrigere Raten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine niedrigere Mortalität aufwiesen als diejenigen, die weniger solcher Produkte zu sich nahmen.
Butter wurde nicht als schützend angesehen, aber die meisten Leute aßen so wenig Butter, dass der Effekt nicht signifikant war.
Welchen Einfluss hat gesättigtes Fett auf die Gesundheit?
Verschiedene Wissenschaftler waren sich bereits einig, dass es mehr und mehr Beweise dafür gibt, dass Milchprodukte gesundheitsfördernd sind.
Es ist wichtig Informationen zu einer gesunden Lebensweise und gesunden Lebensmitteln zu haben, nicht nur zu einzelnen Nährstoffen, die konsumiert werden, sagen die Forscher.
Die Ergebnisse stützen andere Beweise dafür, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem normalen Konsum von gesättigten Fettsäuren und dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt.
Nahrungsmittel, welche Fett liefern, können einen entscheidenden Einfluss haben.
Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass gesättigtes Fett aus Vollmilch, Joghurt und Hartkäse einen nur sehr begrenzt Einfluss hat, wenn es überhaupt irgendwelche Auswirkungen auf das kardiovaskuläre Risiko hat, sagen die Experten.
Die Schlüsselfrage, ob wir fettarme oder fettreduzierte Milchprodukte konsumieren sollten, wird von dieser Forschung aufgrund der geringen Aufnahme fettarmer Milchprodukte in großen Teilen der Welt außer Europa und Nordamerika nicht vollständig beantwortet, sagen die Mediziner. (as, ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.