Osteoporose-Risiko durch Kaffee wegen Kalziumverlust
Laut Fachleuten gehört Deutschland zu den europäischen Ländern mit dem höchsten Kaffeekonsum. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt hierzulande bei fast 150 Litern im Jahr. Viel Kaffee zu trinken kann der Gesundheit schaden. Denn laut einer neuen Studie ist übermäßiger Koffeinkonsum mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko verbunden.
Forschende der University of South Australia haben in einer in der Fachzeitschrift „British Journal of Clinical Pharmacology“ veröffentlichten Studie festgestellt, dass hohe Dosen von Koffein (800 mg), die über einen Zeitraum von sechs Stunden konsumiert wurden, den Kalziumverlust im Urin fast verdoppelten. Eine Kalziumunterversorgung kann eine Osteoporose begünstigen.
Vor- und Nachteile des Kaffeekonsums
Dr. Hayley Schultz von der University of South Australia (UniSA) meint, dass es mit der zunehmenden „Kaffeekultur“ für die Menschen wichtig ist, die Auswirkungen dessen zu verstehen, was sie ihrem Körper zuführen.
„Koffein ist eine der am häufigsten konsumierten Freizeitdrogen der Welt, wobei 80 Prozent der Erwachsenen mindestens ein koffeinhaltiges Getränk pro Tag konsumieren“, erklärt die Wissenschaftlerin in einer Mitteilung.
„Es ist ein verbreitetes Stimulans, das von Berufstätigen, Eltern, Schichtarbeitern und Teenagern gleichermaßen konsumiert wird, um ihren Tag zu beginnen und wach zu bleiben – sogar das Militär verwendet Koffein, um Schläfrigkeit zu bekämpfen“, so Dr. Schultz.
Zwar habe Kaffee seine Vorteile, es sei aber auch wichtig, seine Nachteile anzuerkennen – einer davon ist, dass durch hohen Konsum über den Urin verstärkt Kalzium ausgeschieden wird.
„Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen, die an einem typischen Arbeitstag 800 mg Koffein konsumieren, einen 77-prozentigen Anstieg des Kalziums in ihrem Urin haben, was zu einem potenziellen Mangel führt, der sich auf ihre Knochen auswirken könnte.“
Einfluss auf die Kalzium-Ausscheidung
Osteoporose ist eine chronische, schmerzhafte Krankheit, die die Knochen schwächt und anfälliger für Brüche macht. Zu der häufiger bei Frauen auftretenden Erkrankung kann es kommen, wenn die Knochen Kalzium und andere Mineralien schneller verlieren, als der Körper sie ersetzen kann.
In der Studie kauten die Teilnehmenden über einen sechsstündigen Behandlungszeitraum in zweistündigen Abständen jeweils fünf Minuten lang Koffein- oder Placebo-Kaugummis (Gesamtkoffein 800 mg).
Während das primäre Forschungsziel darin bestand, den Einfluss des Koffeinkonsums auf die Wachheit und andere Faktoren zu untersuchen, zielte diese Teilstudie darauf ab, den Einfluss des Koffeinkonsums auf die renale Kalzium-Ausscheidung zu bewerten.
Manche Menschen besonders gefährdet
Die Co-Forscherin Dr. Stephanie Reuter Lange von der UniSA sagt, dass das Verständnis der langfristigen Auswirkungen eines hohen Koffeinkonsums für Gruppen mit höherem Risiko besonders wichtig ist.
„Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Koffein beträgt etwa 200 mg – ungefähr zwei Tassen Kaffee. Acht Tassen Kaffee zu trinken mag zwar viel erscheinen (800 mg Koffein), aber es gibt Gruppen, die in diese Kategorie fallen“, so Dr. Lange.
„Gefährdete Menschen könnten Energydrinks konsumierende Teenager sein, da sich ihre Knochen noch entwickeln; Profisportler, die Koffein zur Leistungssteigerung verwenden; sowie postmenopausale Frauen, die aufgrund hormoneller Veränderungen häufig niedrige Blutkalziumspiegel haben und keine ausreichende tägliche Kalziumaufnahme über die Nahrung haben“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Vermeidbare Krankheit
„Zunehmend sehen wir auch hohen Koffeinkonsum bei Schichtarbeitern, die nachts wach bleiben müssen, sowie bei Militärangehörigen, die Koffein verwenden, um Schlafentzug im Einsatz zu bekämpfen“, erläutert Dr. Lange.
„Koffein in Maßen hat sicherlich seine Vorteile. Aber es ist wichtig zu verstehen, wie ein übermäßiger Konsum das Risiko einer sehr vermeidbaren Krankheit wie Osteoporose erhöhen könnte.“
Die Forschenden werden die Auswirkungen der Aufnahme unterschiedlicher Koffeinmengen auf die kurz- und langfristige Knochengesundheit untersuchen und sie haben das Ziel, Ernährungsrichtlinien zu erstellen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of South Australia: Caffeine cuts close to the bone when it comes to osteoporosis, (Abruf: 18.07.2021), University of South Australia
- Stephanie E Reuter, Hayley B Schultz, Michael B Ward, Crystal L Grant, Gemma M Paech, Siobhan Banks, Allan M Evans: The effect of high-dose, short-term caffeine intake on the renal clearance of calcium, sodium and creatinine in healthy adults; in: British Journal of Clinical Pharmacology, (veröffentlicht: 14.04.2021), British Journal of Clinical Pharmacology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.