Energiezufuhr entschlüsselt: Kälte hilft nicht beim Abbau von Fettgewebe
In den vergangenen Jahren haben wissenschaftliche Untersuchungen Hinweise darauf geliefert, dass Kälte beim Abnehmen helfen könnte, da der Organismus bei kalten Temperaturen Energie bereitstellen muss, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Doch Forscher aus Österreich widerlegten nun bisherige Annahmen.
Kann Kälte beim Abnehmen helfen?
Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben in den vergangenen Jahren Hinweise darauf geliefert, dass Kälte beim Abnehmen helfen kann. So berichteten etwa niederländische Forscher im Online-Magazin „Cell-Press“ über eine Studie, in der sich bei Probanden, die zehn Tage lang jeweils sechs Stunden täglich Temperaturen von 15 Grad Celsius ausgesetzt waren, ein Anstieg der „braunen Fettzellen“ zeigte, welche in der Lage sind, durch die Oxidation von Fettsäuren Wärme zu produzieren und daher im Gegensatz zu „weißem Fett“ nicht dick machen. Wissenschaftler aus Österreich haben nun jedoch neue Erkenntnisse gewonnen und widerlegen bisherige Annahmen.
Bestimmte Fettzellen wirken wie „Heizkraftwerke“
Kälte verbrennt Fett: Wovon viele träumen, um schlank zu werden, dem sind Forscher der Karl-Franzens-Universität Graz (Österreich) auf der Spur. Um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten, wirken bestimmte Fettzellen wie „Heizkraftwerke“, heißt es in einer Mitteilung der Universität.
Fehlt darin jedoch ein wichtiges Enzym, wird der Brennstoff aus anderen Zellen gewonnen oder die notwendige Energie muss überhaupt extra zugeführt werden.
Die Arbeitsgruppe rund um Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zechner vom Institut für Molekulare Biowissenschaften hat im Rahmen eines Projekts der Forschungskooperation BioTechMed-Graz völlig neue Erkenntnisse gewonnen, die kürzlich im Fachjournal „Cell Metabolism“ veröffentlicht wurden.
Bisherige Annahme widerlegt
Die Wissenschaftler widerlegen mit ihrer Publikation die bisherige Annahme, dass der Abbau von Fett durch das fettspaltende Enzym Adipose Triglyceride Lipase (kurz ATGL) in sogenannten braunen Fettzellen entscheidend ist, um ausreichend Brennstoff zu generieren und damit die Körpertemperatur bei Kälte im Bereich von fünf Grad aufrecht erhalten zu können.
Jetzt wurde im Tiermodell nachgewiesen, dass das Fehlen der ATGL in den braunen Fettzellen durch erhöhte Bereitstellung von Energie aus anderen Fettdepots kompensiert wird.
„Fehlt die ATGL allerdings auch in diesen, muss Energie zusätzlich über die Nahrung zugeführt werden“, erklärte Dr. Renate Schreiber, die Erstautorin der Studie, die die österreichischen Forscher zusammen mit Kollegen von den Universitäten Maastricht (Niederlande) und Pittsburgh (USA) durchführten.
Eine essenzielle Rolle spielt das Enzym im Herzen, um die Verteilung der Wärme im Körper zu gewährleisten. „Fehlt in diesem Organ die ATGL, ist das tödlich“, so Assoz.-Prof. Dr. Simon Sedej von der Medizinischen Universität Graz.
Behandlung von Adipositas
Braune Fettzellen, ursprünglich nur bei Neugeborenen beschrieben, wurden vor einigen Jahren auch bei Erwachsenen als zentrale „Verbrennungsmaschinen“ identifiziert.
„Die aktuelle Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der physiologischen Vorgänge in diesen „Heizkraftwerken“, welche zur Entwicklung von Therapieansätzen in der Behandlung von Fettleibigkeit unumgänglich sind“, sagte Schreiber. (ad)
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