IARC bewertet Kaffee als nicht krebserregend, warnt jedoch vor sehr heißen Getränken
Lange Zeit galt Kaffee als eher gesundheitsschädlich und auch über möglich Zusammenhänge mit Krebserkrankungen wurde spekuliert. In einer aktuellen Studie kommt die Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun zu dem eindeutigen Ergebnis, dass von Kaffee keinerlei krebserregende Wirkung ausgeht. Im Gegenteil: Kaffee kann offenbar sogar vor zwei Krebsformen schützen. Allerdings sind sehr heiße Getränke allgemein laut Aussage der Wissenschaftler mit einem erhöhten Risiko für Speiseröhrenkrebs verbunden. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin „The Lancet Oncology“ veröffentlicht.
Die Wissenschaftler der IARC überprüften in ihrer aktuellen Studie mögliche Zusammenhänge des Krebsrisikos mit dem Konsum von Kaffee, Mate-Tee und anderen sehr heiß getrunkenen Getränken. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass „keine schlüssigen Beweise für eine kanzerogene Wirkung von Kaffee“ vorliegen. Bei Mate-Tee spielte – ebenso wie bei anderen Heißgetränken – die Verzehrtemperatur eine maßgeblich Rolle in Bezug auf das Krebsrisiko. Die Studienergebnisse „deuten darauf hin, dass der Konsum sehr heißer Getränke eine wahrscheinliche Ursache für Speiseröhrenkrebs ist, und dass die Temperatur, anstatt der Getränke selbst, hierfür verantwortlich zu sein scheint“, betont Dr. Christopher Wild, Direktor der IARC.
Mehr als 1.000 Studien zum Krebsrisiko durch Kaffeekonsum ausgewertet
Die internationale Arbeitsgruppe aus 23 IARC-Wissenschaftlern hat im Auftrag der WHO die Kanzerogenität von Kaffee, Mate-Tee und sehr heißen Getränke bewertet. Hierfür analysierten die Forscher die Ergebnisse zahlreicher älterer Studien weltweit. Den Ergebnissen zufolge ist Kaffeekonsum nicht länger als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ einzustufen (IARC-Bewertung von 1991). „Nach der gründlichen Überprüfung von mehr als 1.000 Studien bei Menschen und Tieren hat die Arbeitsgruppe festgestellt, dass es keine ausreichenden Beweise für die Kanzerogenität des Kaffeekonsums gibt“, so die Mitteilung der IARC.
Reduziertes Risiko bei zwei Krebsarten
Viele epidemiologische Studien haben laut Aussage der Forscher gezeigt, dass Kaffee kein erhöhtes Risiko für Brustkrebs und Krebserkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder Prostata mit sich bringt. Zudem sei Kaffeekonsum mit einem reduzierten Risiko für Krebserkrankungen der Leber und der Gebärmutter verbunden, berichtet das IARC. Bei mehr als 20 anderen Krebsarten war den Forschern keine wissenschaftlich belastbare Bewertung möglich, so dass hier unklar bleibt, inwiefern Kaffeekonsum Einfluss auf das Erkrankungsrisiko hat.
Temperatur entscheidend für das Krebsrisiko
Für Mate-Tee stellten die Forscher in ihrer Analyse fest, dass dieser keine krebserregende Wirkung in Tierversuchen und epidemiologischen Studien hatte, solange er kalt getrunken wurde. Verbreitet ist der Konsum von Mate-Tee vor allem in Südamerika, doch in Europa und Nordamerika erfreute sich der Tee aus den getrockneten Blättern des Ilex paraguariensis zuletzt ebenfalls einer stark wachsenden Beliebtheit. Mate wird traditionell sehr heiß getrunken (bei etwa 70 ° C), kann aber auch warm oder kalt verzehrt werden, erläutern die IARC-Forscher. Für den sehr heißen Tee gilt, ebenso wie für andere Getränke, die mit entsprechend hohen Temperaturen getrunken werden, dass dieser „wahrscheinlich krebserregend“ ist, so das Ergebnis der Arbeitsgruppe.
Auch sehr heißes Wasser mit krebserregender Wirkung?
Bei den sehr heißen Getränken ergaben die ausgewerteten epidemiologischen Studien allgemein eine positive Assoziation mit Krebserkrankungen der Speiseröhre. „Studien an Orten wie China, der Islamische Republik Iran, der Türkei und Südamerika, wo Tee oder Mate traditionell sehr heiß getrunken wird (bei etwa 70 ° C), haben festgestellt, dass das Risiko von Speiseröhrenkrebs mit der Temperatur der Getränke steigt“, so die Mitteilung des IARC. In Experimenten mit Tieren hätten sich sogar für sehr heißes Wasser Hinweise auf eine krebserregende Wirkung ergeben.
Risiko von Speiseröhrenkrebs durch sehr heiße Getränke
Zwar bleiben „Rauchen und Alkohol die wichtigsten Ursachen von Speiseröhrenkrebs, vor allem in vielen Ländern mit hohem Einkommen (…), allerdings treten die Mehrheit der Speiseröhrenkrebsfälle in Teilen von Asien, Südamerika und Ostafrika auf, wo der regelmäßige Verzehr sehr heißer Getränke üblich ist“, so der IARC-Direktor Dr. Wild.
Der Grund für die hohe Inzidenz dieser Krebsart sei bisher unklar und der Konsum sehr heißer Getränke könnte hier gegebenenfalls eine Rolle spielen. Speiseröhrenkrebs ist laut Angaben der IARC die achthäufigste Krebserkrankung weltweit und zählte im Jahr 2012 mit etwa 400.000 Todesfälle zu den tödlichsten Krebsformen. Der Anteil von Speiseröhrenkrebsfälle, die mit dem Konsum sehr heißer Getränke Verbindung gebracht werden können, bleibt dabei laut Aussage der Forscher unklar, könnte jedoch beachtlich ausfallen. (fp)
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