Jugendlicher Alkoholkonsum: Eltern mit größerem Einfluss als gedacht
Obwohl bereits einige Studien Hinweise darauf lieferten, dass der elterliche Alkoholkonsum maßgeblichen Einfluss auf das Trinkverhalten von Jugendlichen hat, vernachlässigen viele Eltern an dieser Stelle ihre Vorbildfunktion. Eltern haben mehr Einfluss auf die Entscheidungen zum Alkoholkonsum bei Jugendlichen, als ihnen bewusst ist, berichten australische Forscher der University of Adelaide von ihren aktuellen Studienergebnissen.
Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie das Trinkverhalten australischer Jugendlicher analysiert und dabei einen erheblichen Einfluss der Eltern auf den Alkoholkonsum der Heranwachsenden beobachtet. „Das elterliche Verhalten und die Einstellung gegenüber Alkohol machen einen maßgeblichen Unterschied und können verhindern, dass Kinder in einem frühen Alter anfangen zu trinken“, so die Verhaltensforscherin Jacqueline Bowden von der Universität Adelaide.
Jugendliche zu ihren Trinkgewohnheiten befragt
Mehr als 2.800 Schüler aus Südaustralien im Alter von 12 bis 17 Jahren haben die Wissenschaftler zu deren Alkoholkonsum befragt. „Die Ergebnisse der Studie bieten einen Überblick über die Prävalenz des Alkoholkonsums unter den Schülern und die Faktoren, die das Trinkverhalten am stärksten beeinflussen“, so die Mitteilung der Universität Adelaide. Schädlicher Alkoholkonsum bleibt ein ernstes Problem in Australien, und Trinkmuster werden oft erstmals in Adoleszenz gesetzt, betont Jacqueline Bowden.
Trinkverhalten der Heranwachsenden besser verstehen
Den Angaben der Expertin zufolge ist „Alkohol eine der Top-5-Todesursachen bei jungen Menschen und eine führende Krebsursache in unserer Gesellschaft.“ Hier sei es wichtig das Trinkverhalten unter den Jugendlichen besser zu verstehen, um wirksame Präventionsstrategien abzuleiten. Zu den Trinkgewohnheiten der australischen Jugendlichen stellten die Wissenschaftler fest, dass die meisten Heranwachsenden im Alter unter 16 Jahren bereits Alkohol probiert hatten. Ein Drittel der Schüler berichtete über gelegentlichen Alkoholkonsum und sobald junge Menschen zu regelmäßigen Trinker geworden waren, sei der wichtigste Prädiktor für das Trinken die wahrgenommene Verfügbarkeit des Alkohols gewesen, schreiben die Wissenschaftler.
Zusammenhang mit Krebserkrankungen vielen nicht bewusst
Lediglich 28 Prozent der Befragten waren sich laut Aussage der Forscher des Zusammenhangs zwischen Alkohol und Krebserkrankungen bewusst und diejenigen, denen diese Verbindung bekannt war, neigten weniger wahrscheinlich zum Alkoholkonsum. Des Weiteren stieg, wenn Freunde der Befragten rauchten oder Alkohol tranken, auch ihre Wahrscheinlichkeit für den Alkoholkonsum. Und Finanziell gut gestellte Heranwachsende zeigten grundsätzlich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit des Alkoholkonsums.
Missbilligung des Alkoholkonsums durch die Eltern mit weitreichender Wirkung
Über alle Altersgruppen war es bei den Heranwachsenden weniger wahrscheinlich, dass sie Alkohol trinken, wenn ihre Eltern den Alkoholkonsum der Minderjährigen missbilligten. „Eine der wichtigsten Botschaften aus unserer Studie ist, dass die Eltern mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Jugendlichen zum Alkohol haben, als sie wahrscheinlich ahnen“, so Jacqueline Bowden.
„Die jüngsten Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, junge Menschen über die Konsequenzen des Alkoholkonsums zu informieren“ und die Bedeutung des Vorlebens eines verantwortlichen Trinkverhaltens durch die Eltern, erläutert Lincoln Size vom Cancer Council SA in der Mitteilung der Universität Adelaide. Hier müsse die Botschaft durchdringen, dass der vermeintlich harmlose Spaß tatsächlich lebenslange Konsequenzen haben kann.
Auch zuhause keinen Alkohol an Jugendliche weitergeben
Die Verhaltensforscherin Jaqcueline Bowden erklärt, dass auch die Frage der Weitergabe von Alkohol an Jugendliche angesprochen werden müsse. Denn viele Eltern würden glauben, die Versorgung ihrer Kinder mit Alkohol in der sicheren Umgebung ihres Hauses lehre sie einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol. Allerdings deuten die aktuellen Erkenntnisse darauf hin, dass dies den Verbrauch erhöht und es ist daher keinesfalls zu empfehlen. Ebenso habe der Eindruck einer leichten Verfügbarkeit des Alkohols zur Folge, dass Jugendliche vermehrt regelmäßig trinken.
Verfügbarkeit in der Gesellschaft kritisch
Die Frage der Verfügbarkeit – einschließlich Preis und Vermarktung – von Alkohol in der Gesellschaft, bleibt laut Aussage der Forscher eine große Herausforderung. Denn in Australien sei Alkohol heute erschwinglicher als in den vergangenen 30 Jahren und die Anzahl der Verkaufsstätten habe in den vergangenen 15 Jahren deutlich zugenommen. „Nehmen Sie Werbung und Sport-Sponsoring mit hinzu und wir haben eine sehr starke Botschaft, dass Alkohol die Norm ist“, kritisiert Bowden.
Wichtige Ratschläge für Eltern
Die aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass die Eltern gefordert sind, „um ihren Kindern zu helfen, früh eine gesündere Beziehung zum Alkohol zu entwickeln. Eltern können die Grenzen setzen und klare Erwartungen schaffen“, erklärt Jacqueline Bowden. Laut Aussage der Expertin sollten Eltern daher:
- den Alkoholkonsum mit ihren Kindern diskutieren und die Tatsache deutlich machen, dass nicht jeder trinkt,
- sich über anstehende Freizeitaktivitäten wie beispielsweise eine Party informieren und ihre Erwartungen an das Verhalten der Jugendlichen deutlich machen,
- den eigenen Alkoholkonsum vor den Augen der Kinder überdenken, da der meiste Alkohol von Erwachsenen zu Hause konsumiert werde,
- übermäßigen Alkoholkonsum grundsätzlich meiden,
- alkoholfreie Veranstaltungen organisieren,
- und keinen Alkohol für Jugendliche kaufen oder diesen auf Partys zur Verfügung zu stellen.
Oft werde vergessen, dass Alkohol die am meisten genutzte Freizeitdroge ist und wie wichtig es ist, „dass die Eltern das richtige Beispiel geben“, so Bowden.
Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und dem Alkoholkonsum
Ausdrücklich weisen die Forscher außerdem auf das Krebsrisiko hin, welches mit dem Alkoholkonsum einhergeht. Es sei „klar, dass Alkoholkonsum eine Ursache für Krebs ist“ und „jeder Grad des Alkoholkonsums erhöht das Risiko der Entwicklung eines alkoholbedingten Krebses“, so Lincoln Size. „Wir wissen, dass Alkohol Krebs des Mundes, Rachens, Kehlkopfs, der Speiseröhre, des Darms bei Männern und der Brust bei Frauen verursachen kann“, so Size weiter. Zudem gelte Alkohol als mögliche Ursache für Leberkrebs und es gebe Hinweise darauf, dass Alkohol das Risiko von Darmkrebs bei Frauen erhöht. Ein besseres Bewusstsein für das Krebsrisiko könnte auch die Einstellung der Heranwachsenden zum Alkohol ändern, erläutern die Forscher. (fp)
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