Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert Festlegung einer Kaloriensteuer im Koalitionsvertrag
20.11.2013
Zu kalorienreiche Lebensmittel haben wesentlichen Anteil an der wachsenden Anzahl übergewichtiger Menschen in Deutschland. Damit verbunden ist eine deutliche Zunahme der Volkskrankheiten wie Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Arterienverkalkung, Koronare Herzkrankheit). Mit der Einführung einer Kaloriensteuer könnte daher nach Ansicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ein „bedeutender Schritt“ zur „Primärprävention“ geleistet werden.
In einem Brief an die Verhandlungsführer von CDU und SPD, Jens Spahn und Karl Lauterbach, betont die DDG, dass die „Überlegungen, künftig eine Steuer auf besonders kalorienreiche Lebensmittel zu erheben“, ausdrücklich begrüßt werden. Dies sei eine „effektive Strategie gegen das weitere Ansteigen der Volkskrankheiten“, erläutert der DDG-Präsident Erhard Siegel. Über den Kostenfaktor könne die Kaloriensteuer zur Umstellung der Ernährungsgewohnheiten beitragen, nachdem der bloße Appell an individuelle Verhaltensänderungen hier nachweislich gescheitert sei.
Preissignale zur Ernährungsumstellung
Der Deutschen Diabetes Gesellschaft zufolge sind deutliche Preissignale äußerst wirksam. Dies habe die Anti-Raucher-Kampagne gezeigt. Der DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs erklärte, dass „der Anteil der Jugendlichen zwischen zwölf und siebzehn Jahren, der zur Zigarette greift, sich in den letzten zehn Jahren halbiert“ habe. Bei den sogenannten Alkopops sei der Effekt sogar noch deutlicher gewesen. Nachdem diese relativ kurzfristig mit einer Steuer belegt wurden, seien sie heute vom Markt fast verschwunden. Eine vergleichbare Entwicklung beim Konsum kalorienreicher Lebensmittel könnte tatsächlich zu einer deutlichen Reduzierung der Anzahl Übergewichtiger und damit möglicherweise sogar zu einem Rückgang der Volkskrankheiten beitragen (oder zumindest einen weiteren Anstieg verhindern).
Gesunde Lebensmittel steuerlich entlasten
Eingebracht hatten den Vorschlag einer Kaloriensteuer laut DDG die Gesundheitsexperten Edgar Franke (SPD) und Erwin Rüddel (CDU), die den halben Mehrwertsteuersatz auf alle Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm aufschlagen wollen. Bisher werden Grundnahrungsmittel – anders als zubereitete Speisen, deren Mehrwertsteuersatz bei 19 Prozent liegt – lediglich mit sieben Prozent Mehrwertsteuer belegt. Um den Eindruck zu vermeiden, dass hier lediglich eine weitere Steuer zum Füllen der Staatskassen erhoben wird, rät die DDG, gleichzeitig eine steuerliche Entlastung bei den gesunde Lebensmittel vorzunehmen. Mittelfristig würde dieser Schritt „das Gesundheitssystem zusätzlich entlasten“, so die Einschätzung der DDG. Betroffen von der Kaloriensteuer wären zum Beispiel Nuss-Nougat Creme, Kartoffelchips, Schokoriegel und viele Arten von Fastfood. Die Kaloriensteuer könnte nach Auffassung der DDG sinnvoller Weise auch in Kombination mit einer Zucker- und Fettsteuer eingeführt werden, damit zum Beispiel stark zuckerhaltige Softdrinks auch erfasst werden.
Zucker-Fett-Steuern zur Vermeidung von Volkskrankheiten
Vergleichbare „Zucker-Fettsteuern“ existieren dem DDG zufolge „bereits in Frankreich, Finnland, Ungarn und Mexiko.“ In mehreren anderen Ländern werde eine Einführung diskutiert. Wie groß der Handlungsbedarf auch hierzulande ist, geht aus dem Ernährungsbericht der Bundesregierung hervor, demnach in Deutschland 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen an Übergewicht leiden. Da Fettleibigkeit auch einen Risikofaktor für Diabetes bildet, sieht die DDG hier einen der Gründe für die rund 250.000 Diabetes-Neuerkrankungen pro Jahr. Mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden der DDG zufolge an Diabetes. (fp)
Bild: Bernd Bast / pixelio.de
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