Kaffee: Warum besser ohne Milch trinken
Auch wenn Kaffee in der Vergangenheit eher den Ruf hatte, ungesund zu sein, gibt es inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Belege für seine potenziellen Vorteile für die Gesundheit. Von Bedeutung ist jedoch, dass der Konsum nicht übertrieben wird. Ist es aber auch wichtig, ob das beliebte Getränk schwarz konsumiert wird?
Ob Kaffee schwarz oder mit Sahne, Milch, Zucker oder anderen Zusätzen getrunken wird, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es gibt jedoch einige potenzielle Vorteile beim Trinken von schwarzem Kaffee, wie die Universität Graz schon vor Jahren in einer Mitteilung berichtete.
Gesundheitliche Vorteile
Kaffee ist nicht nur einer der beliebtesten Wachmacher. Bei moderatem Konsum geht er auch mit zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen einher.
So zeigte eine in der Fachzeitschrift „European Journal of Preventive Cardiology“ veröffentlichte Studie, dass das Getränk zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen kann.
Und Studienergebnisse, die in dem Fachjournal „Food Chemistry“ präsentiert wurden, lassen darauf schließen, dass Kaffee das Risiko für Diabetes und Lebererkrankungen senken kann.
Zudem gibt es Hinweise, dass das beliebte Getränk das Risiko für Parkinson und vorzeitigem Tod verringert.
Das Trinken von schwarzem Kaffee kann helfen, diese Vorteile zu maximieren, ohne zusätzliche Kalorien durch Milch, Sahne oder Zucker hinzuzufügen. Der Verzehr von überschüssigen Kalorien kann zu Gewichtszunahme und damit verbundenen Gesundheitsproblemen wie Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes führen.
Molekularer Mechanismus hinter dem gesundheitsfördernden Effekt
Kaffeebohnen haben einen komplexen und reichhaltigen Geschmack, der durch zugesetzte Süßstoffe oder Milchprodukte überdeckt werden kann. Das Trinken von schwarzem Kaffee ermöglicht es, das einzigartige Geschmacksprofil des Kaffees voll und ganz zu schätzen und zu genießen. Und wie erwähnt, gehen damit gesundheitliche Vorteile einher.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Graz haben bereits vor Jahren den molekularen Mechanismus hinter dem gesundheitsfördernden Effekt von Kaffee bestimmt.
Sie stellten dabei auch fest: Kaffee sollte schwarz genossen werden, denn die Zugabe von Milch schmälert seine vorteilhaften Auswirkungen. Die Forschungsergebnisse wurden in den Fachmagazinen „PLOS Genetics“ und „Cell Cycle“ publiziert.
Entkoffeinierte und herkömmliche Variante gleich effektiv
Jener Prozess, der im Mittelpunkt des Interesses von Universitätsprofessor Dr. Frank Madeo und Dr. Christoph Ruckenstuhl vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz steht, heißt Autophagie.
„Es handelt sich dabei um eine Art Selbstverdauungsprogramm, das die Zellen reinigt und entgiftet. Ausgelöst wird diese zelluläre Müllabfuhr vor allem beim kontrollierten Fasten“, erläutert Madeo.
Gemeinsam mit Guido Kroemer, M.D. PhD., und Dr. Federico Pietrocola von der Universität Paris Descartes ist es den Grazer Forschenden gelungen, Ernährungsweisen zu identifizieren, die die molekularen Effekte des Fastens anschalten, obwohl der Organismus isst.
Kaffee ist beispielsweise ein Autophagie-Auslöser, bestätigen die Wissenschaftler: „Innerhalb von einer bis vier Stunden nach dem Konsum wurde in den Modellorganismen die zelluläre Autophagie aller untersuchter Organe – Leber, Skelett-Muskulatur und Herz – stark angekurbelt.“
Dabei waren sowohl die entkoffeinierte als auch die herkömmliche Variante des Getränks gleich effektiv. Madeo und Kroemer vermuten daher, „dass die im Kaffee enthaltenen Polyphenole – das sind sekundäre Pflanzenstoffe – die Autophagie hervorrufen“.
Tierische Proteine können den Autophagie-Prozess hemmen
Allerdings ist bei der Zugabe von Milch Vorsicht geboten: In einer parallel durchgeführten Studie konnten die Forschenden zeigen, dass tierische Proteine den Autophagie-Prozess hemmen können.
„Eine begrenzte Aufnahme der Aminosäure Methionin – einem natürlichen Eiweißbaustein – führte im Modellorganismus Hefe zu einer beachtlichen Lebensverlängerung“, sagt Ruckenstuhl.
Diese Aminosäure kommt verstärkt in tierischem Eiweiß vor: „Einschränkung beim Fleischkonsum sowie geringere Aufnahme von Milchprodukten und Eiern führen zu einer reduzierten Methioninaufnahme und wirken daher in verschiedensten Modellorganismen lebensverlängernd“, so Madeo.
Der Forscher empfiehlt: „Trinken Sie deshalb Kaffee mit gutem Gewissen, aber am besten schwarz oder mit pflanzlich basierter Milch, wie Mandel- oder Kokosmilch.“
Eine allzu strenge vegane Lebensweise will der Wissenschaftler jedoch nicht propagieren: „Es geht darum, tierische Proteine in der Ernährung zu minimieren, nicht zu eliminieren. Dies könnte gerade dann wichtig sein wenn man schon ein paar Stunden gefastet hat, nämlich nach dem Nachtschlaf.“
Mäßigung ist der Schlüssel
Natürlich ist es erwähnenswert, dass die Vorteile von schwarzem Kaffee von der Qualität und Quantität des konsumierten Kaffees sowie von individuellen Unterschieden im Stoffwechsel und anderen Gesundheitsfaktoren abhängen. Wie bei jedem Essen oder Getränk ist Mäßigung der Schlüssel, und es ist wichtig, die eigenen gesundheitlichen Bedürfnisse und Vorlieben zu berücksichtigen, wenn Sie Entscheidungen über Ihren Kaffeekonsum treffen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Graz: Am besten pur, (Abruf: 28.03.2023), Universität Graz
- David Chieng, Rodrigo Canovas, Louise Segan, Hariharan Sugumar, Aleksandr Voskoboinik, Sandeep Prabhu, Liang-Han Ling, Geoffrey Lee, Joseph B Morton, David M Kaye, Jonathan M Kalman, Peter M Kistler: The impact of coffee subtypes on incident cardiovascular disease, arrhythmias, and mortality: long-term outcomes from the UK Biobank; in: European Journal of Preventive Cardiology, (veröffentlicht: 27.09.2022), European Journal of Preventive Cardiology
- Roman Lang, Anja Beusch, Sebastian Dirndorfer: Metabolites of dietary atractyligenin glucoside in coffee drinkers' urine; in: Food Chemistry, (veröffentlicht: 23.11.2022), Food Chemistry
- Christoph Ruckenstuhl, Christine Netzberger, Iryna Entfellner, Didac Carmona-Gutierrez, Thomas Kickenweiz, Slaven Stekovic, Christina Gleixner, Christian Schmid, Lisa Klug, Alice G Sorgo, Tobias Eisenberg, Sabrina Büttner, Guillermo Mariño, Rafal Koziel, Pidder Jansen-Dürr, Kai-Uwe Fröhlich, Guido Kroemer , Frank Madeo: Lifespan extension by methionine restriction requires autophagy-dependent vacuolar acidification; in: PLOS Genetics, (veröffentlicht: 01.05.2014), PLOS Genetics
- Federico Pietrocola, Shoaib Ahmad Malik, Guillermo Mariño, Erika Vacchelli, Laura Senovilla, Kariman Chaba, Mireia Niso-Santano, Maria Chiara Maiuri, Frank Madeo, Guido Kroemer: Coffee induces autophagy in vivo; in: Cell Cycle, (veröffentlicht: 25.05.2014), Cell Cycle
Wichtiger Hinweis:
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