Johanniskraut kann Depressionen lindern
Johanniskraut wird schon länger als Heilpflanze verwendet. Sie wirkt stimmungsaufhellend und antidepressiv und wird unter anderem bei leichten und mittelschweren depressiven Episoden, Angst und Unruhe eingesetzt. Johanniskraut-Präparate können aber auch mit Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten einhergehen.
Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf seinem Portal „gesundheitsinformation.de“ erklärt, können bestimmte Johanniskraut-Präparate leichte bis mittelschwere Depressionen kurzfristig lindern. Diese Mittel haben seltener Nebenwirkungen als einige andere Antidepressiva. Es kann aber zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen.
Innere und äußerliche Anwendungen
Johanniskraut wird in der Medizin als Heilpflanze eingesetzt und enthält verschiedene Wirkstoffe, heißt es auf dem öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs „Gesundheit.gv.at“.
Ihre Einsatzgebiete sind unter anderem die äußerliche Anwendung bei Verletzungen, Verbrennungen sowie Muskelschmerzen.
Innerlich kann die stimmungsaufhellend und antidepressiv wirkende Pflanze beispielsweise bei leichten und mittelschweren depressiven Episoden, Angst und Unruhe angewendet werden.
Rezeptfreie und rezeptpflichtige Präparate
Johanniskrauthaltige Präparate gegen mittelschwere Depressionen sind laut dem IQWiG rezeptpflichtig. Mittel mit Johanniskraut gegen leichte depressive Verstimmungen sind hingegen ohne Rezept erhältlich.
In einer in der Fachzeitschrift „Systematic Reviews“ veröffentlichten Arbeit haben Forschende insgesamt 35 Studien mit knapp 7.000 Teilnehmenden ausgewertet, um herauszufinden, ob Johanniskraut-Präparate Depressionen bei Erwachsenen lindern können und wie sie im Vergleich zu anderen Medikamenten abschneiden.
Die Studien dauerten mindestens vier Wochen und prüften unterschiedliche Johanniskraut-Produkte. Bei den meisten der eingeschlossenen Studien wurde Johanniskraut in einer Dosis von 500 mg bis 1200 mg pro Tag verabreicht. An den Studien nahmen Personen mit einer leichten und mittelschweren Depression teil. Der Großteil der Teilnehmenden waren Frauen.
Wirksamkeit belegt
Den Angaben zufolge konnten die in den Studien eingesetzten Johanniskraut-Präparate die Beschwerden von Menschen mit einer leichten bis mittelschweren Depression stärker lindern als ein Placebo.
Die Studien, in denen Johanniskraut mit anderen Antidepressiva verglichen wurde, zeigten für beide Präparate eine vergleichbare Wirkung.
Allerdings liefen nur wenige Studien länger als acht Wochen. Depressionen dauern aber oft länger oder kehren nach einiger Zeit mit einer weiteren Episode zurück. Ob Mittel mit Johanniskraut längerfristig wirksam sind oder weiteren Episoden vorbeugen können, ist also nicht ausreichend untersucht.
Keine Belege fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür, dass Johanniskraut bei schweren Depressionen hilft.
Auch wenn die Wirksamkeit von Johanniskraut bei leichten und mittelschweren Depressionen belegt ist: Da es sich dabei um eine ernst zu nehmende Erkrankung handelt, ist von einer Selbstbehandlung dringend abzuraten, schreibt das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auf dem Portal „VerbraucherFenster Hessen“. Wer an Depressionen leidet, sollte unbedingt ärztliche Hilfe suchen.
Neben- und Wechselwirkungen
Zu bedenken ist auch, dass Johanniskraut-Präparate zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, leichten Hautirritationen, Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen führen können.
Und sie können allergische Reaktionen auslösen. Es kommt aber etwas seltener zu Nebenwirkungen als bei anderen Antidepressiva.
Des Weiteren können bei Johanniskraut-Präparaten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten – das heißt, sie können die Wirkung anderer Mittel, die gleichzeitig eingenommen werden, verstärken oder abschwächen.
Johanniskraut verringert beispielsweise die Wirkung von Mitteln, die das Blut langsamer gerinnen lassen oder die die Immunabwehr des Körpers unterdrücken. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Johanniskraut die Zuverlässigkeit der Antibabypille reduziert.
Da Johanniskraut die Wirksamkeit von Wirkstoffen verändert, ist gegebenenfalls eine Dosisanpassung der beteiligten Wirkstoffe und Medikamente durch eine Ärztin oder einen Arzt notwendig.
Rezeptfrei erhältliche Mittel sollten nicht ohne Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt eingenommen werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Können Mittel aus Johanniskraut helfen?, (Abruf: 23.10.2022), gesundheitsinformation.de
- Apaydin EA, Maher AR, Shanman R, Booth MS, Miles JN, Sorbero ME et al.: A systematic review of St. John's wort for major depressive disorder; in: Systematic Reviews, (veröffentlicht: 02.09.2016), Systematic Reviews
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs „Gesundheit.gv.at“: Johanniskraut, (Abruf: 23.10.2022), Gesundheit.gv.at
- Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Johanniskraut - Heilpflanze für Seele und Haut, (Abruf: 23.10.2022), VerbraucherFenster Hessen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.