Regelmäßiger Kaffee- und Teekonsum im mittleren Alter scheint das Risiko für körperliche Gebrechlichkeit im späteren Lebensverlauf deutlich zu reduzieren. Die Wirkung wird dabei vor allem dem enthaltenen Koffein zugeschrieben.
Den Zusammenhang zwischen dem Konsum koffeinhaltiger Getränke in der Lebensmitte und dem Risiko körperlicher Gebrechlichkeit im späteren Leben hat ein Forschungsteam um Prof. Woon Puay Koh von der National University of Singapore untersucht und die Ergebnisse in dem „Journal of the American Medical Directors Association“ veröffentlicht.
Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-System
Lange galt insbesondere Kaffee eher als ungesund, doch haben verschiedene neuere Studien auf deutliche Vorteile für die Gesundheit hingewiesen. So hat beispielsweise eine Forschungsarbeit aus dem vergangenen Jahr gezeigt, dass zwei bis drei Tassen koffeinhaltiger Kaffee pro Tag nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren und die Lebenserwartung erhöhen.
Auch dem regelmäßigen Teekonsum werden positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System zugeschrieben und zuletzt hat eine Studie von Forschenden der Edith Cowan University (ECU) und der University of Western Australia bestätigt, dass schwarzer Tee vor Arterienverkalkung schützt.
Profitiert die Gesundheit im Alter?
Wie der Konsum koffeinhaltiger Getränke die Gesundheit im Alter beeinflusst, hat das Team um Professor Koh Woon Puay nun anhand der Daten von über 12.000 Teilnehmern der Singapore Chinese Health Study analysiert. Die Teilnehmenden waren im Alter von 45 bis 74 Jahren und es lagen Daten über einen Nachbeobachtungszeitraum von 20 Jahren vor.
Eine erste Befragung der Teilnehmenden erfolgte zwischen 1993 und 1998 in einem Durchschnittsalter von 53 Jahren. Bei diesen Basisinterviews wurden die Teilnehmenden auch zu ihren Gewohnheiten beim Konsum von koffeinhaltigen Getränken (wie Kaffee, Tee und Erfrischungsgetränken) und Lebensmitteln (wie Schokolade) befragt, berichten die Forschenden.
Weiterhin erfassten die Fachleute Angaben zu den soziodemografischen Merkmalen, der Krankengeschichte, Ernährungsgewohnheiten, körperlichen Aktivitäten, Schlafdauer sowie Größe und Gewicht. Eine zweite Erhebung folgte zwischen 2006 und 2010, eine dritte von 2014 bis 2017.
In den begleitenden körperlichen Untersuchungen ermittelten die Forschenden zudem die Handgriffstärke und sowie die Mobilität und das Sturzrisiko (anhand „Timed Up and Go-Test“; TUG).
Wie wurde Gebrechlichkeit definiert?
Dem Forschungsteam zufolge wurden Teilnehmende als „körperlich gebrechlich“ eingestuft, wenn mindestens zwei der vier folgenden Faktoren eintraten:
- Gewichtsverlust (mehr als 10 % Gewichtsverlust zwischen zweiter und dritter Folgeuntersuchung),
- bestätigte Erschöpfung (in den Befragungen),
- Langsamkeit (langsamstes geschlechtsspezifisches Quintil beim TUG)
- und Schwäche (schwächstes geschlechtsspezifisches Quintil bei der Handgriffstärke).
Koffeinaufnahme durch Tee und Kaffee
Die Hauptquellen für Koffein waren in dieser Kohorte Kaffee und Tee, die 84 Prozent beziehungsweise 12 Prozent der gesamten Koffeinaufnahme ausmachten, berichten die Forschenden.
Insgesamt tranken 68,5 Prozent der Teilnehmer täglich Kaffee, wobei 52,9 Prozent von ihnen eine Tasse pro Tag tranken, 42,2 Prozent zwei bis drei Tassen pro Tag und die restlichen 4,9 Prozent vier oder mehr Tassen pro Tag, so die Fachleute weiter.
Sowohl für den Kaffeekonsum als auch für den Teekonsum wurden unter den Teilnehmenden vier Kategorien gebildet. Beim Kaffee waren dies: Kein täglicher Konsum, eine Tasse pro Tag, zwei bis drei Tassen täglich sowie vier oder mehr Tassen pro Tag.
Beim Teekonsum wurde laut den Forschenden zwischen nie, mindestens einmal im Monat, mindestens einmal in der Woche und täglichem Teetrinken unterschieden.
Geringeres Risiko körperlicher Gebrechlichkeit
Die anschließende Datenauswertung hat gezeigt, dass der Konsum von Kaffee, schwarzem oder grünem Tee in der Lebensmitte unabhängig voneinander mit einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit körperlicher Gebrechlichkeit im höheren Lebensalter verbunden war, berichtet das Team.
Teilnehmende, die vier oder mehr Tassen Kaffee pro Tag tranken, hatten den Fachleuten zufolge im Vergleich zu Teilnehmenden, die nicht täglich Kaffee tranken, eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für körperliche Gebrechlichkeit im höheren Alter.
Ebenso sei bei täglichem Konsum von schwarzem oder grünem Tee eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für körperliche Gebrechlichkeit festzustellen gewesen als bei Nicht-Tee-Trinkenden.
Koffein der entscheidende Faktor?
Wurde ausschließlich die Koffeinaufnahme in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit einer körperlichen Gebrechlichkeit im höheren Lebensalter betrachtet, so habe sich gezeigt, dass eine höhere Aufnahme mit einem geringeren Risiko für körperliche Gebrechlichkeit in Verbindung gebracht werden kann, unabhängig von der Quelle des Koffeins.
Neben dem Koffein enthalten Kaffee und Tee zudem reichlich bioaktive Polyphenole, die antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften haben und mit einem geringeren Risiko für Krankheiten in Verbindung gebracht werden, die ihrerseits die Gebrechlichkeit erhöhen, berichten die Forschenden.
Weitere Studien erforderlich
„Unsere Studien zeigen, dass der Konsum dieser koffeinhaltigen Getränke in der Lebensmitte mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit körperlicher Gebrechlichkeit im späteren Leben verbunden sein könnte“, resümiert die Studienleiterin Prof. Woon Puay Koh.
Nun seien jedoch noch weitere Studien erforderlich, um diese Zusammenhänge zu bestätigen und zu überprüfen, ob die Auswirkungen auf die körperliche Gebrechlichkeit durch Koffein oder andere chemische Verbindungen vermittelt werden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kevin Y. Chua, Huiqi Li, Wee-Shiong Lim, MMed, Woon-Puay Koh: Consumption of Coffee, Tea, and Caffeine at Midlife, and the Risk of Physical Frailty in Late Life; in: JAMDA (veröffentlicht 02.07.2023), jamda.com
- : Benjamin H. Parmenter, Catherine P. Bondonno, Kevin Murray, John T. Schousboe, Kevin Croft, Richard L. Prince, Jonathan M. Hodgson, Nicola P. Bondonno, Joshua R. Lewis: Higher Habitual Dietary Flavonoid Intake Associates With Less Extensive Abdominal Aortic Calcification in a Cohort of Older Women; in: Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology (veröffentlicht 03.11.2022), ahajournals.org
- : David Chieng, Rodrigo Canovas, Louise Segan, Hariharan Sugumar, Aleksandr Voskoboinik, et al.: The impact of coffee subtypes on incident cardiovascular disease, arrhythmias, and mortality: long-term outcomes from the UK Biobank; in: European Journal of Preventive Cardiology (veröffentlicht 27.09.2022), European Journal of Preventive Cardiology
- National University of Singapore, Yong Loo Lin School of Medicine: Drinking coffee or tea may be beneficial for physical function in ageing (veröffentlicht 03.10.2023), eurekalert.org
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