Johannisbeeren und Himbeeren sind gesundheitlich unbedenklich? Das Bundesamt für Verbraucherschutz gibt Entwarnung, Greenpeace hält weiterhin daran fest, Pestizid-Cocktails können gesundheitsgefährdend sein.
(29.07.2010) Die Umweltorganisation "Greenpeace" hatte vor Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Johannisbeeren gewarnt. Es gehe eine gesundheitliche Gefährdung für den Verbraucher beim Verzehr der Beeren aus. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig wies die Warnung zurück, es gebe angeblich keine Gefahr für Konsumenten. "Von Johannisbeeren und Himbeeren gehen keine gesundheitlichen Gefahren aus", so das Bundesamt.
Die Umweltschützer hatten bei einer Testreihe 31 Proben von Johannisbeeren und Himbeeren aus deutschen Supermärkten untersucht. Dabei wurden zahlreiche unterschiedliche Pestizide gefunden. Greenpeace warnte vor dem Verzehr der Beeren, in einigen Proben wären sogar illegale Pestizide gefunden worden. Doch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wies die Warnung zurück, in keiner der 31 Proben wurde der Höchststand an Rückständen von Pflanzenschutzmitteln übersprungen. Für das Bundesamt sei damit klar, dass keine gesundheitliche Bedenken bestehen. Auch der Hinweis auf "Pestizide ohne EU-Zulassung" sei sachlich nicht richtig. Alle 21 chemischen Stoffe, die in den Beeren-Proben nachweisbar waren, sind in der EU in Pflanzenschutzmitteln zulässig. 18 Stoffe wurden in die EU-weite Positivliste aufgenommen, für die restlichen drei gelten derzeit Übergangsfristen.
Als fraglich bezeichnete das Bundesamt auch die Aussage, die Johannisbeeren aus Deutschland „beinhalten illegale Agrargifte Dodin und Difenoconazol". Denn die chemischen Stoffe seien in Deutschland zugelassen. Allerdings würden die Wirkstoffe nicht bei dem Anbau von Johannisbeeren angewendet, sondern bei anderen Obstsorten. Die Umweltschützer hatten diese Pestizide in Johannisbeeren gefunden und argumentieren, eine Anwendung der entsprechenden Pflanzenschutzmittel habe nun auch bei den Beeren statt gefunden. Doch das Bundesamt geht davon aus, dass die Rückstände andere Gründe haben könne. Denn die nachgewiesenen Konzentrationen waren mit 0,03 bzw. 0,07 mg/kg sehr gering. So sei es möglich, dass die nachgewiesenen Stoffe durch "Abdrift" aus benachbarten Obstplantagen komme könne. Dennoch sei es unerheblich, ob der Obstbauer eventuell gegen die Vorschriften verstoßen habe, denn die Rückstände an „Dodin“ und „Difenoconazol“ würden unterhalb des zulässigen Höchstgrenze von 0,2 mg/kg liegen und seien "unbedenklich für die Gesundheit".
Greenpeace hält an den Einschätzungen fest, dass Pestizid-Cocktails gesundheitsgefährdend sein können. Es gebe nach wie vor keine nachhaltigen Studien, die die tatsächlichen Gefahren von Pestizid-Cocktails abschließend bewerten. Nach Ansicht der Umweltorganisation bestehe hier eine Gesetzeslücke. Zudem habe Greenpeace nie behauptet, die Grenzwerte wären überschritten worden, jedoch darauf hingewiesen dass hier die "Summe der Wirkstoffe" die potentielle Gefahr auslöse.
Dass eine Lücke in den gesetzlichen Regelungen vorliegt, hatte zudem auch die Hamburger Lebensmittelüberwachung bereits in der Kommentierung des Greenpeace-Salattests im vergangenen Winter 2009 bestätigt. Die Lebensmittelüberwachung hielt eine solche Summenbewertung bei Proben für zulässig, auf denen mehrere Pestizide gefunden werde.
Bei den aktuellen Johannisbeeren-Tests wurden zudem zwei illegale Pestizide gefunden. „Dodin“ und „Difenoconazol“ haben keine Zulassung für den Einsatz bei Johannisbeeren, die in Deutschland produziert werden. Dennoch fanden sich beide Pestizide auf Johannisbeeren deutscher Herkunft. Dass beide Wirkstoffe für in Deutschland produzierte Johannisbeeren unzulässig sind, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bestätigt. Jetzt verfolgt die Lebensmittelüberwachung der Bundesländer die Ware zum Erzeuger zurück und stellt weitere Ermittlungen an. (sb, gr)
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Website von Greenpeace
Bild: JMG / pixelio.de
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