Viele Menschen neigen bei Stress zu einem erhöhten Kaffee- und Nikotinkonsum. Ob dies eine erfolgversprechende Gegenmaßnahme oder eher kontraproduktiv ist, wurde in einer aktuellen Studie untersucht.
Ein US-Forschungsteam hat die Wirkung der Stimulanzien Koffein und Nikotin bei Personen mit hoher Stressbelastung analysiert und die Ergebnisse in dem Fachmagazin „Occupational Health Science“ veröffentlicht. Trotz nachweisbarer Vorteile, scheinen die Nachteile insgesamt deutlich zu überwiegen.
Nikotin und Koffein beliebte Stimulanzien
Anhand der Querschnittsdaten von 15.880 Angehörigen der US-Marine gingen die Forschenden der Frage nach, ob Stimulanzien unter extrem stressigen Bedingungen eher eine vorteilhafte oder eine nachteilige Wirkung entfalten.
Hierfür ermittelten sie mögliche Zusammenhänge des Arbeitsstress, der Schlafmenge und auftretender Schlafunterbrechungen sowie des täglichen Koffein- und Nikotinkonsums mit der Einsatzbereitschaft und der Gesundheit im operativen Umfeld.
Berücksichtigt wurde die Aufnahme von koffeinhaltigen Getränken (Kaffee, Soda, Tee), Energydrinks, Koffeinpräparaten (Kaugummi/Tabletten), Tabak (Zigarette/Zigarre/Pfeife), elektronischen Nikotinabgabesystemen (zum Beispiel E-Zigaretten) und „rauchlosem“ Nikotin (Kaugummi/Schnupftabak/Pflaster/Kaugummi).
Unterschiedliche Auswirkungen
Abhängig von der Stressbelastung, der Schlafmenge und den Schlafunterbrechungen waren die Auswirkungen der verschiedenen Stimulanzien auf die körperliche und die psychische Gesundheit laut den Forschenden durchaus unterschiedlich.
So waren die Stimulanzien beispielsweise „unter einsatzrelevanten Bedingungen mit mittelhohem Stress und schlechtem Schlaf (…) entweder mit keinen Auswirkungen oder mit einer deutlichen Verringerung der funktionellen Leistungsfähigkeit verbunden“, berichtet das Team.
Bei mäßigem Stress und geringer Schlafmenge (unter 5 Stunden pro Tag) zeigten koffeinhaltige Getränke zwar vorteilhafte Effekte für die körperliche und geistige Gesundheit, doch bei hohem Stress überwogen die Nachteile, so die Fachleute weiter.
Energydrinks und Koffeinpräparate waren den Forschenden zufolge neutral oder schädlich für die Gesundheit, während Tabak sich bei starken Schlafstörungen kurzfristig sogar positiv auf die körperliche Gesundheit auswirkte, jedoch die psychische Gesundheit bei geringer Schlafmenge beeinträchtigte.
Die rauchlosem Nikotinprodukte hatten laut den Fachleuten keine Auswirkungen auf die Gesundheit. Ebenso zeigten E-Zigaretten keinen Effekt auf die körperliche Gesundheit, jedoch Vorteile aber auch Nachteile für die psychische Gesundheit – abhängig vom Schlaf.
Wenig Nutzen, viele Nachteile
Insgesamt brachte Koffein unter hohen Stressbedingungen in vier Prozent der Fälle einen signifikanten Nutzen für die Einsatzbereitschaft und Gesundheit mit sich, während es in 68 Prozent der Fälle zu einer Verschlechterung kam, resümieren die Forschenden.
Nikotin habe in sieben Prozent der Fälle einen Nutzen gezeigt, während es in elf Prozent der Fälle nachteilig war, so das Forschungsteam weiter.
Auch wenn vereinzelte Vorteile auftreten, seien die Stimulanzien insgesamt eher kontraproduktiv, da sie die schädlichen Auswirkungen beruflicher Stressfaktoren auf die Einsatzbereitschaft und die Gesundheit verstärken. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Peter G. Roma, Cristel A. Russell & Dale W. Russell: Stimulant Use in High-Stress Occupational Environments: Countermeasure or Counterproductive?; in: Occupational Health Science (veröffentlicht 15.03.2024), link.springer.com
Wichtiger Hinweis:
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