Hat ein Kind Kopfläuse, ist das kein Grund zur Panik. Denn die kleinen Krabbeltiere sind zwar lästig, aber ungefährlich. Dennoch sollten sie so schnell wie möglich behandelt werden, um eine weitere Verbreitung zu vermeiden und das unangenehme Kopfjucken zu lindern. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“ geben Experten Tipps, wie sich die hartnäckigen Parasiten am besten entfernen lassen.
Kopfläuse befallen besonders häufig Kinder-Köpfe
Kopfläuse (Pediculus capitis) sind flügellose Insekten, die mit bloßem Auge gerade noch als winzige bewegliche Punkte erkennbar sind. Die Tiere leben vom Blut ihrer Wirte und geben beim Saugen Speichel in die entstehende Bisswunde ab, um die Blutgerinnung zu stoppen. Dieser Vorgang stellt für den Menschen zwar normalerweise keine gesundheitliche Gefahr dar, doch der Speichel verursacht den für Kopfläuse typischen Juckreiz. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch infolge von engem Körperkontakt, wobei schon eine kurze Umarmung ausreicht, damit die Tiere auf den nächsten Kopf krabbeln können. Auch durch die gemeinsame Verwendung von Bürsten, Mützen o.ä. kann es zu einer Ansteckung kommen, daher verbreiten sich die kleinen Krabbler vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder wie Schulen und Kindertagesstätten besonders schnell.
Befall hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun
Häufig sorgen Kopfläuse für Ekel, denn viele Menschen verknüpfen die Insekten mit schlechter Hygiene und ungewaschenen Haaren. Dabei spielen diese Aspekte bei dem Befall gar keine Rolle, denn Läuse nutzen nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Ablegen ihrer Eier alle erreichbaren Köpfe – unabhängig davon, wie oft jemand seine Haare wäscht. Wie die Deutsche Pediculosis Gesellschaft informiert, ist am häufigsten die Altersgruppe der acht bis zwölfjährigen Kinder betroffen, Erwachsene werden hingegen deutlich seltener von den blutsaugenden Tierchen geplagt. „Läusebefall ist eindeutig eine Kinderkrankheit“, erläutert der Vorsitzende der Pediculosis Gesellschaft, Jan Krüger, gegenüber der „dpa“.
Vermeidung von Körperkontakt garantiert keinen sicheren Schutz
Doch das sei laut Michael Forßbohm vom Gesundheitsamt Wiesbaden kein Grund für eine Überreaktion, denn es habe so wie so kaum einen Effekt, wenn aus Sorge vor einer Ansteckung der enge Kontakt zu anderen Menschen vermieden werden. Vorbeugende Schutzmaßnahmen gebe es dem Läuseexperte zufolge nicht, „nur Glatzenträger und Einsiedler können sich sicher fühlen“. Stattdessen bestehe die beste Prävention darin, so schnell wie möglich zu handeln, um eine weitere Ausbreitung in der Kita oder Schule zu verhindern.
Eltern müssten dementsprechend Erzieher und Lehrer sofort benachrichtigen, wenn sie bei ihrem Kind Läuse entdecken. Im nächsten Schritt sollten dann alle anderen Kinder der Einrichtung sowie die engen Bezugspersonen des betroffenen Kindes ebenfalls untersucht werden. Dabei ist genaues Hinschauen wichtig, denn nicht immer entsteht durch die Insekten gleich das charakteristische Jucken. Stattdessen kann es gerade beim Erstbefall bis zu zwei Wochen dauern, bis es kribbelt und kratzt. „In dieser Zeit werden die meisten Läuse übertragen”, erklärt Forßbohm.
Haare Strähne für Strähne durchkämmen
Um einen möglichen Befall zu entdecken, empfiehlt es sich, nach dem Waschen eine Pflegespülung zu verwenden, da sich die Insekten in dieser nicht mehr bewegen können. Anschließend wird das Haar Stück für Stück mit einem feinen Kamm durchgekämmt, wobei dieser nach jeder Strähne auf einem Handtuch ausgestrichen wird. Lassen sich hier schließlich kleine bewegliche Pünktchen erkennen, hat sich das Kind offenbar angesteckt.
Alternativ kann auch Essigwasser „lähmend“ auf die kleinen Insekten wirken. Für dieses werden ein Teil Haushaltsessig und zwei Teile warmes Wasser gemischt, anschließend lässt man die Mixtur etwa zehn Minuten auf dem Haar einwirken, bevor auch hier die Prozedur mit dem Läusekamm erfolgt.
Läuseeier überleben erste Behandlung mit Spezialshampoo
Um die Krabbeltierchen vollständig wieder loszuwerden, sollten auf Anraten des Robert Koch-Instituts und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zwei Methoden miteinander kombiniert werden. Demnach sollten die Haare zuerst mit einem speziellen Läuseshampoo bzw. -spray aus der Apotheke behandelt werden, durch welches die Parasiten normalerweise bereits abgetötet werden. Da die Läuseeier jedoch überleben, dürfe die Therapie keinesfalls abrupt abgebrochen werden – stattdessen sei „[..] es zwingend erforderlich, die Behandlung nach acht bis zehn Tagen zu wiederholen, wenn die Larven geschlüpft sind”, betont Forßbohm. Als zweite Maßnahme sollten die Haare alle vier Tage (insgesamt vier Mal) nass mit Pflegespülung und einem Spezialkamm durchgekämmt werden, um überlebende Läuse und frisch geschlüpfte Larven zu beseitigen.
Hausmittel können gegen Läuse helfen
Eltern und Betroffene könnten auf Anraten des Experten bei der Auswahl eines geeigneten Läusemittels Beratung in der Apotheke finden. Ein wichtiger Punkt, denn Mittel mit chemischen Insektenvernichtungsmitteln (Insektizide) sind nicht immer verträglich und dürfen von Kindern, Schwangeren, Stillenden generell nicht verwendet werden. Alternativ bieten sich Produkte auf Silikonöl-Basis an, die sich auf die Atemöffnungen der Läuse legen und so zur Erstickung der Tiere führen. Die Wirksamkeit dieser Mittel sei laut Hermann Feldmeier vom Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Charité Berlin, erwiesen, zudem könnten sie bedenkenlos wiederholt angewendet werden.
Als weiteres Hausmittel gegen Läuse hat sich erwärmtes Olivenöl bewährt. Dieses wird großzügig auf Haar und Kopfhaut aufgetragen und sollte über mehrere Stunden einwirken, wobei der Kopf mit einem Handtuch umwickelt wird. Anschließend werden die Haare mit dem Läusekamm sorgfältig von Eiern und Nissen befreit und gewaschen, das normale Shampoo kann hier bei Bedarf mit einigen Tropfen Teebaum- oder Lavendelöl angereichert werden. Auf umfangreiche Putzmaßnahmen in der Wohnung könne laut Forßbohm hingegen verzichtet werden, denn in den eigenen vier Wänden sei das Risiko für eine Verbreitung gering. „Läuse können maximal 55 Stunden außerhalb des Wirtes überleben. Auch eine Übertragung über Bettwäsche, Kuscheltiere oder Kleidung ist unwahrscheinlich“, so der Experte. (nr)
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