Kaffee zählt zu den liebsten Getränken hierzulande und wird mit einem Pro-Kopf-Konsum von knapp einem halben Liter am Tag mehr getrunken als Wasser. Doch viel Kaffee galt lange als ungesund und wurde beispielsweise mit einem erhöhten Risiko für Herz- und Krebserkrankungen in Verbindung gebracht. Neue Untersuchungen zeigen jedoch ein anderes Bild und schreiben dem beliebten Heißgetränk sogar positive Effekte für die Gesundheit zu.
Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen
Ein Tag ohne Kaffee ist für viele Menschen kaum vorstellbar. Ob am Morgen zum Wachwerden, am Nachmittag zu einem Stück Kuchen oder abends nach einem schweren Essen – Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen. 2014 lag der Pro-Kopf-Verbrauch laut dem Deutschen Kaffeeverband bei 162 Litern und damit deutlich über dem Konsum von Mineralwasser (143,5 Liter) und Bier (107 Liter). Und auch international betrachtet belegen wir beim Kaffee trinken mit einem Inlandskonsum von mehr als 9 Millionen Sack Rohkaffee à 60 Kilo einen der vorderen Plätze, nur die USA (23,8 Mio.) und Brasilien (20,1 Mio.) haben einen höheren Verbrauch. Umgerechnet trinkt hierzulande also jeder im Schnitt fast einen halbem Liter des Heißgetränks am Tag – ein Umstand, der lange als besorgniserregend galt. Denn ein regelmäßiger Kaffee-Konsum wurde von vielen Experten als ungesund betrachtet und unter anderem mit Bluthochdruck und Herzproblemen in Verbindung gebracht.
Wirkung bei jedem unterschiedlich
Doch mittlerweile scheint sich das Bild zu wandeln, denn immer mehr Studien kommen zu gegenteiligen Ergebnissen und schreiben dem Kaffee sogar positive Effekte für die Gesundheit zu. Die Wirkung des Inhaltsstoffs Koffein ist jedoch sehr komplex und nicht jeder Kaffeetrinker reagiert gleich auf die anregend wirkende Substanz. Wer noch nie Kaffee getrunken hat, verspürt beim ersten Genuss eines starken schwarzen Espressos unter Umständen einen leichten „Kaffeerausch“, während das gleiche Getränk bei Gewohnheitstrinkern keinerlei Beschwerden verursacht. Auch die Zeit, die der Körper benötigt, um das Koffein wieder abzubauen, ist unterschiedlich und abhängig von den jeweiligen Umständen: Während übergewichtige Personen und Raucher die Substanz beispielsweise schneller abbauen, verbleibt das Koffein bei Schwangeren länger im Körper.
Koffein wirkt eigentlich als Gift
Die Kaffeepflanze bildet das Koffein an mehreren Stellen. In den Blättern dient es als natürliches Insektenschutzmittel, das in den Samen und Früchten enthaltene Koffein hemmt zudem andere Samen in der unmittelbaren Umgebung an der Keimung. „Koffein ist eigentlich ein Gift, aber in geringen Dosen regt es den Kreislauf an und fördert die Konzentration“, erklärt Getränketechnologe Prof. Bernd Lindemann von der Hochschule Geisenheim, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Als normaler Kaffee-Konsument eine tatsächlich giftige Dosis zu erreichen, sei demnach allerdings unwahrscheinlich, denn „dafür müsste man schon 100 Tassen am Tag trinken“, so Lindemann weiter.
Dass uns Kaffee wach und munter macht, hat vor allem zwei Gründe: Erstens wirkt das Koffein gefäßverengend, wodurch das Herz kräftiger pumpen muss als sonst und das Gehirn optimal mit Sauerstoff versorgt wird. Neben dem verdrängt Koffein den Botenstoff Adenosin, der als eine „Art Bremse im Gehirn“ zu verstehen sei, erläutert die Pharmakologin Prof. Karen Nieber von der Universität Leipzig. Da uns dieser Stoff sonst müde macht, fühlt man sich nach einer Tasse Kaffee meist wacher und fitter – doch die Wirkung hält nicht lange an, sondern bleibt nach Angaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bei einem Erwachsenen nur rund vier Stunden bestehen.
Kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die stimulierende Wirkung des beliebtes Heißgetränks sorgt jedoch auf der anderen Seite auch für Bedenken und Sorge, dass Kaffee trinken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhe. Hier gehen die Meinungen der Experten zwar auseinander, doch viele Studien zeigen, dass Kaffee offenbar weit weniger gefährlich ist, als häufig angenommen. So kam beispielsweise die 2012 veröffentlichte EPIC-Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) zu dem Ergebnis, dass Kaffeetrinken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht erhöht, sondern sogar mit einem verminderten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist, so eine Mitteilung des DIfE. Demnach hatte die Studie mit mehr als 42.600 Teilnehmern gezeigt, dass Personen, die täglich mehr als vier Tassen (über 600 ml) koffeinhaltigen Kaffee tranken, ein um 23 Prozent verringertes Typ-2-Diabetes-Risiko aufwiesen, als diejenigen die durchschnittlich weniger als eine Tasse konsumierten.
Erst kürzlich hatten Forscher von der University of Southampton (UK) im Rahmen einer Metastudie deutliche Hinweise darauf gefunden, dass ein erhöhter Kaffeekonsum das Risiko für eine Leberzirrhose reduzieren könne. Forscher der Emory University in Atlanta berichteten Anfang des Jahres im „Journal of the American Heart Association“, dass Kaffee trinken auch aus ihrer Sicht nicht zu einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen führe.
In der Schwangerschaft auf hohen Konsum verzichten
Auch ein erhöhtes Krebsrisiko konnte die EPIC-Studie nicht belegen, Experten gehen hier zum Teil sogar von einer Schutzwirkung durch das Koffein aus. Eine These, der die Pharmakologin Nieber jedoch skeptisch gegenüber steht, denn „das sind alles Studien, die an Zellkulturen gemacht wurden.“ Studien zum Zusammenhang von Kaffee-Konsum und Alzheimer würden demnach oft auf Tierversuchen beruhen, so Nieber weiter gegenüber der Nachrichtenagentur.
Betrachtet man die derzeitigen Erkenntnisse, spricht jedoch offenbar nichts gegen einen moderaten Konsum von bis zu vier bis fünf Tassen am Tag – ausgenommen seien laut Nieber jedoch Patienten mit Osteoporose. Denn hier könne der Knochenschwund durch den Kaffee sogar noch begünstigt werden. Auch in der Schwangerschaft sollte das Heißgetränk nur in Maßen genossen werden und auf Empfehlung der EFSA eine Koffein-Menge von 200 mg pro Tag nicht überschritten werden. (nr)
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