Warum bekommen Jugendliche immer weniger Bewegung?
Die meisten Jugendlichen bekommen nicht ausreichend Bewegung. Schuld dafür scheint die verbrachte Zeit vor Bildschirmen von Laptops, Fernsehern, Smartphones und ähnlichen Geräten zu sein. Mädchen scheinen stärker betroffen zu sein als Jungen.
Bei der aktuellen Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde festgestellt, dass lange Bildschirmzeiten von Jugendlichen mit mangelnder Bewegung zusammenhängen und somit mit einer zukünftigen Gefährdung der Gesundheit einhergehen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet Child & Adolescent Health“ veröffentlicht.
Mangelnde Bewegung gefährdet die Gesundheit
Kinder und Jugendliche verbringen häufig viel zu viel Zeit vor den Bildschirmen von Computern, Fernsehern und anderen Geräten. Die zunehmende Bildschirmzeit ersetzt damit wertvolle Zeit, welche zur Bewegung verwendet werden könnte. Dies kann im späteren Leben zu einer Gefährdung der Gesundheit der betroffenen Personen beitragen.
Über 75 Prozent der Kinder bewegen sich viel zu wenig
Die neue Studie ergab, dass 85 Prozent der Mädchen und 78 Prozent der Jungen die aktuelle Empfehlung von mindestens einer Stunde körperlicher Aktivität pro Tag nicht erfüllen. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, verwendeten die Forschenden Daten von 1,6 Millionen zur Schule gehenden Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren.
Gesundheitliche Vorteile durch ausreichende Bewegung
Zu den gesundheitlichen Vorteilen eines körperlich aktiven Lebensstils in der Adoleszenz gehören eine verbesserte kardiorespiratorische und muskuläre Fitness, gesündere Knochen, eine verbesserte kardiometabolische Gesundheit sowie positive Auswirkungen auf das Körpergewicht. Es gibt auch immer mehr Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf die kognitive Entwicklung und das Sozialverhalten hat. Viele dieser Vorteile scheinen bis ins Erwachsenenalter anzuhalten.
Jugendliche sollten täglich mindestens eine Stunde körperlich aktiv sein
Um die oben genannten Vorteile zu erreichen, empfiehlt die WHO den Jugendlichen, jeden Tag eine Stunde oder mehr eine mäßige oder starke körperliche Aktivität auszuüben. Leider halten sich die meisten Jugendlichen nicht an diese Hinweise. Daher ist es dringend erforderlich, dass bekannte wirksame Strategien und Programme zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Jugendlichen gefördert werden.
Kinder haben das Recht zu spielen
„Die Studie unterstreicht, dass junge Menschen das Recht auf Spiel haben und die Möglichkeit erhalten sollten, ihr Recht auf körperliche und geistige Gesundheit und Wohlbefinden wahrzunehmen”, berichtet Studienautorin Dr. Fiona Bull von der Weltgesundheitsorganisation WHO in einer Pressemitteilung.
Leichter Rückgang von unzureichender Aktivität bei Jungen
Weltweit nahm die Prävalenz unzureichender körperlicher Aktivität bei Jungen in den Jahren 2001 bis 2016 leicht ab (von 80 Prozent auf 78 Prozent), aber bei Mädchen gab es im gleichen Zeitverlauf keine Veränderung (verbleibend bei etwa 85 Prozent).
Globale Ziele nicht erreicht
Die Forschenden stellen fest, dass bei der Fortsetzung anhaltender Trends das globale Ziel einer relativen Verringerung der unzureichenden körperlichen Aktivität um 15 Prozent nicht erreicht werden kann. Dieses Ziel wurde von allen Ländern auf der Weltgesundheitsversammlung 2018 vereinbart.
Aktivität von Mädchen muss unbedingt gefördert werden
„Der Trend, dass Mädchen weniger aktiv sind als Jungen, ist beunruhigend”, erklärt Studienautorin Dr. Leanne Riley von der Weltgesundheitsorganisation WHO. „Es bedarf mehr Möglichkeiten, um den Bedürfnissen und Interessen von Mädchen gerecht zu werden, um ihre Teilnahme an körperlichen Aktivitäten durch die Pubertät bis ins Erwachsenenalter zu erhöhen und aufrechtzuerhalten“, fügt die Expertin hinzu.
Regierungen müssen handeln
Um die körperliche Aktivität junger Menschen zu erhöhen, müssen Regierungen die vielen Ursachen und Ungleichheiten (soziale, wirtschaftliche, kulturelle, technologische und ökologische) identifizieren und angehen, welche die Unterschiede in körperlicher Aktivität bei Jungen und Mädchen bewirken könnten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Regina Guthold, Gretchen A Stevens, Leanne M Riley, Fiona C Bull: Global trends in insufficient physical activity among adolescents: a pooled analysis of 298 population-based surveys with 1·6 million participants, in The Lancet Child & Adolescent Health (Abfrage: 22.11.2019), The Lancet Child & Adolescent Health
- New WHO-led study says majority of adolescents worldwide are not sufficiently physically active, putting their current and future health at risk, Weltgesundheitsorganisation (Abfrage: 22.11.2019), WHO
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.