Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Trinken mehrerer Tassen Kaffee täglich helfen kann, den kognitiven Abbau bei Menschen mit einer häufigen Art von Herzrhythmusstörung zu verhindern.
Die Studie, die kürzlich im Journal of the American Heart Association veröffentlicht wurde, ergänzt eine Reihe von Forschungsarbeiten, die die Annahme widerlegen, dass Menschen mit unregelmäßigem Herzrhythmus wie Vorhofflimmern (auch als AF oder AFib bezeichnet) vom Trinken koffeinhaltiger Getränke abgeraten werden sollte, so die Forschenden.
Kein Grund, vom Kaffeetrinken abzuraten
„Es gibt viele Mythen, aber unsere Studie hat keinen Grund gefunden, einem Patienten mit AFib vom Kaffeetrinken abzuraten oder es ihm zu verbieten“, so der leitende Studienautor Dr. Jürg H. Beer in einer Pressemitteilung. Beer ist Professor für Medizin und Hämatologie an der Universität Zürich in der Schweiz. „Sagen Sie stattdessen: ‚Genießen Sie es, es könnte sogar gut für Sie sein!‘“
Wie es in einem Beitrag der American Heart Association (AHA) heißt, betrifft AFib mehr als fünf Millionen Menschen in den USA und ist die häufigste Art von Herzrhythmusstörung bei Erwachsenen. Menschen mit AFib haben ein höheres Risiko für kognitiven Abbau, Schlaganfall und Demenz.
Viele Fachleute raten Menschen mit Vorhofflimmern vom Konsum koffeinhaltiger Getränke ab. Doch in den letzten Jahren haben Forschende nur wenige Belege für diese Empfehlung gefunden.
Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten
Leitlinien zur Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern, die 2023 gemeinsam von der American Heart Association, dem American College of Cardiology, dem American College of Clinical Pharmacy und der Heart Rhythm Society veröffentlicht wurden, berichten von keinem Nutzen des Verzichts auf Kaffee zur Vorbeugung von Herzrhythmusstörungen bei Menschen mit Vorhofflimmern.
Die Leitlinien weisen jedoch darauf hin, dass der Verzicht auf Kaffee die Symptome bei Menschen lindern könnte, bei denen Koffein Symptome wie Schwindel und Müdigkeit auslöst oder verschlimmert.
Andere Studien haben gezeigt, dass Kaffeetrinken die kognitiven Fähigkeiten ansonsten gesunder Menschen verbessert.
Drei bis fünf Tassen schwarzer Kaffee
„Die häufigste Herzrhythmusstörung, Vorhofflimmern, erhöht bekanntermaßen unabhängig davon das Demenzrisiko“, erläutert der leitende Studienautor Dr. Massimo Barbagallo in der Pressemitteilung. Er ist Assistenzarzt auf der neurologischen Intensivstation des Universitätsspitals Zürich.
„Daher stellt sich die Frage, ob Kaffee das erhöhte Risiko kognitiver Beeinträchtigungen bei Menschen mit Vorhofflimmern ausgleichen kann.“
Ernährungsrichtlinien in den USA besagen, dass drei bis fünf Tassen schwarzer Kaffee (mit 230 ml) pro Tag Teil einer gesunden Ernährung sein können. Die AHA warnt jedoch, dass viele beliebte Kaffeegetränke wie Latte Macchiato oft zugesetzten Zucker und Fett enthalten und daher kalorienreich sind.
Verschiedene kognitive Tests
In der neuen Studie analysierten die Forscherinnen und Forscher kognitive Bewertungen von 2.413 Menschen, bei denen in 14 Gesundheitszentren Vorhofflimmern diagnostiziert wurde und die zwischen 2014 und 2017 an der Swiss Atrial Fibrillation Cohort Study teilnahmen.
Die Teilnehmenden, die im Durchschnitt 73 Jahre alt waren, absolvierten mehrere kognitive Tests und gaben an, wie viele Tassen koffeinhaltigen Kaffee sie in den letzten 12 Monaten getrunken hatten.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammelten keine Informationen über zugesetzte Süßstoffe, Milch, Sahne oder Aromen.
Sie analysierten auch Entzündungsmarker, die sowohl mit der Alzheimer-Krankheit als auch mit Vorhofflimmern in Zusammenhang stehen.
Dosis-Wirkungs-Zusammenhang
Insgesamt war ein höherer Kaffeekonsum mit höheren kognitiven Testergebnissen verbunden. Studienteilnehmende, die mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag tranken, erzielten höhere Werte bei Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und visuell-motorischer Koordination als diejenigen, die weniger als eine Tasse tranken.
Das kognitive Alter derjenigen, die am meisten Kaffee tranken, wurde auf 6,7 Jahre niedriger berechnet als das derjenigen, die am wenigsten tranken. Und die Entzündungsmarker waren bei Personen, die mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag tranken, um mehr als 20 Prozent niedriger als bei Personen, die weniger als eine Tasse täglich tranken.
„Es gab einen sehr klaren und konsistenten ‚Dosis-Wirkungs-Zusammenhang‘ zwischen dem Trinken von mehr Kaffee und besseren Ergebnissen bei mehreren verschiedenen anspruchsvollen kognitiven Tests“, sagt Beer.
„Entzündungsmarker nahmen mit höherem Kaffeekonsum ab, ein Zusammenhang, der auch nach Berücksichtigung von Variablen wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Rauchverhalten, körperlicher Aktivität und Schlaganfallvorgeschichte bestehen blieb.“
Kein Beweis für langfristigen Schutz
Frühere Studien deuteten darauf hin, dass die schützende Wirkung von normalem Kaffee vor kognitivem Abbau bei älteren Erwachsenen auf Koffein und andere Wirkstoffe wie Magnesium und Vitamin B3 zurückzuführen sein könnte, so die Forschenden. Oder es könnte an der Rolle des Kaffees bei der Reduzierung der entzündungsfördernden Chemikalien liegen, vermuteten sie.
Dr. José A. Joglar, Professor für Innere Medizin am UT Southwestern Medical Center in Dallas, warnt in der Pressemitteilung, dass diese neuesten Ergebnisse nicht beweisen, dass Kaffee einen langfristigen kognitiven Abbau verhindert.
„Kaffee scheint AFib nicht zu verschlimmern, es besteht also kein Grund, mit dem Trinken aufzuhören“, sagt Joglar, der nicht an der neuen Forschung beteiligt war. „Wir können jedoch nicht sagen, dass der Beginn des Kaffeetrinkens AFib oder einen langfristigen kognitiven Abbau verhindern würde.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Massimo Barbagallo, et al.: Coffee Consumption Correlates With Better Cognitive Performance in Patients With a High Incidence for Stroke; in: Journal of the American Heart Association, (veröffentlicht: 14.12.2024), www.ahajournals.org
- American Heart Association: Drinking coffee may help prevent mental decline in people with atrial fibrillation, (Abruf: 05.01.2025), newsroom.heart.org
- American Heart Association: Coffee may protect cognition in people with AFib, (Abruf: 05.01.2025), www.heart.org
- José A. Joglar, et al.: 2023 ACC/AHA/ACCP/HRS Guideline for the Diagnosis and Management of Atrial Fibrillation: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines; in: Circulation, (veröffentlicht: 30.11.2023), www.ahajournals.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.